Millionen-Klage gegen Schwimm-Verband
Fall Hempel: "Krassester Missbrauchsfall im deutschen Sport"
Im Sommer 2022 geht Jan Hempel mit erschütternden Missbrauchsvorwürfen an die Öffentlichkeit. Der ehemalige Weltklasse-Wasserspringer packt über jahrelange schwerste sexuelle Übergriffe durch seinen Trainer aus. Im Zuge der Horror-Vorwürfe kritisiert er auch den Deutschen Schwimm-Verband. Der zieht Konsequenzen - doch danach passiert aus Sicht Hempels zu wenig. Dafür soll der Verband nun zahlen.
Hempel klagt auf Schmerzensgeld und Schadensersatz in Millionenhöhe
Hempel will den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) wegen des mutmaßlichen jahrelangen sexuellen Missbrauchs durch seinen Trainer auf Schadenersatz und Schmerzensgeld in Millionenhöhe verklagen. Das kündigte Hempels Anwalt Thomas Summerer in der ARD-"Sportschau" an. „Es ist der krasseste Missbrauchsfall, den der deutsche Sport je erlebt hat“, sagte Summerer.
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Präzedenzfall im deutschen Sport
Bei über 1200 Fällen sexuellen Missbrauchs über einen Zeitraum von 14 Jahren hinweg dürfe es nicht verwundern, wenn man einen Betrag in siebenstelliger Höhe vom DSV fordere, sagte der Anwalt. Es sei ein Präzedenzfall im deutschen Sport, den man mit aller Konsequenz durchziehen werde.
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Hempel war in den 1980er und 1990er Jahren mutmaßlich von seinem inzwischen verstorbenen Trainer Werner Langer missbraucht worden. Im vergangenen Sommer war der 51-Jährige, der bei Olympia 1996 und 2000 Silber und Bronze vom Turm gewann, damit an die Öffentlichkeit gegangen. Dies löste eine breite Diskussion über Missbrauch und Gewalt im deutschen Sport und deren Aufarbeitung aus.
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Hempel wirft Verband Vertuschung vor
Hempel warf dem Verband Vertuschung vor. Daraufhin suspendierte der DSV den Bundestrainer Lutz Buschkow, der von den Übergriffen gegen Hempel gewusst, aber nichts Entscheidendes unternommen haben soll. Buschkow sagte indes, er habe von den Missbrauchsvorwürfen erst durch die Veröffentlichung erfahren.
„Die Organisation Deutscher Schwimm-Verband hat völlig versagt in der Überwachung und in der Kontrolle seiner Trainer. Dieses Organisationsverschulden führt dazu, dass ein Verband haftet“, sagte Summerer. Man habe mit dem Verband über eine Wiedergutmachung gesprochen. Es gebe eine mündliche Absichtserklärung, dass man die Sache wieder gutmachen wolle und eine Entschädigung zahlen möchte, aber das sei bislang nicht erfolgt. „Es ist nichts geschehen, was unser Vertrauen in den Deutschen Schwimm-Verband hochhalten würde“, sagte Summerer.
Dafür soll der DSV nun zahlen. Und zwar eine Millionen-Summe. (ntv.de/pol/dpa)
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