„Die Leute werden immer verzweifelter“
Arzneimittel-Knappheit! Wie bereite ich mich jetzt sinnvoll auf die Feiertage vor?
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von Madeline Jäger
Medikamente nicht lieferbar, überfüllte Kliniken, kranke Patienten, angeschlagenes Gesundheitspersonal – das deutsche Gesundheitssystem ist am Limit. Wie dramatisch die aktuelle Situation ist, können Sie oben im Video von Florian Putz und Martin to Roxel sehen. Wie bereiten wir uns jetzt gesundheitstechnisch sinnvoll auf die Weihnachtstage vor, ohne die Situation weiter zu verschärfen? Der Kölner Apotheker Thomas Preis gibt im RTL-Gespräch letzte wichtige Tipps.
Übler Medikamentenmangel: Apotheker mit letzten Tipps vor den Feiertagen
„Vorbereitung ist dieses Jahr vor den Feiertagen besonders wichtig. Jetzt, wo wir eine so eine große und starke Infektionswelle haben, rechnen wir im Notdienst in den Apotheken mit einem sehr großen Andrang und langen Wartezeiten. Deswegen ist es umso wichtiger, eine gut gefüllte Hausapotheke zu haben. Dann braucht man sich dem nicht unnötig aussetzen“, rät der Kölner Apotheker und Vorsitzende des Apotheker-Verbands Nordrhein e.V. Thomas Preis gegenüber RTL. Der Pharmazeut verweist darauf, dass es gelte, jetzt noch einmal die Hausapotheke zu überprüfen. Die Hausapotheke sollte vor den Feiertagen gut gefüllt sein, am besten mit:
- Fiebermittel
- Erkältungsmittel
- Hustensaft
- Nasentropfen
- Fieberthermometer
- Corona-Tests
- FFP2-Masken
Und: „Jeder sollte aber auch individuell schauen - wenn er regelmäßig Medikamente einnimmt –, dass er alle vorrätig hat und das Rezept besser jetzt schon einlösen“, rät der Apotheker.
Ihre Erfahrung interessiert uns! Ist Ihre Hausapotheke aktuell gut gefüllt?
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Fiebersäfte für Kinder immer noch Mangelware - Ibuprofen für Erwachsene noch vorhanden
Fiebermedikamente, Säfte und Zäpfchen mit Ibuprofen oder Paracetamol würden die Apotheken nach wie vor nicht ausreichend von ihren Vorlieferanten erhalten, so der Apotheker. Ibuprofen und Paracetamol für Erwachsene gebe es aber im Moment noch.
„Wir raten, bei Fiebersäften für Kinder von einer Bevorratung ab. In dieser schwierigen Situation sollte man sich diese Mittel nur in der Apotheke holen, wenn ein Kind behandlungsbedürftiges hohes Fieber hat – bei älteren Kindern erst über 39 Grad Fieber. Bis dahin reichen Hausmittel, wie Wadenwickel“, empfiehlt der Apotheker.
Arznei-Alternativen: Was Eltern statt Fiebersaft geben können
Klar ist: Nicht immer muss es ein fiebersenkendes Medikament sein. Wenn es dem Kind so weit gut geht, sei das kein Muss, sagt auch der Berliner Kinderarzt Jakob Maske, der gleichzeitig Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist. Fieber sei prinzipiell erst einmal nicht schlimm, sondern eine normale Abwehrreaktion des Körpers auf eine Infektion. Wenn sich der Allgemeinzustand des Kindes verschlechtere, schaffen fiebersenkende Mittel mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen aber Linderung.
Ist der Fiebersaft mit dem gewünschten Wirkstoff nicht zu bekommen, kann man Glück haben und das Produkt ist mit einem anderen Wirkstoff verfügbar. Aber diese Strategie geht leider drezeit oft nicht auf.
Lese-Tipp: Nicht lieferbar – Fiebersaft-Engpässe: Welche Alternativen gibt's fürs Kind?
Und nun? Viele Eltern fragen sich, ob sie den Kleinen nicht auch die Präparate, die sie für sich in der Hausapotheke haben, verabreichen können. In einigen Fällen ist das tatsächlich möglich. Tabletten mit Ibuprofen und Paracetamol können meist geteilt werden. Laut Apothekern können Eltern von den Paracetamol-Tabletten für Erwachsene mit 500 Milligramm ihren Kindern schon ab vier Jahren eine halbe Tablette geben, Ibuprofen geht ab sechs Jahren – entweder die Hälfte einer 400-Milligramm-Pille oder zum Beispiel in Form von auflösbaren Granulaten. Das empfiehlt auch das Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM), das mit einem entsprechenden Beirat für das Management von Liefer- und Versorgungsengpässen zuständig ist, für teilbare Tabletten:
- Paracetamol: Halbe Tablette für Kinder ab vier Jahren
- Ibuprofen: Halbe Tablette für Kinder ab sechs Jahren
Wichtig sei, die Tageshöchstmengen je nach Alter auf keinen Fall zu überschreiten. Dies kann auch der Apotheker erklären.
Vor Medikamentengabe! Eltern sollten telefonisch Rücksprache mit Kinderarzt halten
Wie beim Fiebersaft gilt jedoch auch hier: Es sollte keinesfalls mehr Wirkstoff ins Kind gelangen, als ausgehend von dessen Körpergewicht empfohlen wird. Eine Überdosierung schadet der Leber – und das ist viel schlimmer als das Fieber des Kindes, warnt der Berliner Kinderarzt Maske. Daher sei vor einer solchen Medikamentengabe immer eine telefonische Rücksprache mit dem Kinderarzt ratsam.