Lebenszeichen aus dem russischen Straflager

Alexej Nawalny: "Ärzte der Charité haben mich wieder zu einem Menschen gemacht"

ARCHIV - 26.12.2019, Russland, Moskau: Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny gibt vor Sicherheitsbeamten eine Pressekonferenz, die vor dem Büro der Stiftung zur Bekämpfung der Korruption Wache stehen. Ein Gericht in Moskau hat entschieden, die Aktivitäten einer Organisation einzuschränken, die von Russlands inhaftiertem Oppositionsführer Nawalny gegründet wurde, bis eine Entscheidung darüber vorliegt, ob sie als extremistische Gruppe verboten werden sollte. Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Gesundheitszustand des in einem russischen Straflager inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny hatte sich in den vergangen Wochen dramatisch verschlechtert.
AZ lix nwi, dpa, Alexander Zemlianichenko

Hungerstreik, Atembeschwerden, Schmerzen. Der Gesundheitszustand des in einem russischen Straflager inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny hatte sich in den vergangen Wochen dramatisch verschlechtert. Ärzte kämpfen um das Leben des 44-jährigen Russen. Inzwischen sei er außer Lebensgefahr, heißt es. Nun meldet sich der Putin-Kritiker über seinen offiziellen Instagram-Account und dankt allen Ärzten, die ihn behandelt haben. Besonders den Medizinern der Berliner Charité.

„Ein Jahr der Ärzte“ für Alexej Nawalny

Die vergangenen zwölf Monate seien für ihn „ein Jahr der Ärzte“ gewesen, teilt Nawalny via Instagram mit. „Ich hatte in meinem Leben noch nie so viel Kontakt mit ihnen.“ Zuerst hätten sie ihn davor bewahrt, in einem Flugzeug an einer Vergiftung zu sterben. Dann warnten sie seine Frau, das Krankenhaus im russischen Omsk zu verlassen, wo man ihn nicht hätte behandeln wollen, so der Kremlgegner, und weiter: „Ärzte der Charité haben mich wieder zu einem Menschen gemacht.“ Nawalny war nach einem Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok in Berlin behandelt worden.

„Ein Jahr der Ärzte“ für Alexej Nawalny

Er dankt aber auch den Ärzten im Gefängnis in Tambow, heißt es. Er verstehe, dass sie sich in einem engen Rahmen bewegen. „Sie versuchen wirklich zu helfen“, so Nawalny, der einer Krankenschwester namens Tatiana besonders für die Pflege dankt. Der 44-Jährige wünscht sich, dass seine Kinder, oder wenigstens seine Enkelkinder, Ärzte werden.

Der Putin-Gegner war nach seiner Rückkehr aus Deutschland im Januar festgenommen worden. Weil er Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren nicht erfüllt haben soll, wurde er zu einer mehrjährigen Haft im Straflager verurteilt.

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"Keine Gefahr für das Leben Nawalnys"

Nach Angaben der russischen Menschenrechtsbeauftragten Tatjana Moskalkowa von Dienstag sei Nawalny nach einer Erkrankung nicht mehr in Lebensgefahr. „Die medizinischen Unterlagen, die ich zur Kenntnis erhalten habe, enthalten Schlussfolgerungen, dass keine Gefahr besteht für das Leben Nawalnys“, sagte sie der Agentur Interfax zufolge. Der 44-Jährige werde nun während seines Ausstiegs aus dem Hungerstreik täglich beobachtet.

Hochqualifizierte Ärzte verschiedener Fachrichtungen hätten ihn mehrfach außerhalb des Strafvollzugs untersucht. Die Ergebnisse seien vertrauenswürdig, sagte Moskalkowa. Nawalnys Mitarbeiter hatten zuletzt immer wieder mitgeteilt, dass der Kremlgegner im Straflager jeden Tag sterben könne.

Der Politiker hatte in der vergangenen Woche auf ärztlichen Rat seinen dreiwöchigen Hungerstreik im Straflager beendet. Damit wollte er eine Behandlung wegen seines Rückenleidens und Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen erwirken. Nawalny forderte weiter, dass er von unabhängigen Spezialisten wegen der gesundheitlichen Probleme behandelt werde.