Kein Erfolg mit Millionen-Klage?
Ex-Wasserspringer spricht von 1200 sexuellen Übergriffen: DSV schließt Entschädigung für Jan Hempel aus

Die Geschichte von Ex-Wasserspringer Jan Hempel (51) ist unfassbar! Gleich 1200 Mal soll es über viele Jahre sexuelle Übergriffe seines früheren Trainers gegeben haben – das offenbarte der frühere Weltklasse-Athlet. Hempel will den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) wegen des mutmaßlichen jahrelangen sexuellen Missbrauchs auf Schadenersatz und Schmerzensgeld in Millionenhöhe verklagen. Und was sagt der Verband? Der reagiert nun in einem Statement.
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Wiedergutmachung über Stiftungen und Fonds?
Der DSV schließt Zahlungen an geschädigte Einzelpersonen grundsätzlich aus. Der Verband argumentiert mit der aktuellen Rechtslage, die Hilfsmöglichkeiten begrenze: Gemeinnützige Sportverbände dürften Mittel nur ausgeben für Dinge, die ihrem satzungsgemäßen Zweck entsprächen, also der Gemeinheit zugutekämen. Dennoch sollen entsprechende Zahlungen fließen, etwa in Stiftungen oder Fonds. „Wir sind da auf einem guten Weg. Denn grundsätzlich ist klar, dass eine Wiedergutmachung erfolgen muss“, sagt DSV-Vizepräsident Wolfgang Rupieper.
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Angesichts der Vorwürfe will sich der DSV nicht ganz wegducken. „Ich hoffe, dass möglichst viele Betroffene ihre Scham überwinden können und die Gelegenheit nutzen, sich an die unabhängige Kommission zu wenden“, sagt Rupieper. „Und ihre Vorfälle schildern, um dann ein großes Bild der Verfehlungen zu erhalten.“ Es gehe nun vor allem darum, wie der Verband in Zukunft sexuelle Gewalt besser vorbeugen könne. „Wir stellen uns der Verantwortung in aller Konsequenz.“ Die Frage ist aber: Wie viele Fälle gibt es überhaupt?
So arbeiten die unabhängigen Experten
Unter anderem das sollen die vier Experten aus Soziologie und Recht in der Kommission erarbeiten. Der erste Bericht ist nach einem Jahr geplant. Darin steht dann auch, wie den Opfern und Familien bestmöglich geholfen werden kann. Das Experten-Gremium gibt es seit Mitte März und soll zuvor Betroffene anhören, Zeitzeugen befragen und Dokumente auswerten.
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Die Aufarbeitung des Skandals gehe weiter: Der Verband habe bekannte Betroffene sofort kontaktiert und ihnen Hilfe angeboten. Und ob die Klage von Hempel am Ende dann tatsächlich erfolgreich ist – und vielleicht doch Zahlungen an einzelne Missbrauchsopfer fließen – das wird sich an den Gerichten zeigen müssen...(jlu/dpa)
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