Leiblicher Vater des toten Jungen ist fassungslos

Mutter nimmt den Mann, der ihren Sohn Nick (1) getötet hat, noch immer in Schutz

von Florent Gallet und Rafael Hein

„Das gute Ende wäre für mich, wenn Diana mit der Wahrheit auspackt“, hofft Nicks Vater vor der Zeugenaussage der Mutter am Montag.
Manfred B. hat den Sohn seiner damaligen Lebensgefährtin Diana L. im Oktober 2021 umgebracht. Daran besteht kein Zweifel mehr. Aber war es Mord? Nach der erfolgreichen Revision der Staatsanwaltschaft beim Bundesgerichtshof soll das nun der erneute Prozess am Landgericht Ellwangen klären. Doch der 35-jährige Angeklagte schweigt. Auch Diana L. nimmt ihn immer noch in Schutz – für Nicks leiblichen Vater unfassbar!
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Auch im Revisionsprozess kein Wort vom Angeklagten

Zu Beginn des Revisionsprozesses vor dem Landgericht Ellwangen am Freitag erklärt die Verteidigerin von Manfred B., dass er keine Angaben machen werde. Am Montag (5. Februar) sagt die Mutter des Kindes aus. Doch die Hoffnungen des Vaters, sie würde gegen den Peiniger und mutmaßlichen Mörder seines Sohnes aussagen, lösen sich nach ihrer Aussage schlagartig in Luft auf. „Ich hätte mir gewünscht, dass sie zumindest heute wirklich klar Schiff macht und das für unser Kind tut. Weil ich werde meinen Sohn nie wieder in den Armen halten können“, sagt der sichtlich enttäuschte Hans-Joachim N. nach dem Gerichtstermin.

Denn Diana L. beharrt auch weiterhin darauf, nichts von den Misshandlungen ihres Sohnes gewusst zu haben. An vieles könne sie sich auch nicht genau erinnern. Bei dieser Version bleibt sie auch am Montag, obwohl Richter und Nebenkläger ihr mehrfach nachdrücklich klar machen, dass die Aussage nicht glaubwürdig sei.

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Sie könne sich an vieles nicht genau erinnern und habe von nichts gewusst, sagt die Mutter des kleinen Nick. Unglaubwürdig, findet das Gericht.
Sie könne sich an vieles nicht genau erinnern und habe von nichts gewusst, sagt die Mutter des kleinen Nick - unglaubwürdig, findet das Gericht.
Schwarckmedia AGT

Manfred B. prügelte den kleinen Nick zu Tode

Nick ist der Sohn von Hans-Joachim N. und Diana L. Die Eltern leben getrennt, Diana L. wohnt damals mit ihrem neuen Partner Manfred B. zusammen. Die Mutter habe den kleinen Nick häufiger mit Manfred B. alleine gelassen. „Ich kümmere mich um den Kleinen, du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, habe er der Mutter versichert, wie sie im RTL-Interview erzählt. Laut Staatsanwaltschaft habe der Mann einen Hass auf das Kleinkind entwickelt. Er soll Nick häufig geschlagen haben und dabei billigend in Kauf genommen, dass der knapp Zweijährige sterben könnte. Er habe das Kind unter anderem auch in Wasser getaucht und gebissen. Die Übergriffe auf den Jungen gingen demnach über Wochen.

Am 21. Oktober 2021 soll der Angeklagte Nick schließlich mit starker Wucht in den Bauch getreten haben. Die Mutter ruht sich angeblich aus, als ihr Ex-Freund mit dem bewusstlosen Kind im Arm zu ihr kommt. Der Tritt ist so heftig, dass der Einjährige infolge der schweren Misshandlungen zwei Tage später in einem Krankenhaus stirbt.

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Trotz Warnzeichen: Diana L. half ihrem Sohn nicht

Diana L. will nichts davon gewusst haben, dass ihr damaliger Lebensgefährte ihren kleinen Sohn regelmäßig prügelte. Sie schritt nicht ein, obwohl er immer wieder blaue Flecken hatte. Dabei habe ihr ältester Sohn sie sogar gewarnt, wie sie im RTL-Interview zugibt: „Bist du dir sicher, dass er wirklich immer hinfällt?“, habe er gefragt. „Ja“, habe sie geantwortet. Als sie Manfred B. darauf angesprochen habe, sei dieser ausgeflippt und habe gedroht: „Wenn dein Großer nochmal sowas sagt, schlag ich den durch die ganze Wohnung!“.

Warnsignale, die auf der Hand liegen, könnte man meinen. Doch Diana L. blieb untätig. Die Folge: Wegen der Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassen bekam sie eine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten.

Auch die Anwältin des Vaters sieht eine Mitverantwortung bei der Mutter: „Sie hätte ihr Kind jederzeit retten können. Sie hätte es im Übrigen auch meinem Mandanten, der ja darum gerungen hat, übergeben müssen“.

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Urteil gegen Manfred B. Ende Februar erwartet: War es Mord?

Das Landgericht Ellwangen hatte den Mann aus dem bayerischen Landkreis Ansbach 2022 wegen Totschlags und schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen zu einer Haftstrafe von 14 Jahren verurteilt. Der Fall wird neu verhandelt, weil der Bundesgerichtshof (BGH) das Urteil auf Revision der Staatsanwaltschaft aufhob. Die Staatsanwaltschaft hatte damals Mord und lebenslange Haft gefordert. Das Gericht sah die Mordmerkmale aber nicht als gegeben an. Diese Einschätzung teilte der BGH nicht. Ein Urteil gegen den 35-Jährigen könnte Ende Februar fallen.