Mutter will Täter für immer im Gefängnis sehenMit zehn Jahren tötete er den kleinen James Bulger – kommt Jon Venables bald auf freien Fuß?

Kommt der einst jüngste Kinder-Killer bald raus aus dem Knast?
Es ist wirklich schwer zu begreifen, dass Kinder so etwas tun. Vor 30 Jahren haben in England zwei zehnjährige Jungen den kleinen James entführt und ermordet. Die beiden Täter wurden daraufhin – anders als es in Deutschland möglich wäre – verurteilt. Jon Venables (heute 40) ist einer von ihnen. Er sitzt wegen des Besitzes von Kinderpornos eine lebenslange Haftstrafe ab. Jetzt wittert er seine Chance auf Freiheit.
Alle Chancen verspielt? Die Strafakte des Jon Venables
Er hat das Gesicht eines unschuldigen Jungen. Doch was Jon Venables in seinem kurzen Leben bereits getan hat, lässt einem kalte Schauer über den Rücken laufen. 1993 entführt er im Alter von zehn Jahren den kleinen James Bulger (†2) im englischen Liverpool. Gemeinsam mit seinem Freund Robert Thompson (10) foltert er den Jungen – bis der Zweijährige stirbt.
Lesen Sie auch zum Thema: Warum Kinder zu Mördern werden
In Deutschland wären die beiden viel zu jung gewesen, um belangt zu werden – doch in England liegt die Strafmündigkeit bei zehn Jahren. Beide werden verurteilt, sitzen für den Mord eine achtjährige Haftstrafe in Erziehungsanstalten ab. Schon damals kann James’ Mutter Denise Fergus (55) das Urteil und den Umgang mit den Mördern ihres Sohnes nicht verstehen. „Acht Jahre saßen sie im Jugendarrest. Da durften sie sich die Zimmer selbst einrichten. Sie durften sich wünschen, was sie wollten, alles wurde für sie gemacht. Das war doch keine Strafe. Das war doch eine Belohnung“, sagte sie vor fünf Jahren im RTL-Interview. Denn mit 18 waren sie schon wieder frei, konnten mit einer neuen Identität ein neues Leben beginnen. Während Thompson es offenbar geschafft hat, nicht mehr mit der Justiz in Konflikt zu kommen, nutzte Jon diese Chance nicht lang. 2010 landet er wieder im Knast: Alkohol, Drogen und Kinderpornos auf dem Computer.

Letzte Chance auf Freiheit?
Doch jetzt wittert der heute 40-Jährige eine neue Chance. Wie die britische Zeitung Daily Mail berichtet, wurde ihm eine neue Anhörung zur Bewährung gewährt. Innerhalb weniger Wochen könnte der Intensiv-Täter aus dem Gefängnis entlassen werden.
Doch die Zeit drängt. Denn in England soll ein Gesetz strenger ausgelegt werden, das Straftätern ermöglicht, ein Berufungsverfahren zu beantragen, berichtet die britische Zeitung The Sun. Wiederholungstäter könnten dann nicht mehr auf Berufung hoffen oder früher rauskommen. Wenn das Gesetz ab 2024 gilt, muss Jon Venables für immer im Knast bleiben. Die Zeit wird also knapp für ihn.
Lesetipp: Luise (12) erstochen – Psychologe: Junge Täterinnen konnten die Folgen nicht einschätzen
James' Mutter Denise: „Meiner Meinung nach sollte er niemals freigelassen werden"
Bis Weihnachten könnte Jon Venables schon frei sein. Denise Fergus ist wegen der Anhörung alarmiert: „Wir wissen, dass das Schicksal von James‘ Mörder nun in den Händen der Bewährungsbehörde liegt. Es steht so viel auf dem Spiel. Meiner Meinung nach sollte er niemals freigelassen werden“, sagte die 55-Jährige der britischen Zeitung Daily Mirror. Jon Venables stelle noch immer eine große Gefahr für die Gesellschaft und andere da, glaubt James Mutter. Sie habe keine Zweifel, dass er erneut straffällig werden würde, wenn ihm eine Bewährung gewährt wird. Verzeihen will sie den Mördern ihres Sohnes nie, so Denise Fergus, die mit ihrem zweiten Ehemann drei Söhne hat.

Kann Justizminister Dominic Raab sein Versprechen halten?
Und so kämpft Denise Fergus weiterhin dafür, die Mörder ihres Kindes für den Rest ihres Lebens hinter Gitter zu bringen. „An alle, die sagen, ich solle davon ablassen, warum sollte ich davon ablassen? (...) Ich werde nie aufhören“, sagte sie in einer Dokumentation zum 30. Jahrestag des Mordes beim britischen Sender Channel 5.
Lesen Sie auch: Jugendtherapeut über tötende Kinder: "Können häufig nicht ihre eigenen Impulse steuern"
Erst Mitte Januar berichtete sie in der Presse von einem Treffen mit Justizminister Dominic Raab. Der habe ihr versprochen, dass Venables durch die geplanten Justizreformen der Regierung „das Tageslicht nie wieder sehen wird“, so Fergus. Ob dieses Versprechen eingehalten werden kann? (kra, mit dpa)