Tierschützer kritisieren „Blitztötung“

Italien killt „Problembären“: M90 bezahlte seine Neugier mit dem Leben

ARCHIV - 08.08.2018, Bayern, Poing: Ein Braunbär klettert im Gehege im Wildpark Poing auf einem Baum. (zu dpa: «Bären-Spuren auch in Tirol gesichtet») Foto: Lino Mirgeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Italien hat einen Braunbären töten lassen, weil er zu neugierig war. (Foto: Motivbild)
lim fjm cul, dpa, Lino Mirgeler

Er folgte zwei Wanderern in den italienischen Alpen – jetzt ist er tot.
Das „Todesurteil“ für Braunbär M90 wird am Morgen des 6. Februars unterzeichnet. Kurz danach spürt die Forstverwaltung das Tier im norditalienischen Tal Val di Sole auf und erschießt es. Maurizio Fugatti, Präsident der Provinz Trient, der die Abschusserlaubnis gab, hält den Bären offenbar für so bedrohlich, dass er ihn nicht mehr frei durch die Wälder ziehen lassen will. Tierschützer sind entsetzt.
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HANDOUT - 21.06.2016, Italien, ---: Ein Braunbär in der Region Trentino. (Illustration zu "Bären-Ärger in Norditalien - Vater verteidigt Sohn") - bestmögliche Qualität - Foto: Campolongo Annalisa/Forstbehörde der Autonomen Provinz Trient/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Braunbär in der Region Trentino. (Foto: Campolongo Annalisa/Forstbehörde der Autonomen Provinz Trient/dpa - Motivbild)
kde, dpa, Campolongo Annalisa

Bär M90 soll Wanderern in Mezzana gefolgt sein

Der als gefährlich eingestufte Bär sei häufig in städtischen Gebieten gesichtet worden und habe „übermäßiges Vertrauen“ gezeigt, hieß es in einer Mitteilung der Provinz. Er sei mehrfach Menschen gefolgt, zuletzt offenbar am 28. Januar einem Paar, das nahe der Gemeinde Mezzana auf einem Waldweg unterwegs war, wie mehrere Medien berichten. Er soll ihnen mehr als einen halben Kilometer lang nachgelaufen sein. Laut der Zeitung La Repubblica soll sich der Bär den Wanderern bis auf etwa zehn Meter genähert haben, bevor er wieder im Wald verschwand.

So viel Neugierde bei einem Braunbären war offenbar nicht nur den Wanderern unheimlich, sondern auch den Behörden. Mezzana liegt nicht weit von Caldes entfernt, wo 2023 ein Jogger von der Bärin Gaia (JJ4) getötet wurde. Das Umweltinstitut in der Gemeinde Ispra erklärte, es sei notwendig, das Raubtier „so schnell wie möglich zu entfernen“. Der unliebsame Bär wurde anhand seines Funkhalsbandes und seiner Ohrmarkierungen als M90 identifiziert.

Lese-Tipp: Jogger (26) in Trentino getötet: Ist Braunbärin Gaia doch unschuldig?

HANDOUT - 06.04.2023, Italien, Caldes: Polizeibeamte gehen durch den Wald vor einem mit Flatterband abgesperrten Bereich.  In Norditalien ist ein Jogger möglicherweise von einem Bären angegriffen und getötet worden. Der 26-Jährige wurde in der Ortschaft Caldes tot nahe eines Forstweges gefunden, wie die Provinz Trentinomitteilte. Zu den möglichen Todesursachen wurde die Attacke eines Wildtieres gezählt, wie es hieß. (zu dpa "Verdacht auf Angriff eines Bären - Jogger in Norditalien tot", bestmögliche Qualität) Foto: -/Provinzregierung  Trentino/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
In Caldes in Norditalien tötete eine Bärin einen Jogger im Wald (Archivbild)
cul, dpa, -

Italienische Tierschützer glauben, dass Gewehre zum Abschuss „bereits rauchten“

Umweltgruppen protestierten gegen die aus ihrer Sicht überstürzte Anordnung, den Bären abzuschießen. Ihnen sei keine Zeit gelassen worden, einen Aufschub zu beantragen, beklagte Massimo Vitturi von der Tierschutzorganisation LAV. Der Zeitpunkt des Erlasses und der Ausführung im Sole-Tal in den Ostalpen „lässt uns vermuten, dass die Gewehre bereits rauchten, während der Erlass unterzeichnet wurde“. Der WWF vermutete auf seiner Homepage, dass die Provinz Trient eine „Blitztötung“ durchgeführt haben könnte, um zu verhindern, dass Umweltschützer Berufung gegen den Abschuss einlegen können.

Lese-Tipp: „Problembärin“ Gaia wurde in Italien eingefangen

Auch der italienische Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin bezweifelt, dass die Tötung die beste Option war. Ein Abschuss könne nicht die einzige Alternative sein, sagte er in einer Erklärung. Fratin rief zu Anstrengungen auf, „um ein friedliches Zusammenleben in dem Gebiet zu gewährleisten“.

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Braunbären wurden in Italien wieder angesiedelt

Die Behörden in der Provinz liegen mit Tierschützern seit Jahren im Streit darüber, was mit der wachsenden Braunbär-Population geschehen soll. Die Wildtiere waren in den Alpen einst fast ausgerottet, haben sich aber dank eines von der Europäischen Union finanzierten Projekts wieder dort angesiedelt. (jgr, mit ap)

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