Ermittlungspannen im Fall der vermissten Inga (5)? Eltern im Innenausschuss des Landtags
"Große Hoffnung, dass wir endlich Gewissheit bekommen, was mit unserer Tochter passiert ist"
Nicht zu wissen, was mit der eigenen Tochter passiert ist – für die meisten Eltern unvorstellbar. Doch für Jens-Uwe und Victoria Gehricke ist genau das grausame Realität. Ihre kleine Tochter Inga wird seit dem 2. Mai 2015 vermisst. Heute werden die beiden zum ersten Mal seit 2015 in der Öffentlichkeit auftreten – und zwar in der Innenausschusssitzung des Landtages Sachsen-Anhalt. Er sei „gespannt, aufgeregt, aber auch skeptisch“, sagte Ingas Vater Jens-Uwe Gehricke unserer Reporterin Anne Schneemelcher. Bei der Sitzung könnte es auch um Pannen bei den Ermittlungen gehen. Haben Polizeibeamte bei der Suche nach Inga grobe Fehler gemacht?
Ingas Vater kritisiert Polizeiarbeit im RTL-Interview
Der mysteriöse Fall um die verschwundene Inga ist Thema für die Politik – im siebten Tagesordnungspunkt der Sitzung soll es zur Sache gehen. Im RTL-Interview erzählt Gehricke, dass er froh sei, dass wieder Bewegung in den Fall komme: „Ich bin unheimlich dankbar, habe große Hoffnung, dass wir endlich Gewissheit bekommen, was mit unserer Tochter passiert ist.“ Sein Grund, im Landtag zu erscheinen: „Ich bin zur Passivität verurteilt. Mein Wunsch war es, Präsenz zu zeigen.“ Er kritisiert auch die Polizeiarbeit: „Da sind viele Fragezeichen bei den Ermittlungen, die noch nicht beantwortet wurden.“
Polizeischlamperei im Fall der vermissten Inga?
Die Vorwürfe gegen die Polizeiarbeit wiegen schwer. Im Raum stehen diverse Ermittlungspannen. „Es gibt Spuren, denen anscheinend nicht oder nicht ausreichend nachgegangen wurde“, sagt der Anwalt von Ingas Bruder Steffen Tzschoppe der „Volksstimme“.
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Nach Informationen der „Volksstimme“ prüfte 2019 eine Cold-Case-Gruppe der Polizeiakademie die Ermittlungsakten zum Fall Inga noch einmal auf neue Ansätze. Dabei soll aufgefallen sein, dass eine 1.800 Seiten dicke Akte über einen Pädophilen fehlte. Der Mann bastelte in einem Verlies auf seinem Grundstück lebensechte Puppen und besaß Kinderpornographie. Für Anwalt Tzschoppe ist klar: Hier waren die Ermittler nicht hartnäckig genug, denn sie stellten die Ermittlungen gegen ihn ein.
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Mutter Victoria Gehricke hatte von Anfang an Zweifel an den Ermittlungen
Ingas Mutter machte sich schon damals Sorgen, dass die Polizei zu wenig unternimmt. Doch Aufgeben war für sie nie eine Option. Auf der extra eingerichteten Seite für ihre Tochter inga-suche.de schreibt sie zur Landtagssitzung: „Wir hoffen, dass endlich ein wenig Aufmerksamkeit dazu beitragen wird, dass sich hier wieder etwas bewegen wird, um das Schicksal Ingas endlich aufklären zu können.“
Kleine Inga verschwand beim Spielen im Wald
Das damals etwa 1,20 Meter große, blonde Mädchen mit der großen Zahnlücke war am 2. Mai 2015 vom Spielen in einem Wald nicht zurückgekehrt. Es begann eine riesige Suchaktion in dem gut 3.500 Hektar großen Waldstück in Wilhelmshof, einem Ortsteil von Stendal. Die Ermittler nutzten Fernsehsendungen, prüften mögliche Verbindungen zu anderen Fällen, setzten besonders sensible Suchhunde ein. Sogar Christian B., der unter Verdacht steht Madeleine McCann entführt und getötet zu haben, taucht in der Ermittlungsakte auf. Dennoch ist Inga bis heute wie vom Erdboden verschwunden. (xas)