Sie wollen nicht in den Krieg ziehen„Davor habe ich Angst”! Hunderte Schüler gehen auf die Straße

Wehrdienst, nein danke!
Im ganzen Norden demonstrieren am Freitag (5. Dezember) Schülerinnen und Schüler gegen den geplanten Wehrdienst. Bei der Bundeswehr zu dienen, kommt für sie nicht infrage. Mit DIESEN Argumenten gehen sie zum Protest.

Straße statt Schule

„Wir sollten eher auf Diplomatie setzen als auf Waffengewalt“, ist ein junger Demonstrant in Hannover überzeugt. „Ich befürchte (…), dass Krieg normal wird. Davor habe ich Angst”, erklärt ein weiterer Schüler im RTL-Interview. Bundesweit treffen sich Schülerinnen und Schüler auf den Straßen, aufgerufen von verschiedenen Jugendorganisationen.

Auch in Hamburg, Bremen und weiteren Orten kommen sie zusammen, um gegen das neue Gesetz zum Wehrdienst, das der Bundestag am Freitag (5. Dezember) beschlossen hat, zu demonstrieren. Ab Januar 2026 will die Bundesregierung jedem, der 2008 oder später geboren wurde, einen Brief mit einem Fragebogen zusenden. In dem geht es um den gesundheitlichen Zustand und die Bereitschaft zum Wehrdienst. Frauen können diesen Fragebogen freiwillig ausfüllen, Männer müssen es. Sie müssen anschließend auch zur Musterung.

Sollten sich nicht genügend Freiwillige für den Wehrdienst entscheiden, könnte der Bundestag über eine Bedarfswehrpflicht entscheiden. Dabei könnte dann auch ein Zufallsverfahren zur Auswahl der jungen Männer in Kraft treten. Denn nötig seien laut Bundesregierung 460.000 Soldaten, einschließlich der Reserve.

Im Video: So soll der Wehrdienst aussehen

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

„Töten zu müssen” kommt für Schüler nicht infrage

„Ich glaube nicht, dass das zielführend ist. Ich glaube, das könnte eher noch zu weiteren Aggressionen führen“, kritisiert ein Zwölftklässler. „Ich lehne grundsätzlich Krieg und Waffengewalt ab.“ Nicht nur junge Männer, auf die die Musterung zukommt, demonstrieren. Auch viele junge Frauen wollen ein Zeichen setzen. „Mein Bruder ist Jahrgang 2010 und stellvertretend für ihn würde ich jetzt auch einfach mal hier stehen“, erklärt eine Demonstrantin in Niedersachsen.

Lese-Tipp: Alle 18-Jährigen zur Musterung! Das sind die Pläne für den neuen Wehrdienst

„Ich kann mir nicht vorstellen, wenn ich jetzt ein Junge wäre und nach 2008 geboren wäre, gemustert zu werden und dann irgendwann verpflichtet zu werden, was zu machen, was ich gar nicht machen will“, versetzt sich eine weitere junge Frau in ihre männlichen Altersgenossen hinein. „Und zwar andere Menschen vielleicht töten zu müssen und von denen getötet zu werden.”

Bereitschaft für den Wehrdienst sinkt

„Die Gründe sind für die Ungedienten (...) zum Beispiel eine gewaltfreie Erziehung und dass man also jetzt umso weniger verantworten kann, dass man irgendwie eine Waffe gegen den Menschen richtet“, erläutert Rechtsanwalt für Wehrrecht, Daniel Kahn, die möglichen Beweggründe der Schüler im Gespräch mit RTL.

Lese-Tipp: Wehrbeauftragter Otte will das Image der Musterung aufpolieren

Weiter erklärt er, dass niemand zum Wehrdienst müsse: „Wenn man also am besten bei der Musterung mitteilt: ‚Ich möchte das nicht, ich werde den Wehrdienst verweigern‘, dann stehen Ihnen da natürlich alle Rechte offen.“ Er geht davon aus, dass jeder Antrag, den Wehrdienst nicht antreten zu wollen, auch bewilligt wird.

Damit die aktive Abfrage der Wehrdienstbereitschaft wie geplant zum 1. Januar aber überhaupt an die jungen Leute rausgehen kann, muss nach dem Beschluss des Bundestages noch der Bundesrat am 19. Dezember zustimmen. (cpe/dbr)

Verwendete Quellen: dpa, Eigene RTL-Recherche