So wenig freie Intensivbetten wie nie zuvor

Intensivmediziner sicher: Omikron wird „wehtun"

ARCHIV - 20.04.2021, Berlin: Intensivpfleger Rüdiger Piske arbeitet auf der Intensivstation des Krankenhauses Bethel Berlin an einer an Covid-19 erkrankten Patientin. Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis rechnet wegen der sich zuspitzenden Corona-Lage damit, dass zunehmend Krankenhäuser wieder den Regelbetrieb einschränken. «Wir werden kaum darum herumkommen», sagte der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Intensivmediziner erwarten eine zunehmende Verschiebung planbarer OPs
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Die Zahl der freien Intensiv- und Beatmungsbetten in Deutschland ist laut dem Intensivmediziner Christian Karagiannidis auf den niedrigsten bisher erfassten Stand gesunken. Das mache ihm Sorgen insbesondere in Hinblick auf die Variante Omikron, sagte der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters der Deutschen Presse-Agentur zum Stand vom Mittwoch. Die neue Corona-Variante werde sich mit hoher Geschwindigkeit durchsetzen.
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Omikron, die „große Unbekannte“

Im Divi-Intensivregister waren am Mittwochnachmittag rund 2.250 Intensivbetten als frei ausgewiesen (1,8 pro Standort), davon 921 spezifisch für Covid-19. Auf einem solchen Level werde Omikron „wehtun, auch wenn es nicht ganz so schwer krank machen sollte“, sagte der Arzt von der Lungenklinik Köln-Merheim. Er sprach von der Variante als drohende „große Unbekannte“.

Die aktuelle Lage sei sehr dynamisch, sagte Karagiannidis. Die Delta-Welle scheine in eine Seitwärtsbewegung überzugehen, insbesondere wegen sinkender Infektionszahlen in Bayern. Auf den Intensivstationen sei es mit nun knapp 5.000 Covid-19-Patienten „ziemlich voll“. Hinzu kämen im Unterschied zu früheren Wellen weitere zu versorgende Notfälle, zum Beispiel Unfallopfer. In Phasen mit weitreichenden Kontaktbeschränkungen sei dies seltener gewesen.

Pflegekräfte-Mangel noch schlimmer als bei vorherigen Wellen

Mit der jetzigen Infiziertenzahl auf Intensivstationen ist annähernd wieder ein Niveau wie zum Höhepunkt der dritten Corona-Welle erreicht. Der Maximalwert des Frühjahrs hatte gut 5.100 betragen, den Höchststand gibt das Register mit rund 5.700 Erkrankten gleichzeitig für Anfang Januar 2021 während der zweiten Welle an. Der Modellierer Andreas Schuppert hatte kürzlich gesagt, bis Weihnachten seien bis zu 6.000 Covid-19-Kranke zu befürchten.

Im Unterschied zu früheren Wellen haben Kliniken laut Divi auch mit einem Mangel beim Pflegepersonal zu kämpfen. Allein von den wichtigen Beatmungsbetten seien daher 3.000 weniger betreibbar als vor einem Jahr. In der vierten Welle unterscheidet sich zudem die Belastung sehr stark nach Region, besonders hoch ist sie derzeit in Sachsen, Thüringen und Bayern. Die Gesamtzahl an Schwerkranken wegen Corona wäre Fachleuten zufolge noch weitaus höher, wenn vor allem der ältere Teil der Bevölkerung in Deutschland nicht mehrheitlich geimpft wäre. (dpa)

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