Dr. Specht erklärt das große RisikoBeim „Metzger" im türkischen OP: Statt Traumfigur muss Louise jetzt künstlich ernährt werden

von Lauren Ramoser und Marvin Schulze

Sie wollte endlich dünn sein, jetzt hängt sie für immer an einer Magensonde! Louise Bradley lässt sich in der Türkei ihren Magen verkleinern, doch die OP geht schief. Dr. Christoph Specht erklärt, was Louise hier zum bitteren Verhängnis geworden ist und wie man sich schützen kann.
Im Video sehen Sie, mit welchen krassen Folgen Louise nach der verpfuschten OP von jetzt an leben muss.

Laut türkischem Arzt konnte Louise nach Hause, doch im Flugzeug bricht sie zusammen

Vier Jahre lang hat die Britin Louise Bradley schon auf die Abnehm-OP gewartet. Wegen ihrer Arthritis sei Sport für sie keine Option, die Schmerzen bei der Bewegung seien zu stark. Als sie das Angebot einer türkischen Klinik für nur rund 2.300 Euro bekommt, sieht sie ihre Chance auf ein Leben mit ihrem Traumkörper. Sie entschließt sich, den verhängnisvollen Eingriff vornehmen zu lassen.

Doch statt der erwarteten 75 Prozent, schneiden die Ärzte knapp 90 Prozent ihres Magens weg. Aus dem Rest formen sie einen Schlauch. Dadurch soll Louise weniger Hunger empfinden und im Ergebnis auch weniger essen und somit Gewicht verlieren.

Direkt nach der OP beruhigt sie der behandelnde Arzt in der Türkei und unterschreibt sogar das Formular, dass sie bereit sei, nach Hause zu fliegen. „Aber ich fühlte mich nicht gut. Ich konnte nicht mal Wasser bei mir behalten. Der Arzt sagt, dass das normal sei und ich mich besser fühlen würde, sobald ich in England sei“, erinnert sich Louise im Gespräch mit der Daily Mail.

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Mit Notarztwagen von Flughafen-Rollfeld abgeholt

Doch schon während des Fluges verschlechters sich Louises Gesundheitszustand rapide. Sie verliert immer wieder das Bewusstsein, muss in Manchester mit einem Notarztwagen vom Rollfeld abgeholt werden. „Im Krankenhaus sagten sie mir, ich sei schon die vierte Patientin, die nach einer Abnehm-OP in der Türkei hier behandelt werde. Es war wie in einer Metzgerei“, erinnert sich Louise.

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Was ist bei Louises OP schiefgelaufen?

Dass die Größe des entfernten Magens das Problem für Louises Beschwerden sei, glaubt Dr. Specht aber nicht. „Ob 75 oder 90 Prozent weggenommen werden, gibt es tatsächlich beides. Das ist nicht per se ein Fehler“, ordnet er ein, auch wenn üblicherweise eher 75 Prozent des Magens entfernt werden. Er sieht das Problem für ihre enormen Beschwerden im Operationsverfahren selbst.

Louise Bradley berichtet, dass sie dauerhaft auf eine Magensonde angewiesen sei – und das sei nicht verwunderlich. Denn durch den stark verkleinerten Magen kann das Organ kaum noch die notwendigen Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen, erklärt der Mediziner. Ihr Körper wird also mangelernährt.

Laut Medizinjournalist Dr. Christoph Specht ist genau diese fehlende Nachsorge das große Problem der günstigen Operationen im Ausland. „Sie haben eigentlich eine Reihe von Folgeterminen mit engmaschigen Kontrollen. Das fällt alles weg bei den Auslandsoperationen und die Ärzte vor Ort finden das auch super so“, erklärt Dr. Specht im Gespräch mit RTL. „Denn bezahlt werden die Operationen im Vorhinein. Danach wollen die die Patienten nur raus haben und die Patienten selbst wollen nur in ihr Heimatland zurück.“ In manchen Fällen der Magenverkleinerungs-OPs sei auch ein zweiter Eingriff nötig.

Worauf Sie bei OPs im Ausland dringend achten sollten!

„So einen großen Eingriff im Ausland machen zu lassen, würde ich mir tausendmal überlegen“, gibt der erfahrene Mediziner zu. „Das ist eine schwer durchzuführende Operation mit Komplikationsrate und auch für den Körper ein schwerer Eingriff.“

Es gibt eine ganze Liste an teuren Operationen, die in der Türkei oder anderen Ländern in Osteuropa günstig angeboten werden. „Dazu zählen Augen-OPs, Magen-Eingriffe oder auch Schönheitsoperationen. Und da hört man leider oft von katastrophalen Ergebnissen“, sagt Dr. Specht.

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Wer sich dennoch dafür entscheidet, sollte schon vor seiner Ausreise einige Dinge klären. „Scheuen Sie sich nicht, mit der Krankenkasse abzuklären, ob die die Folgeuntersuchungen übernehmen“, mahnt Dr. Specht. Denn das sei nicht automatisch so. Louises Fall und viele weitere zeigen, dass es immer wieder zu aufwendigen Folge-Behandlungen und langfristigen Komplikationen kommt. Die werden nicht zwangsläufig von den deutschen Kassen übernommen, wenn die urpsrüngliche Operation auf eigenem Risiko im Ausland stattgefunden hat.