"Höchstwahrscheinlich schädlich für mich“

Hendrik Verst lebt nach Transplantation mit erhöhtem Krebsrisiko: Was macht das mit einem?

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Influencer Hendrik Verst hat sich zurück ins Leben gekämpft.
von Vera Dünnwald

Vor rund einem Jahr wartet der schwerkranke Hendrik Verst sehnsüchtig auf eine neue Leber. Die Organspende und Transplantation wird dringend benötigt, die Ärzte sagen ihm sogar, dass er ohne ein neues Organ nicht mehr lange zu leben hat. Am 27. November 2021 ist es endlich so weit, in letzter Sekunde wird dem 36-jährigen Familienvater eine Leber transplantiert.
Heute kann er die Weihnachtszeit genießen, körperlich geht es ihm blendend. Doch weil er aufgrund der Transplantation immunsuppressiv ist, wird er sein Leben lang Medikamente einnehmen müssen – die im schlimmsten Fall wiederum Krebs auslösen oder andere körperliche Probleme bereiten könnten. Was macht das mit einem? Steht der nächste Schicksalsschlag bereits im Haus, nachdem man doch gerade erst wieder gesund geworden ist? Ob der Influencer eher ängstlich oder zuversichtlich in die Zukunft blickt, hat er uns im RTL-Interview verraten.

Influencer wieder fit - doch Medikamente muss er weiterhin nehmen

Auf Instagram ist Hendrik Verst als @fitdad_hendrik bekannt, dokumentiert gemeinsam mit seiner Frau Denise (@mathellaslife) sein Leben für Fans und Follower. Hinter dem Düsseldorfer liegen turbulente Zeiten. In diesem Jahr jedoch ist alles anders: Die Operation seiner überlebenswichtigen, neuen Leber ist gut verlaufen und das erste Jahr, in dem das Abstoßungsrisiko des neuen Organs am größten ist, hat er gut überstanden. Jetzt gehe man davon aus, dass etwaige Komplikationen deutlich weniger werden, wie der 36-Jährige Ende November im RTL-Interview erzählt.

Obwohl er im letzten Jahr Weihnachten im Kreise seiner Liebsten feiert, blickt Verst den Feiertagen 2022 besonders sehnsüchtig entgegen: „Letztes Mal war ich zwar auch an Weihnachten dabei. Aber ich war noch frisch transplantiert, hatte eine offene Narbe am Bauch.“ Zwei Jahre in Folge habe seine Frau alles alleine stemmen müssen. „Jetzt können wir das wieder alles zusammen erleben, was wirklich etwas ganz besonderes ist.“

Körperlich gehe es ihm gut – auch wenn er weiterhin immunsuppressive Medikamente einnehmen muss: „Ich bekomme jetzt ein neues, zweites Suppressiv-Medikament dazu, damit die Langzeitschäden reduziert werden. Denn: Einerseits hat man zwar Glück, dass man heute mit einem neuen Organ deutlich älter werden kann. Aber es tauchen auch Probleme auf, die es früher nicht gab“, erklärt Verst.

Suppressiv-Medikamente können Nieren schädigen und Krebs auslösen

Sein altes Medikament habe ihm zwar geholfen, doch es sei krebsfördernd. „Das weiß man aber zum Glück. Genau deswegen gehe ich regelmäßig zu Dermatologen, Onkologen und Co., um mich durchchecken zu lassen und damit sich nirgendwo ein Tumor bilden kann. Denn wenn alles okay ist oder früh genug erkannt wird, ist es natürlich weniger problematisch.“

Das krebserregende Medikament wird also getauscht – gegen ein neues, das wiederum nierenschädigend ist. „Auf die nächsten 20 bis 30 Jahre gesehen, ist auch dieses Medikament höchstwahrscheinlich schädlich für mich.“ Obwohl der Familienvater nur so strotzt vor Energie, seien genau das Themen, die einen beschäftigen und „nicht so cool sind“.

Trotzdem sieht der Influencer die Wahl seiner Medikamente pragmatisch: „Eigentlich ist es völlig egal, weil ich ein neues Organ bekommen und mir dadurch quasi Lebenszeit erkauft habe. Wenn Medikamente mir vielleicht irgendwann mal andere Erkrankungen bescheren, aber mir aktuell helfen – dann ist das das Übel, dass ich in Kauf nehmen muss, um leben zu können. Das mache ich dann liebend gerne.“

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Im Video: Hendrik Verst feiert sein neues Leben

"Wenn ich mir vorher schlechte Gedanken mache, bringt mich das kein Stück nach vorne"

Angst vor der Zukunft habe er nicht: „Ich habe immer gesagt: Wenn es so weit ist, dann ist es so weit. Aber bis dahin verschwende ich nicht eine Sekunde mehr als nötig mit dem Gedanken, dass nochmal etwas Schlimmes passieren könnte. Denn meine neue Lebenszeit ist nicht selbstverständlich.“ Verst sagt: „Die Zeit, in der du glücklich warst und dein Leben genossen hast, kann dir keiner nehmen. Mit Fragen wie ‘Was wäre wenn?’ oder ‘Was kann passieren?’ verschwendet man viel Zeit. Ja, ich habe vielleicht ein höheres Krebsrisiko oder meine Nieren könnten Schäden davon tragen – aber ich könnte auch einen Autounfall haben. Diese Wahrscheinlichkeit ist vermutlich viel höher, da im Leben immer etwas passieren kann.“

Hendrik Verst versucht das Beste aus jedem Tag zu machen. Auch die Ärzte achten akribisch darauf, dass es dem 36-Jährigen weiterhin gut geht: „Die Ärzte machen wirklich viel und kümmern sich. Wir beschäftigen uns mit Präventivmaßnahmen, Medikamenten, Früherkennung – so können wir hoffentlich früh reagieren, wenn etwas passiert. Wenn ich mir vorher schlechte Gedanken mache, bringt mich das kein Stück nach vorne und ändert auch nichts an meinen Umständen. Es versaut mir nur die Zeit, die ich habe.“

Mit seiner Frau Denise und den gemeinsamen fünf Kindern im Hier und Jetzt leben, das ist seine Devise: „Ich erlebe jetzt eine unbeschwerte Zeit. Ich weiß nicht, ob das in zwei Jahren immer noch so unbeschwert ist, deswegen genieße ich es jetzt. Ich würde mir sonst Vorwürfe machen, es nicht genossen zu haben.“

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Trotz allem verstehe er Patienten, die in Sorge leben, dass immer wieder etwas passieren kann, was die Gesundheit beeinträchtigt. Verst sagt: „Jeder Mensch und jede Einstellung ist anders. Das kann ich natürlich nicht beeinflussen. Ich kann nur meine eigene Einstellung beeinflussen und mittlerweile ist ja auch bewiesen, dass es viel bringt, positiv zu denken.“

Dass er heute hier sitzt, auf den Tannenbaum blickt und seine Familie um sich herum weiß, verdankt er einem Organspender, weswegen dem 36-Jährigen das Thema Organspende so sehr am Herzen. Immer wieder appelliert er an das Gewissen: „Besorgt euch einen Organspendeausweis, sprecht mit euren Freunden und eurer Familie darüber. Denn es rettet Leben.