Leistungs- und Wettkampfsport besonders betroffen

Studie: Sexueller Missbrauch im Sport weit verbreitet

Eine Athletin turnt auf einem Schwebebalken
Eine Athletin turnt auf einem Schwebebalken (Symbolfoto)
deutsche presse agentur

Es ist ein Alptraum für alle Eltern und es ist weit verbreitet: Sexueller Kindesmissbrauch kommt in verschiedenen Sportarten und insbesondere im organisierten Vereinssport vor. Betroffene erleben den Missbrauch überwiegend im Leistungssport und wettkampforientierten Breitensport. Im Freizeit- und Schulsport kommen Übergriffe seltener vor. Das geht aus einer Studie der „Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ hervor.

Tatpersonen oft Männer aus persönlichem Umfeld

Diese Kommission hat 72 Berichte Betroffener und Zeitzeugen zu sexualisierter Gewalt im Sport detailliert auswerten lassen. Die Auswertungen zeigen, dass zwei Drittel der Betroffenen sexualisierter Gewalt nicht nur einmal, sondern regelmäßig und zum Teil über einen langen Zeitraum ausgesetzt waren.

Meistens handele es sich um sexualisierte Gewalt mit Körperkontakt. Die Tatpersonen stammten überwiegend aus dem direkten oder nahen Umfeld, oft seien es männliche Trainer, Betreuer oder Lehrer. Die Tatpersonen hätten sich meist in Machtpositionen befunden. Häufig seien die Kinder den Gewalthandlungen von Trainern, Medizinern und sonstigen Sportfunktionären schutzlos ausgeliefert gewesen.

Betroffene fordern unabhängige Anlaufstelle

Die Studie zeige auch, dass Betroffene in den Organisationen des Sports kaum Unterstützung bekamen, wenn sie die erlebte Gewalt offenlegten: Die wenigsten Fälle seien aufgedeckt und aufgearbeitet worden. Betroffene erlebten stattdessen häufig, dass ihre Erfahrungen negiert, bagatellisiert und verschleiert worden seien. Um geschützt über akute und vergangene Missbrauchsfälle sprechen zu können, fordern Betroffene eine vom Sport unabhängige Ansprechstelle.

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Das große Machtgefälle zwischen Sportlerinnen und Sportlern und den Trainern oder männlich dominierte Hierarchien in Vereinen und Verbänden erschwere es, dass sexualisierte Gewalt aufgedeckt werde. Zudem erschwere das allgemein eher positive Image des Sports die Aufdeckung sexualisierter Gewalt. (epd/uvo)