Ist Deutschland impfmüde?

Tausende Impftermine werden nicht wahrgenommen

ARCHIV - 03.05.2021, -: Eine Ärztin impft einen Mann mit einem Corona Impfstoff. Experten der US-Gesundheitsbehörde CDC sehen einen Zusammenhang zwischen Corona-Impfungen und selten auftretenden Herzmuskelentzündungen bei jüngeren Männern. (zu dpa «US-Experten: Seltene Fälle von Herzentzündungen nach Corona-Impfung») Foto: Bernd Weißbrod/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Erst sehnten sich alle nach einem Impftermin, jetzt werden diese teilweise abgesagt.
bwe exa vco, dpa, Bernd Weissbrod

Anfangs war der Ansturm der Impfwilligen groß, jetzt nehmen Tausende Deutsche ihren Termin zur Zweitimpfung gegen das Coronavirus in Impfzentren nicht wahr. Das zeigt eine aktuelle Tagesspiegel-Umfrage in den Gesundheitsministerien aller 16 Bundesländer. Aber was steckt dahinter?
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Impfkampagne gerät ins Stocken

Nach einem schleppenden Start zieht das Impftempo nun merklich an. Laut aktuellen Impfdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) haben mittlerweile 53,3 Prozent der Bundesbürger mindestens eine Impfdosis verabreicht bekommen, 34,8 Prozent sind sogar vollständig geimpft. Insgesamt wurden damit 71,4 Millionen Impfdosen verabreicht. Dazu beigetragen haben vor allem Hausärzte, die seit Anfang April ebenfalls impfen dürfen. Außer beim Impfstoff von Johnson & Johnson ist eine zweiter Impftermin nötig, um den Schutz vor einem schweren Corona-Verlauf zu gewährleisten. Doch die Impftermine werden wird aktuell wohl immer weniger wahrgenommen.

Laut der aktuellen Tagesspiegel-Umfrage liegt der Anteil gestrichener Impftermine in Deutschland gerade zwischen einem und sechs Prozent. Heißt bei deutschlandweit täglich mehr als 800.000 Impfungen also, dass jeden Tag Zigtausende wegfallen. Besonders in Mecklenburg-Vorpommern soll die Impfbereitschaft stark sinken. Hier würden demnach die Terminabsagen zwischen 15 und 40 Prozent schwanken.

Urlaub vs. Impfung

Doktor med. Milena Schaeffer-Kurepkat, Geschäftsführerin und ärztliche Direktorin, Gesundheitszentrum Brandenburg an der Havel GmbH
Dr. med. Milena Schaeffer-Kurepkat vermutet, die Impfbereitschaft sinke unter anderem wegen sinkender Corona-Zahlen.
Privat

Der Grund dafür seien womöglich Termine bei Hausärzten oder die Sommerferien. Denn viele fahren offenbar lieber in den Urlaub und sagen kurzfristig ihre Termine ab. Eine statistischen Zusammenhang gibt es bisher trotzdem nicht. Aber es könnte noch einen weiteren Grund für Terminabsagen geben, wie Dr. Milena Schaeffer-Kurepkat, Geschäftsführerin und ärztliche Direktorin des Gesundheitszentrums in Brandenburg an der Havel, heute vermutet: „Die Entspannung auf Grund sinkender Inzidenzen führt dazu, dass sich viele, die nun endlich eine Impfung haben könnten, diese nicht in Anspruch nehmen. Das sind auch die Jungen.“

Besonders die sich rasant ausbreitende Delta-Variante könnte wohl gefährlich werden, wenn keine Zweitimpfung erfolgt: „Das Virus ist neu und optimiert sich ständig. Herdenimmunität macht es dem Virus viel schwerer. Daher müssen wir diese so rasch wie möglich erreichen. Auch bei schönem Wetter und Wegfall harter Einschränkungen bleibt das beste Mittel gegen das Virus immer noch die Immunität“, so Schaeffer-Kurepkat.

Lese-Tipp: Was tun, wenn die zweite Corona-Impfung in den Urlaub fällt?

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Bundesländer mit besonders vielen Impfschwänzern

Die No-Show-Rate, also die Rate der Termine, die in den Impfzentren nicht wahrgenommen werden, ist deutschlandweit ganz unterschiedlich verteilt. Aber einige Bundesländer stechen bei der Tagesspiel-Umfrage stark hervor:

  • Hessen (No-Show-Rate bei 20 Prozent)

  • Rheinland-Pfalz (No-Show-Rate bei 15 Prozent

  • Hamburg (No-Show-Rate bei 6,64 Prozent)

  • Nordrhein-Westfalen (No-Show-Rate bei 6 Prozent)

  • Brandenburg (No-Show-Rate bei 5 Prozent)

Demnach würde die Quote in Berlin beispielsweise mit 19 Prozent zwar höher liegen, aber nur 2 Prozent davon sind überhaupt nicht erschienen. Heißt: Die Termine wurden einfach nur verschoben und nicht komplett abgesagt. (dbö)

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