Kriminalpsychologe im RTL-Gespräch
Mord an kleiner Lola (12) aus Paris: Brutalität deutet auf extreme Wut oder Hass hin
Peu à peu entblättern die Pariser Ermittler, was der kleinen Lola (12) in den letzten Minuten ihres viel zu kurzen Lebens widerfahren ist. Die Details sind entsetzlich. Als Hauptverdächtige gelten die 24 Jahre alte Dahbia B. und ein Komplize, gegen die ein Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigung, Folter und Mord läuft. RTL hat mit einem Kriminalpsychologen gesprochen, um zu ergründen, wie ein solches Verbrechen geschehen kann.
Lese-Tipp: Mordfall Lola (12) in Paris: Das wissen wir über die Hauptverdächtige Dahbia B.
Mordfall Lola: Kannten sich die mutmaßliche Täterin und ihr Opfer?
Noch sind nicht viele Informationen über das Tatgeschehen nach außen gedrungen. Die wenigen, die die Staatsanwaltschaft veröffentlicht hat, sind monströs. So soll Lola am Freitagnachmittag nach der Schule im Flur ihres Elternhauses mutmaßlich von Dahbia B. abgefangen und in die Wohnung ihrer Schwester gezwungen worden sein, die im selben Gebäude leben soll. Dort habe die 24-Jährige das Kind sexuell missbraucht, gequält und getötet. Ihren Leichnam versteckte sie später in einer Plastikkiste
Angesichts dieser Tat stellen sich viele Fragen. Allen voran: warum? Und: Kannten sich Opfer und Täterin? Was war das Motiv? RTL hat den Direktor der Kriminologischen Zentralstelle (KrimZ) in Wiesbaden, Prof. Dr. Martin Rettenberger, um eine Einschätzung zu dem Fall gebeten.
Noch liegen keine belastbaren Fakten dazu vor, in welchem Verhältnis Lola und die Hauptverdächtige zueinander standen. Erfahrungsgemäß sei es jedoch bei Tötungsdelikten an Kindern so, dass sie häufig im nächsten Familien- oder Bekanntenkreis geschehen, sich „Täter und Opfer üblicherweise vor der Tat kennen beziehungsweise in einem engen Verhältnis zueinander stehen“. Bei „sexuell assoziierten Tötungsdelikten an Kindern“ wie dem vorliegenden Fall sei die Vortatbeziehung jedoch „teilweise auch äußerst gering“.
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Extreme Gewalt gegen Lola deutet auf starke Emotionen hin
Die Obduktion hat ergeben, dass Lola erstickt ist. Zudem hatte das Mädchen Schnittverletzungen am Körper, besonders ihr Gesicht sei französischen Medienberichten zufolge traktiert worden. Auch Hals und Rücken wiesen Verletzungen auf. Grundsätzlich deute ein solches Ausmaß an Brutalität darauf hin, dass sich der Täter oder die Täterin in „einem extremen Zustand von Wut und Hass befunden haben muss“.
Dahbia B. soll psychisch krank sein, womöglich könne auch dies ein Faktor gewesen sein. „Zum einen können in sehr seltenen Fällen akute psychische Erkrankungen, die nicht erkannt und angemessen behandelt werden, zu wahnhaften Zuständen führen, die extreme Emotionen und auch – in sehr seltenen Fällen – extremes Gewaltverhalten auslösen können“, erläutert der Kriminalpsychologe. In diesen Fällen sei der Täter oder die Täterin „nicht mehr in der Lage, rational zu handeln, sondern erlebt zum Beispiel das völlige unbeteiligte Opfer als eine vermeintliche Bedrohung, gegen die er beziehungsweise sie sich wehren muss. Auch gibt es Fälle, in denen eine allgemeine Wut, Ärger und Frustration auf andere, unschuldige und unbeteiligte Personen verlagert werden. Zuletzt sind sexuelle Motive denkbar“.
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Mysteriöses Detail: Zahlen am Körper der toten Lola
Ein Detail, das beim Mordfall Lola auffällig ist: Ihre Leiche soll mit den Zahlen „1“ und „0“ unter den Füßen versehen worden sein. Weshalb, ist Gegenstand der Ermittlungen. Sollten die Zeichen tatsächlich durch die Täterin oder den Täter beigebracht worden sein, bleibt zu hoffen, dass sie oder er bereit ist, eine umfassende Aussage zu machen. Ein solch spezifisches Täterverhalten von außen zu bewerten, wäre reine Spekulation, so Rettenberger.
Dahbia B. sitzt derzeit in Haft, ihre Aussagen sollen der Polizei zufolge höchst inkonsistent sein. Zuletzt habe sie die Tat abgestritten. (cwa)