RKI legt neue Zahlen für Deutschland vor
Masernfälle steigen europaweit an: „Ein Drittel der Fälle hat Komplikationen“

Immer mehr Menschen erkranken wieder an Masern!
Eigentlich galten die Masern lange als besiegt, doch seit 2023 infizieren sich überall in Europa wieder viele Menschen. Aktuell ist der Anstieg so stark, dass die WHO jetzt Alarm schlägt. Virologe Hendrik Streeck mahnt: „Masern zählt zu den ansteckendsten Viruserkrankungen, die es überhaupt gibt.“ Doch wie ist die Lage in Deutschland? Wir haben beim RKI nachgefragt.
WHO warnt: Europaweit mehr Fälle - vor allem UK betroffen
Zwischen Januar und Oktober 2023 wurden in Europa über 30.000 neue Masernfälle gemeldet. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2022 gab es europaweit nur 941 Fälle. Das meldet das Büro der WHO diese Woche.
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In England dominieren die Schlagzeilen um immer neue Masernausbrüche seit Jahresbeginn. Die britischen Behörden sind alarmiert, denn seit Oktober gab es allein in der Region um Birmingham über 200 gemeldete und 100 weitere Verdachtsfälle. Hauptsächlich betroffen sind Kinder. Und weil die Impfquote mittlerweile niedrig ist, kann sich die hochansteckende Infektionskrankheit rasch verbreiten.
Doch wie ist die aktuelle Lage in Deutschland?
RKI zeigt Zahlen: So ist die Masern-Lage in Deutschland
Auf RTL-Anfrage teilt das Robert Koch-Institut (RKI) Daten über alle gemeldeten Fälle. Bundesweit sind das 2024 bislang fünf. [Stand 02.02.2024] Im vergangenen Jahr 2023 waren es 57. Aus dem Datensatz geht ebenfalls hervor, dass die Masernfälle während der Coronapandemie deutlich gesunken sind. 2015 gab es mit 2.466 gemeldeten Fällen einen Höhepunkt, in den Jahren bis 2020 lag die Zahl immer über 500 Fälle pro Jahr.
Die aktuelle Lage in anderen Ländern will das RKI auf Nachfrage nicht kommentieren. Hierzulande scheint die Lage also noch unter Kontrolle zu sein. Doch auch das RKI mahnt zur Vorsicht. Eine Sprecherin schreibt: „Sobald mindestens 95% der Bevölkerung gegen Masern geschützt sind, kann eine Verbreitung des Masernvirus verhindert werden.“
Doch das ist aktuell nicht der Fall. Dass sich die Infektionskrankheit vor allem unter Kindern schnell ausbreiten kann, ist also möglich – und sehr gefährlich.
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Eure Erfahrung ist gefragt:
Die Ergebnisse dieser Umfrage sind nicht repräsentativ.
Masern sind hochgefährlich - vor allem für Kinder, Schwangere und Immunschwache
Besonders gefährlich ist eine Maserninfektion für Kinder unter fünf Jahren, Erwachsene über zwanzig Jahren und Immungeschwächte. Für letzte können die Masern tödlich enden.
Virologe Hendrik Streeck erklärt im Gespräch mit RTL: „Zwei Drittel der Infektionen verlaufen relativ mild, mit Fieber, Exanthemen, also einem Hautausschlag, Abgeschlagenheit. Aber ein Drittel der Fälle hat auch zusätzlich noch Komplikationen. Das kann zu Lungenentzündungen kommen, es kann sogar zu einer Hirnhautentzündung kommen. Und einer in Tausend Fällen verläuft tödlich.“
Die häufigsten Komplikationen während einer Maserninfektion sind:
Mittelohrentzündungen
Durchfall
Lungenentzündungen
In seltenen Fällen kann es sogar zu einer Gehirnentzündung kommen. Ein weiteres Problem: Die Masern schwächen das Immunsystem langanhaltend. Dadurch haben Folgeinfektionen mit anderen Erkrankungen leichtes Spiel.
Impfung: Wie ihr euch gegen Masern schützen könnt
Die Daten des RKI zeigen: Die bundesweite Impfquote für Kinder und Säuglinge liegt nur bei 68,3 Prozent. Spitzenreiter ist Nordrhein-Westfalen mit 77,1 Prozent, das Schlusslicht bildet Sachsen mit deutlichem Abstand zu allen anderen Bundesländern mit 20,4 Prozent.
Bei den Erwachsenen sieht es noch deutlich schlechter aus: „Die Masernimpfinzidenz erreichte im Jahr 2021 mit 0,5 % ihren bisher zweitniedrigsten Wert seit Aussprechen der Impfempfehlung“, heißt es im epidemiologischen Bulletin des RKI.
Im Hinblick auf die steigenden Fälle in ganz Europa erinnert das RKI eindringlich an die Impf-Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Denn eine Impfquote von über 95 Prozent schützt nicht nur einzelne. „Gleichzeitig können so ein Gemeinschaftsschutz aufgebaut und Menschen geschützt werden, die Impfungen (noch) nicht erhalten können“, so das RKI. Das betrifft vor allem Säuglinge unter sechs Monate, Schwangere und Immungeschwächte.
Im Video: Diese Symptome sprechen für Masern
Daran erkennt man Masern
Masernviren sind hoch ansteckend. Eine Erkrankung zeigt sich schon kurz nach der Infektion bei anderen Erkrankten. Dann zeigt sich das Virus durch eher unspezifische Symptome, wie Fieber, Schnupfen, Husten oder eine Bindehautentzündung.
Erst im Verlauf der Infektion entstehen dann der typische Hautausschlag. Meistens beginnt der im Gesicht oder hinter den Ohren und breitet sich dann am ganzen Körper aus.