RTL-Reporterin wagt den SelbstversuchNikotin-Kick per Tabak-Beutel – jetzt warnt auch die Krankenkasse vor „Snus”!

von Annabelle Strecker und Melanie Britz

Schneller Kick garantiert!
Neben Fußballprofis schieben sich auch immer mehr Jugendliche regelmäßig einen weißen Nikotinbeutel unter die Oberlippe und den Zahnfleischrand, um sich (unauffällig) aufzuputschen. Besonders pikant: Snus, wie der rauchfreie Oraltabak aus Schweden genannt wird, ist hierzulande eigentlich gar nicht erlaubt. Wie kann der Konsum also ansteigen?
Ebenfalls spannend: Unsere Reporterin hat im Video einen Selbstversuch unter ärztlicher Aufsicht gewagt. Wie tückisch Snus wirklich ist, seht ihr im Video.

Nikotinbeutel: Was ist eigentlich Snus und was macht es so gefährlich?

Neue Daten der Krankenkasse DAK-Gesundheit zeigen: Etwa jeder siebte Schüler im Alter von 16 und 17 Jahren hat schon einmal Nikotinbeutel probiert. Laut der Krankenkasse sei der Konsum bei Jungen stärker als bei Mädchen. DAK-Vorstandschef Andreas Storm forderte dementsprechend mehr Kontrollen etwa von Online-Shops zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Denn genau dort, im Internet oder in bestimmten Ländern, bekommen sie das eigentlich verbotene Snus recht leicht.

Doch was genau hat es damit überhaupt auf sich?

Die kleinen Nikotinbeutel – sogenannte Pouches – werden zwischen Oberlippe und Zahnfleisch geklemmt. Sie enthalten ein Pulver, das aus Nikotinsalzen und Trägerstoffen besteht und bewirken einen ähnlichen Kick wie Zigaretten. Das Nikotin, ein Nervengift, wird über die Mundschleimhaut aufgenommen.

Die Variante mit Tabak heißt Snus, ihr Verkauf ist in der EU mit Ausnahme von Schweden untersagt. Die tabakfreien Nikotinbeutel fallen in Deutschland unter das Lebensmittelrecht und sind ebenfalls verboten. Doch über das Internet sind die Beutelchen leicht zu beschaffen. Wegen fehlender Kontrollen seien sie oft sogar in Tabakläden, Kiosken oder Tankstellen erhältlich, kritisieren Suchtberater.

Dem DAK-Präventionsradar zufolge greifen Jugendliche mit einem niedrigen sozialen Status eher zu den Beuteln als Teenager aus höheren sozialen Schichten. „Nikotinbeutel sind gefährlich und können abhängig machen”, so Storm. Neben mehr Kontrollen sei die Aufklärung der Eltern und Lehrkräfte über die gesundheitlichen Risiken von Nikotinprodukten wichtig.

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Auch dieser Experte warnt vor der Suchtgefahr durch Nikotinbeutel

Professor Reiner Hanewinkel vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, das das DAK-Präventionsradar wissenschaftlich realisiert, warnte vor der Suchtgefahr. „Je früher eine Nikotinsucht entsteht, desto eher verfestigt sie sich in späteren Lebensjahren – mit allen gravierenden negativen gesundheitlichen Folgen.”

Beim DAK-Präventionsradar gaben 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 oder 17 Jahren an, mindestens einmal Nikotinbeutel konsumiert zu haben. Für die Erhebung waren 2022 und 2023 rund 12.700 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen neun und 17 Jahren zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt worden. Die Umfrage wurde nach DAK-Angaben von Lehrkräften mit Hilfe von Fragebögen in 927 Klassen an 83 Schulen in 14 Bundesländern durchgeführt.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten nach eigenen Angaben die drittgrößte Krankenkasse in Deutschland. (akr/eon/dpa/vdü)