Tierschützer kritisieren „Blitztötung“
Italien killt „Problembären“: M90 bezahlte seine Neugier mit dem Leben

Er folgte zwei Wanderern in den italienischen Alpen – jetzt ist er tot.
Das „Todesurteil“ für Braunbär M90 wird am Morgen des 6. Februars unterzeichnet. Kurz danach spürt die Forstverwaltung das Tier im norditalienischen Tal Val di Sole auf und erschießt es. Maurizio Fugatti, Präsident der Provinz Trient, der die Abschusserlaubnis gab, hält den Bären offenbar für so bedrohlich, dass er ihn nicht mehr frei durch die Wälder ziehen lassen will. Tierschützer sind entsetzt.
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Bär M90 soll Wanderern in Mezzana gefolgt sein
Der als gefährlich eingestufte Bär sei häufig in städtischen Gebieten gesichtet worden und habe „übermäßiges Vertrauen“ gezeigt, hieß es in einer Mitteilung der Provinz. Er sei mehrfach Menschen gefolgt, zuletzt offenbar am 28. Januar einem Paar, das nahe der Gemeinde Mezzana auf einem Waldweg unterwegs war, wie mehrere Medien berichten. Er soll ihnen mehr als einen halben Kilometer lang nachgelaufen sein. Laut der Zeitung La Repubblica soll sich der Bär den Wanderern bis auf etwa zehn Meter genähert haben, bevor er wieder im Wald verschwand.
So viel Neugierde bei einem Braunbären war offenbar nicht nur den Wanderern unheimlich, sondern auch den Behörden. Mezzana liegt nicht weit von Caldes entfernt, wo 2023 ein Jogger von der Bärin Gaia (JJ4) getötet wurde. Das Umweltinstitut in der Gemeinde Ispra erklärte, es sei notwendig, das Raubtier „so schnell wie möglich zu entfernen“. Der unliebsame Bär wurde anhand seines Funkhalsbandes und seiner Ohrmarkierungen als M90 identifiziert.
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Italienische Tierschützer glauben, dass Gewehre zum Abschuss „bereits rauchten“
Umweltgruppen protestierten gegen die aus ihrer Sicht überstürzte Anordnung, den Bären abzuschießen. Ihnen sei keine Zeit gelassen worden, einen Aufschub zu beantragen, beklagte Massimo Vitturi von der Tierschutzorganisation LAV. Der Zeitpunkt des Erlasses und der Ausführung im Sole-Tal in den Ostalpen „lässt uns vermuten, dass die Gewehre bereits rauchten, während der Erlass unterzeichnet wurde“. Der WWF vermutete auf seiner Homepage, dass die Provinz Trient eine „Blitztötung“ durchgeführt haben könnte, um zu verhindern, dass Umweltschützer Berufung gegen den Abschuss einlegen können.
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Auch der italienische Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin bezweifelt, dass die Tötung die beste Option war. Ein Abschuss könne nicht die einzige Alternative sein, sagte er in einer Erklärung. Fratin rief zu Anstrengungen auf, „um ein friedliches Zusammenleben in dem Gebiet zu gewährleisten“.
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Braunbären wurden in Italien wieder angesiedelt
Die Behörden in der Provinz liegen mit Tierschützern seit Jahren im Streit darüber, was mit der wachsenden Braunbär-Population geschehen soll. Die Wildtiere waren in den Alpen einst fast ausgerottet, haben sich aber dank eines von der Europäischen Union finanzierten Projekts wieder dort angesiedelt. (jgr, mit ap)
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