Hitzetod im Auto
Sohn (1) erstickt qualvoll, weil Vater ihn angeblich vergisst: Mordurteil aufgehoben
Der Tod muss für den kleinen Cooper Harris (22 Monate) qualvoll gewesen sein. Weil sein Vater ihn loswerden will, lässt er den Jungen in einem sengend heißen Auto ersticken – so urteilt ein Gericht 2016. Justin Ross Harris (42) wird zu lebenslanger Haft verurteilt, doch er geht in Berufung. Und ausgerechnet sein schlüpfriges Sexleben sorgt dafür, dass das Mordurteil am Ende aufgehoben wird.
Vater vergaß Cooper Harris angeblich im Auto
An einem Sommermorgen im Jahr 2014 soll Harris seinen Sohn zum Kindergarten bringen. Angeblich vergisst er, dass Cooper im Auto sitzt und fährt zur Arbeit. Erst am Nachmittag will er den Jungen auf dem Parkplatz in einem Vorort von Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) entdeckt haben: Cooper ist nach über sieben Stunden in der prallen Sonne qualvoll erstickt. "Ich bin zur Arbeit gegangen. Vielleicht habe ich ihn auch nicht gehört, weil er beim Autofahren so schnell einschläft", behauptet Harris.
Georgia: Zeugen erschien der verzweifelte Vater unecht

Offenbar führt er zunächst ein Schauspiel auf, das ihm einige Augenzeugen sogar abnehmen. "Er sprang vom Fahrersitz, holte seinen Sohn aus dem Wagen, legte ihn auf den Beton und versuchte ihn zu reanimieren", berichtet ein Mann. "Seine Trauer und seine Schmerzen konnte man spüren", erinnert sich ein anderer Zeuge.
Doch es gibt auch Beobachter, für die Harris' Gestik eher nach Hollywood als nach Verzweiflung aussieht. "Er schrie die ganze Zeit: 'Was hab ich getan?'", sagt eine Frau. Es sei "schon irgendwie dramatisch" gewesen, wie der Vater "die Hände hochriss und ständig in den Himmel guckte".
Überwachungsvideo zeigt, wie Justin Ross Harris noch mal zum Auto geht
Die Polizei glaubt Harris die haarsträubende Geschichte vom im Auto vergessenen Kind nicht und nimmt ihn fest. Mehrere Indizien sprechen gegen den heute 42-Jährigen: In einem Überwachungsvideo ist zu sehen, wie Harris in der Mittagspause noch einmal zu seinem Auto geht. Seinen Sohn will er selbst dabei nicht im Kindersitz entdeckt haben. Und im Internet hat der Vater wenige Tage vor Coopers Tod Informationen darüber gesucht, wie lange es dauert, bis ein Kind in einem Hitzeauto stirbt. Harris' abenteuerliche Erklärung: Er habe Angst gehabt, seinem Sohn könne so etwas einmal passieren.
Kind in Hitzeauto erstickt: Leanna Taylor hält anfangs noch zu ihrem Mann

Doch eine Verbündete hat Justin Ross Harris noch: seine Ehefrau und Coopers Mutter Leanna Taylor. Sie glaubt seine Geschichte und sagt im Prozess für ihren Mann aus. Die Staatsanwaltschaft hingegen ist überzeugt, dass Harris seinen Sohn getötet hat: Er sei nicht nur liebevoller Ehemann und Vater gewesen, sondern auch regelmäßig zu Prostituierten gegangen. Um vor allem für jüngere Frauen frei zu sein, habe er seine Familie aufgeben wollen. Cooper habe ihm dabei im Weg gestanden, argumentieren die Ankläger.
Auch bei Leanna wachsen die Zweifel – bis sie schließlich von ihrem Mann abrückt und sich scheiden lässt. "Er hat mein Leben zerstört und mich gedemütigt, ich will ihn nie wieder sehen", sagt sie. Das Gericht verurteilt Justin Ross Harris zu lebenslanger Haft.
Vater wird wegen des Todes von Cooper Harris nicht erneut angeklagt
Im Juni 2022 die Wende: Der Oberste Gerichtshof in Georgia hebt das das Urteil wegen Mordes auf. Die Geschworenen seien befangen gewesen und dem Angeklagten sexuelle Delikte und Affären negativ ausgelegt worden, heißt es in der Begründung.
Im Mai 2023 entscheidet das Gericht, dass der 42-Jährige nicht erneut angeklagt wird. Die Beweise gegen ihn seien zu dünn. Auf freiem Fuß ist Justin Ross Harris dennoch nicht: Wegen anderer sexueller Straftaten sitzt er zwölf Jahre hinter Gitter.