Gestrandet statt am Strand
Personal streikt: Am Flughafen Frankfurt geht heute gar nichts
Es wirkt wie eine Verschnaufpause am Frankfurter Flughafen: Nach langen Schlangen und Gedrängel am Check-in-Schalter herrscht jetzt gähnende Leere: Es wird gestreikt am Mittwoch. Seit 3:45 Uhr haben verschiedene Lufthansa-Gesellschaften die Arbeit niedergelegt. Laut Verdi befinden sich Schalterpersonal, Techniker und Fahrer der Flugzeugschlepper im Streik.
Mehr als 1000 Flüge gecancelt
Für insgesamt 134.000 Passagiere hieß es an den Drehkreuzen München und Frankfurt: Reisepläne für den 27. Juli ändern oder ganz absagen. Lufthansa hatte vorsorglich mehr als 1000 Flüge insgesamt gecancelt, die ersten Ausfälle gab es bereits am Dienstag.
„Unser Ziel ist, dass morgen, wenn der Streik vorbei ist, der Flugbetrieb wieder ganz normal losgeht“, hofft Martin Leutke, Sprecher der Lufthansa im RTL-Interview. Ein urlaubsstarkes Wochenende läge vor dem Flughafen, nicht nur durch den Beginn der Sommerferien in Bayern und Baden-Württemberg.
Lufthansa hat den betroffenen Passagieren davon abgeraten, zu den Flughäfen zu kommen, weil dort die meisten Schalter ohnehin nicht besetzt seien. Bereits bei vorangegangenen Arbeitskämpfen waren die Terminals am Streiktag selbst weitgehend leer geblieben.
Verdi fordert 9,5 Prozent mehr Gehalt
Und Grund für den Streik ist natürlich wieder mal das liebe Geld: Die Gewerkschaft Verdi verlangt 9,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro. Lufthansa und Verdi haben erst in zwei Runden über die künftigen Gehälter und Arbeitsbedingungen der rund 20.000 Bodenbeschäftigten gesprochen. Ein dritter Termin ist für den 3./4. August in Frankfurt vereinbart. Ein erstes Angebot hatte Verdi als zu niedrig abgelehnt.

Verdi und Lufthansa hielten sich gegenseitig vor, für die Lage verantwortlich zu sein. Lufthansa habe bewusst darauf verzichtet, nach der Warnstreikankündigung noch einmal zu verhandeln, sagte Verdi-Streikleiter Marvin Reschinsky. Er hoffe nun auf ein schnelles, gutes Ergebnis. „Wir erwarten ganz klar, dass Lufthansa in der nächsten Woche nachlegt, damit der Luftverkehr wieder läuft.“ Ein hoher Abschluss sei auch ein Entlastungssignal an das Bestandspersonal, wenn Lufthansa attraktivere Jobs für Neueinsteiger anbiete.
Lufthansa-Sprecher Martin Leutke bezeichnete den Warnstreik als „unnötig, überzogen und viel zu umfänglich“. Das Unternehmen habe schließlich ein substanzielles Angebot vorgelegt, über das man weiter hätte sprechen können. Verdi habe sich aber entschieden, den Konflikt auf dem Rücken der Passagiere auszutragen. „So einen Streik hätte es nicht gebraucht.“ (dpa/gmö/dgö)