RTL trifft den Mann aus der Netflix-SerieHat Jens Söring die Eltern seiner Freundin ermordet?

War er es oder war er es nicht?
Es ist die Frage, die Jens Söring wohl sein Leben lang begleiten wird. Er soll die Eltern seiner Freundin ermordet haben, 33 Jahre sitzt er dafür im Knast. Unschuldig – behauptet er. Eine Netflix-Doku rollt seinen Fall neu aus, doch Söring fühlt sich völlig falsch dargestellt. Zu Recht?
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Heute lebt Söring in Hamburg
33 Jahre lang sitzt Jens Söring – wie er sagt unschuldig – in einem US-Gefängnis. RTL trifft ihn zum Interview in seiner heutigen Heimat Hamburg: „Ich habe 33 Jahre lang ohne Bäume, ohne Natur leben müssen. Und jetzt habe ich diese wunderschöne Natur überall um mich herum“, sagt Söring als er an der Alster sitzt. 2019 wird er auf Bewährung freigelassen. Seitdem verdient er sein Geld mit seiner umstrittenen Lebensgeschichte: Söring schreibt Bücher, arbeitet als Podcaster und Life-Coach. Jetzt rollt eine Netflix-Doku seinen Fall wieder neu aus. Und die kommt zu dem Schluss, dass er gemeinsam mit seiner damaligen Freundin Elizabeth ihre Eltern getötet habe. Für Söring vollkommen abwegig. „Ich habe nicht das Gefühl, dass sie meine Geschichte wahrheitsgemäß erzählt. Daher rührt meine Enttäuschung. Es wurde sehr, sehr viel ausgelassen“. sagt er. „Ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die Angst vor mir haben könnten. Und ja, das verletzt mich. Das tut mir weh. Das will ich nicht.“
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Jens Söring legt ein Geständnis ab, das er später zurückzieht
Das ist passiert: Derek und Nancy Haysom waren die Eltern von Sörings damaliger Freundin Elizabeth. In ihrem Haus in Virginia (USA) werden sie am 30. März 1985 brutal ermordet. Die Spur führt die Polizisten zu Elizabeth und Söring. Er ist damals erst 18 Jahre alt und Elite-Student. Jens legt vor Gericht ein Geständnis ab – denkt offenbar, dass er als Diplomaten-Sohn Immunität genieße. Doch dem ist nicht so. Er habe die drogenabhängige Elizabeth schützen wollen. Später zieht er sein Geständnis zurück. Sie sei es, die ihre Eltern ermordet habe, behauptet er. Doch niemand glaubt ihm. Beide beschuldigen sich gegenseitig.
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Weil auch ein Sockenabdruck am Tatort auf ihn hindeutet, verurteilt das Gericht Jens zu doppelt lebenslänglich. Elizabeth wegen Beihilfe zu insgesamt 90 Jahren. „Das beruht natürlich auf einem Fehler, den ich gemacht habe als Teenager, als ich ein falsches Geständnis abgelegt habe. Ich habe sehr hart dafür gekämpft, mich selber zu rehabilitieren und ja, freizukommen.“ Wie er wird auch Elizabeth 2019 freigelassen. Wohl, um den amerikanischen Steuerzahlern nicht weiter auf der Tasche zu liegen. Elizabeth lebt heute mit neuer Identität in Kanada.
Im Video: Fall Jens Söring - Bei seiner Lesung steht er Rede und Antwort
Experten glauben Söring nicht
Sörings Fall ist auch heute noch umstritten. Viele glauben ihm nicht. US-Jurist und -Journalist Andrew Hammel beispielsweise hat ihn zwar nie getroffen, den Fall aber akribisch studiert, mit Ermittlern gesprochen, sämtliche Unterlagen und Beweise ausgewertet. Hammel zu RTL: „Wir haben Jens Sörings Geständnisse, die Dinge enthalten, die er nur wissen kann, weil er am Tatort war.“ Und weiter: „Das Bild, das sich aus diesem Puzzle ergibt, ist, dass Jens Söring allein zu dem Haus fuhr und die Haysens ermordete.“ Wie einige andere glaubt auch er nicht, dass Söring unschuldig ist. „Seine Chancen, eines Tages für unschuldig erklärt zu werden, sind gleich null“, sagt er. „Es gibt einfach keine Beweise, die die Feststellung stützen, dass er unschuldig ist."
Jens Söring möchte für unschuldig erklärt werden

Während Elizabeth abgetaucht ist, lässt Jens Söring seine Verurteilung bis heute nicht los. Er will die Menschen weiterhin von seiner Unschuld überzeugen. Söring hat in den USA einen neuen Antrag gestellt. Er fordert, dass die Behörden offiziell seine Unschuld erklären, hat dafür ein neues DNA-Gutachten in Auftrag gegeben. Dann würde ihm auch eine Entschädigung in Millionenhöhe zustehen. Was ist wirklich am 30. März 1985 passiert? Die Antwort kennen nur Jens Söring und Elizabeth Haysom.