„Ich möchte nicht noch mehr Lebenszeit verlieren"
Leonie (24) hat Endometriose in Stadium 4 - inklusive Darmblutungen und Blasenkatheter

Jahrelange Ungewissheit, Schmerzen und ein Leben, das völlig auf Eis gelegt ist: Leonie S. ist vor kurzem 24 Jahre alt geworden – und hat bereits jetzt eine gesundheitliche Odyssee hinter sich, inklusive Ärzten, die ihr Leid nicht ernst genommen haben. „Mir wurde gesagt, ich würde mir alles nur ausdenken. Ich hatte bereits einen Termin für die geschlossene Psychiatrie“, erzählt sie im RTL-Interview.
Was wirklich dahintersteckt? Die Krankheit Endometriose.
Wiederkehrende Endometriose bei Leonie S. (24): Mittlerweile sind umliegende Organe betroffen
Schmerzen zu haben und zu leiden, ist das eine. Das andere ist jedoch, wenn man das Gefühl hat, nicht ernst genommen zu werden UND das eigene Leben so gut wie gar nicht mehr stattfindet. Und das mit Anfang 20.
Schon als Teenager kämpft Leonie S. aus Gütersloh mit recht starken Regelschmerzen. „Im Freundeskreis wurde damals aber noch wenig darüber gesprochen“, sagt sie.
Ab 2019 geht es ihr immer schlechter: „Die Schmerzen wurden auf Nahrungsintoleranzen und die Psyche geschoben. Bis ein Arzt sagte: ‘Haben Sie schon mal etwas von Endometriose gehört?’ Das habe ich weiterverfolgt – und im März 2022 die endgültige Diagnose erhalten: rezidivierende, also eine immer wiederkehrende, Endometriose im vierten Stadium“, erklärt sie.
Seitdem muss sie immer wieder ins Krankenhaus. Alleine 2023 wird sie mehrmals operiert. Häufig, so erzählt sie, habe sie das Gefühl, nicht für voll genommen zu werden – dabei werden ihre Schmerzen und auch die Symptome immer schlimmer.
Mittlerweile seien sogar umliegende Organe wie Blase und Darm stark beeinträchtigt.
Im Sommer dieses Jahres kommen Darmblutungen hinzu. „Mir wurde dann gesagt, ich hätte zu viel rote Beete gegessen und solle einfach ein paar Beckenbodenübungen machen oder zur Physio gehen“, erzählt Leonie.
Und für ihre Blase? Hat sie zwei Monate lang einen Katheter – mit nur 24 Jahren.
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Im Video: Endometriose-Forschung - Hoffnung auf ein Leben ohne Schmerzen
Festivals, Fitnessstudio, mit Freunden treffen, einen Partner finden - all das bleibt der 24-Jährigen verwehrt
Die Studentin sagt: „Ich bin so ziemlich am Ende und wirklich fertig mit den Nerven.“ Eigentlich soll sie Mitte Oktober erneut operiert und ihre Schmerzen gelindert werden – doch der Termin wird kurzfristig abgesagt. Nächster Versuch: kurz vor Weihnachten.
„Das ist nur unter Vorbehalt und dauert noch so lange. Und das würde für mich das zweite Weihnachten in Folge im Krankenhaus bedeuten und die fünfte OP alleine dieses Jahr. Der Leidensdruck ist wirklich groß“, erzählt Leonie.
Wie groß er ist, verdeutlicht sie im RTL-Interview: „Das Einzige, was ich aktuell mache, ist zwei bis drei Stunden am Tag zur Uni zu gehen – und selbst das schaffe ich nicht jeden Tag. Also eigentlich bin ich nur zu Hause, liege im Bett und warte, dass sich etwas ändert und es mir endlich besser geht. Ich habe Schmerzen und aufgrund meiner Blasen- und Darmprobleme traue ich mich kaum aus dem Haus.“
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Festivals, Konzerte, Fitnessstudio, mit Freunden rausgehen – all das, was junge Leute in ihrem Alter normalerweise machen, kann die Studentin nicht machen. „Von einer eventuellen Partnerschaft will ich gar nicht erst anfangen. Meinen geliebten Reitsport musste ich auch schon aufgeben und mir wurde auch schon mehrmals der Nebenjob gekündigt, weil ich so oft gefehlt habe“, sagt sie.
Sie könne nichts machen, seit zwei Jahren liege ihr Leben auf Eis: „Ich möchte einfach nicht noch mehr Lebenszeit verlieren und endlich ein normales Leben führen.“ Ihre große Hoffnung liegt auf dem nächsten angesetzten Termin im Dezember, wenn sich nicht vielleicht schon vorher etwas tut.
Trotzdem möchte sie anderen Mut machen: „Meine Geschichte zeigt: ‘Du bist nicht alleine.’ Und es sind eben nicht nur Unterleibsschmerzen.“
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