Beschreibungen eines Mitreisenden
Die Außenministerin Annalena Baerbock und ihre abgebrochene Reise

Es ist Dienstag am frühen Morgen, als wir mit dem Regierungsflieger in Pakistans Hauptstadt
Islamabad landen. 12 Stunden Flug liegen hinter uns. Das Wetter: 42 Grad im Schatten. Die Hitze fast unerträglich. Unsere Delegation besteht aus acht Journalisten, Mitarbeiter von NGO`s, Pressestelle des Ministeriums, Staatssekretäre und natürlich BKA Beamten, die für den Schutz von Annalena Baerbock verantwortlich sind.
Treffen mit dem pakistanischen Außenminister
Der erste Termin, ein Treffen mit dem Pakistanischen Außenminister. Das Thema ist immens wichtig. Wie bekommt die Bundesregierung die restlichen 10.000 Ortskräfte aus Afghanistan raus?
Das Terrorregime der Taliban wird von Woche zu Woche radikaler – die Zeit drängt. Baerbock absolviert den Termin routiniert. Sie pflanzt einen Baum, berät sich mit ihrem Amtskollegen und hält danach eine Pressekonferenz vor dutzenden Fernsehteams. Niemand merkt ihr an, dass es ihr wohl schon bei diesem Termin nicht gut geht. Am Vorabend soll sie schon gegenüber engen Mitarbeiter gesagt haben, dass irgendetwas nicht stimmt. Doch erste Corona Tests sind da noch negativ.
RTL-Reporterin Martin to Roxel hat die Reise von Annalena Baerbock begleitet.
Geschmacksinn verloren
Der zweite Termin am Tag findet gegen Mittag statt. Wir Journalisten warten auf die Ministerin im
Gebäude der deutschen Botschaft, Visa Vergabe für flüchtende Afghanen, die nach Deutschland
wollen. Der Termin verzögert sich, wir warten. Dann endlich erscheint Baerbock, wird aber sofort in einen separaten Raum geführt.
Nach etwa einer halben Stunde kommt ihr Pressesprecher zu uns, sichtlich geschockt. „Das, was ich Ihnen jetzt zu sagen habe, müssen wir mit einer Sperrfrist von einer halben Stunde versehen.“ Wir schauen uns ratlos an, dann die Nachricht: Die Ministerin wurde soeben positiv getestet, sie hat vermutlich Corona. Wir müssen alle Termine absagen und brechen die Reise ab. Wie es weitergeht, wir wissen es noch nicht.
Mittagessen als Corona-Warnzeichen
Wohl beim Mittagessen bemerkte Baerbock, dass sie nichts mehr schmeckt. Der Corona-Test
bestätigte dann die Befürchtung, die Außenministerin hat sich infiziert, ausgerechnet auf einer
Auslandsreise, ausgerechnet in Pakistan.
Baerbock wird schnell ins Hotel gebracht und muss die Nacht isoliert auf ihrem Zimmer verbringen. Ihr geht es schlecht, ihr Geschmackssinn ist verloren, die Symptome nach offiziellen Angaben „deutlich“.
Rückflug unter besonderen Bedingungen
Am nächsten Tag geht es dann zurück nach Deutschland. Die Verantwortlichen haben sich
entschieden – die Ministerin fliegt zusammen mit der Delegation zurück. Isoliert, abgeschirmt von
den Journalisten. Nur ihre engsten Bodyguards dürfen die Ministerin treffen. Die BKA-Beamten
bringen Baerbock in den Flieger, noch bevor wir ins Flugzeug steigen. Baerbock wird isoliert in ihr
private Office untergebracht, ein separates WC und eine Sprechstelle für die Kommunikation nach
Außen. Nur im Notfall und beim Essen betritt ein Mitarbeiter in Vollkörperanzug und Schutzbrille den Raum.
Um 22 Uhr sollen wir pünktlich in Berlin landen. Die kranke Ministerin wird dann sofort von ihren
BKA Beamten nach Hause gefahren, um sich zu kurieren. Es ist das Ende eine Reise, die eigentlich fast sechs Tage gehen sollten. Auch Griechenland und die Türkei standen noch auf dem Reiseplan, wichtige Themen auf der Agenda.
Übrigens wurde aus der Delegation noch niemand positiv getestet, bis jetzt – wir hoffen, dass es so bleibt. Und am Ende einer Reise, die auch wir uns anders vorgestellt haben, bleibt eigentlich nur noch ein zu sagen: gute Besserung, Frau Ministerin.
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