Familie hängt herzergreifenden Brief an Tatort
Getöteter Taxifahrer in Berlin: „Er hatte es nicht verdient“

Diese Worte gehen ganz tief ins Herz und lassen nur erahnen, welchen Schmerz die Familie von Mustafa A. in diesen Tagen durchleben muss.
Mit Sätzen wie „Er war ein guter Mensch“ oder „Wir werden dich nie vergessen“ wird der getötete Taxifahrer verabschiedet, er wurde nur 49 Jahre alt.
Am vergangenen Gründonnerstag wurde der Familienvater von einem Fahrgast an der Brahmsstraße in Berlin-Grunewald erstochen. Zum Gedenken an ihn hat ein Verwandter am Tatort diese bewegenden Zeilen aufgehängt, wie die B.Z. berichtete.
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Familienvater war beliebt in der Familie
Seiner Frau, seinen beiden Töchtern und Freunden und Verwandten in Deutschland und der Türkei bleibt jetzt nur noch die Erinnerung an Mustafa A.
Die Erinnerung an einen großen und starken Onkel, wie er in dem Abschiedsbrief beschrieben wird. Einem Mann, der immer für alle da gewesen sein soll. Der für seine Liebe zu Nusstorten liebevoll belächelt wurde, sie aber trotzdem zu Feierlichkeiten der Familie immer wieder mitbrachte.
Anteilnahme ist groß
Mustafa A. kaufte sich an einem Tag ein Mofa, an einem anderen wollte er nach Kanada ziehen. Für all das liebte ihn seine Familie.
Es ist auch umso tragischer, wenn man weiß, warum er Taxi fuhr: Er machte es neben seiner Arbeit bei der Bahn, also als Nebenberuf. „Das wurde ihm zum Verhängnis“, steht in dem Brief.
Aus Anteilnahme haben Berlins Taxifahrer Trauerflore an ihren Autos befestigt, zudem rufen sie zu Spenden für die Familie auf.
Verdächtiger schweigt
Mustafa A. solle nicht vergessen werden, seine Familie tue dies nicht, so die letzten Worte.
Was natürlich nicht über den Verlust hinwegtäuscht, aber vielleicht ein kleiner Trost ist: Der mutmaßliche Mörder konnte in Schleswig-Holstein von der Polizei festgenommen und soll Ende nächster Woche nach Berlin gebracht werden.
Bis dahin wollen die Ermittlerinnen und Ermittler den Tathergang genau rekonstruieren. Auf Hilfe des Verdächtigen können sie sich allerdings nicht verlassen, der 24-Jährige äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.
Die Frage nach dem Warum
Nach ersten Erkenntnissen steht aber fest, dass der Verdächtige am vergangenen Donnerstagmorgen in das Taxi von Mustafa A. gestiegen war.
Vom Bahnhof Südkreuz wollte er sich nach Berlin-Grunewald fahren lassen. Dort, wo jetzt der traurige Abschiedsbrief hängt, soll der 24-Jährige den Familienvater erstochen haben.
Das Motiv ist bis zu diesem Zeitpunkt noch unklar.
Flucht bis in den Norden
Nach der möglichen Tat fuhr der Verdächtige wieder zurück zum Bahnhof Südkreuz und flüchtete Richtung Norddeutschland.
Ein besonderer Einsatz war nötig, um ihn dort festzunehmen: Sogenannte Super-Recognizer der Berliner Polizei kamen ihm auf die Spur. Sie können Menschen überall wiedererkennen.
Die weiteren Ermittlungen brachten zudem weitere schockierende Details zum Vorschein: Laut Informationen der dpa soll es nicht der erste Mord des Verdächtigen gewesen sein.
Zwei Morde innerhalb weniger Tage
Am 4. April soll er bereits in Belgien seine Lebensgefährtin umgebracht haben und geflohen sein. Nur zwei Tage später ereignete sich die schreckliche Tat an Mustafa A. in Berlin. (nul)