Dem 25-Jährigen droht die Abschiebung in den Iran
Boxer Ali Feshki kämpft für seine Freiheit und gegen die Verfolgung
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von Lisa Siewert, Carmen Gocht und Jessica Sander
Folter und Verfolgung - das droht Ali Feshki, falls er zurück in den Iran müsste, sagt er. Er ist nach eigenen Angaben konvertierter Christ und deshalb 2018 nach Deutschland geflohen. Seitdem kämpft er nicht nur auf hohem Niveau im Boxring, sondern auch gegen die Behörden. Und zwar um seinen Aufenthalt hier in Deutschland. Ein schneller Kampf ist für Ali aber nicht in Sicht.
Ali: "Ich wollte glauben, an was die anderen nicht glauben"
„Frieden, Freiheit, Demokratie”- was für uns Selbstverständlich ist, dafür musste Ali Feshki sein Land verlassen, erzählt er im Gespräch mit RTL. 2018 flieht er aus dem Iran nach Aurich. Weil er nach eigenen Angaben in seiner Heimat zum Christentum konvertiert ist, gilt er dort als Verbrecher. „Ich wollte Meinungsfreiheit, ich wollte glauben, an was die anderen nicht glauben. Das wird nicht akzeptiert.” Also kommt er in die Bundesrepublik.
Doch sein Asylantrag wird abgelehnt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge halte seine Verfolgung für nicht glaubwürdig: „Hingegen waren seine Schilderungen der angeblichen Vorfälle vage, oberflächlich und detailarm. Zudem enthielt der Vortrag mehrfache Widersprüche”, so das Bundesamt in ihrer schriftlichen Erklärung. Der Antrag wird abgelehnt, auch wenn Ali weiterhin beteuert, er sei in Gefahr, falls er zurück gehen müsste. „Wir werden nicht gleich behandelt mit anderen Asylanträgern. Wir haben immer geklagt dagegen, aber wie lange noch soll das so bleiben?”, fragt sich der 25-Jährige.
Ali hängt jetzt zwischen den Welten
Anfang Februar kommt ein neuer Abschiebebescheid der zuständigen Ausländerbehörde vom Landkreis Aurich: „Da Sie ihrer Ausreisepflicht bislang nicht nachgekommen sind, bin ich gehalten, Sie in ihr Heimatland abzuschieben”, so das Schreiben der Behörde. Alis Glück: Abschiebungen in den Iran sind seit Beginn der dortigen Unruhen und Demonstrationen ausgesetzt. Ali hängt jetzt zwischen den Welten: Hier darf er nicht bleiben, zurückschicken kann man ihn aber auch nicht. Und hier sei seine neue Heimat, sagt der 25-Jährige. Auch dank eines Boxvereins in Norden.
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Sein Verein leidet mit
Ali lernt vor zwei Jahren Box-Trainer Michael Borchardt kennen. Der erkennt das Talent des 25-Jährigen. Ali gewinnt viele Wettkämpfe für den Verein und wird sogar Niedersachsenmeister.
Aber es geht nicht nur ums Boxen, denn Michael Borchard hilft Ali auch, sein Leben in Deutschland besser zu meistern: „Ali sprach sehr schlecht Deutsch, das hat er hier gelernt, er hat seinen Führerschein bekommen. Wir haben Geld gesammelt für einen Anwalt, aber leider sind die Verfahren nicht erfolgreich gewesen und die Anträge wurden abgelehnt. Das geht mir persönlich sehr sehr nahe. Ich bin quasi sein Ziehvater.”
Auch seine Vereinsmitglieder haben den 25-Jährigen ins Herz geschlossen: „Wir finden das sehr schade, weil er so ein großes Vorbild ist für unsere Kinder und für uns Boxer selber auch, erzählt eine Boxerin. „Immer nett, immer freundlich zu den Kindern, immer gut gewesen. Jeder kennt Ali“, so ein anderer.
Straftaten werden zum Problem
Aber Ali hat auch Fehler gemacht, die er heute bereut, erzählt er uns im Gespräch. Er sei mehrfach straffällig geworden: „Diebstahl und Körperverletzungen”, gesteht der 25-Jährige. Aber er wolle all dies hinter sich lassen. Sein Trainer hat ihm einen Ausbildungsplatz besorgt, doch eine Arbeitserlaubnis bekommt er von der Ausländerbehörde in Aurich nicht. Sie schreiben: „Die Nichtbefolgung der Mitwirkungspflicht bei der Beschaffung von Passpapieren gilt als Grund, dass die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit nicht gestattet wird.” Den Passersatz, den die Behörde fordert, bekomme Ali nicht von der iranischen Botschaft, so der 25-Jährige. Er habe lediglich eine Geburtsurkunde, die reiche der Behörde aber nicht.
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Ali will weiter kämpfen
Gegen die Ablehnung seines Asylfolgeantrages läuft aktuell noch eine Klage. Die könnte sich, laut Landkreis Aurich, auch auf eine mögliche Arbeitserlaubnis beziehen, mit der Ali, im Falle eines positiven Ausgangs, endlich Geld verdienen könne, falls er weiterhin straffrei bleibe.
Noch ist also nicht alle Hoffnung verloren. Aber egal, wie es ausgehen wird, Ali weiß, sein größter Gewinn sind die Menschen, die ihn hier so sehr unterstützen: „Sie sind ein Teil von mir geworden. Ich kann das so sagen: Egal, wo ich hingehe, sie würden in mir bleiben.“
Ali will weiter kämpfen und beweisen, dass er eine zweite Chance verdient hat.
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