Martin Daldrup harrte 20 Stunden bis zur Rettung aus
Schiff von deutschem Segler (59) sank auf Atlantik: „Als das Wasser kam, bekam ich Panik!"
Dass er noch lebt, ist nicht selbstverständlich!
„Jambo sinkt! Ich bin in der Rettungsinsel und ein Frachtschiff ist unterwegs, mich aufzunehmen“, schreibt Martin Daldrup (59) um 11.44 Uhr deutscher Zeit auf seiner Website mit einer detaillierten Positionsbeschreibung. Kurz vorher hatte er seiner über zehn Meter langen Segelyacht beim Untergang zu sehen müssen – mitten auf dem Atlantik. Bei RTL erzählt der Deutsche, wie dramatisch seine Rettung ablief.
Deutscher Segler in Seenot auf dem Atlantik: Plötzlich ist Wasser im Rumpf

Eigentlich, erzählt Daldrup, hatte es eine der üblichen Atlantiküberquerungen werden sollen. Diese Etappe sollte ihn von der Inselgruppe Fernando de Noronha (Brasilien) nach Kapstadt in Südafrika führen. Der 59-Jährige aus Haltern am See (NRW) hat solche Reisen mit seinem Schiff, der „M Jambo“, schon mehrfach unternommen – allein und bislang ohne nennenswerte Zwischenfälle. Über 40.000 Seemeilen habe er bereits im Laufe der Jahre zurückgelegt. Doch am vergangenen Donnerstag (5. Oktober) wird Daldrup zum Schiffbrüchigen.
Lese-Tipp: Drama auf hoher See! Deutscher Segler kentert im Atlantik
Was ist passiert? Der Segler hört plötzlich einen Knall, danach sei die Wirkung des Schiffsruders zum Steuern weg gewesen. Daldrup hört einen Alarm seiner Navigier-Instrumente, doch sie geben keine Informationen, ob und wo es ein Problem an der „M Jambo“ gibt. Daldrup will der Ursache des Knalls am Ruder anschließend selbst auf den Grund gehen, verschafft sich Zugang über eine Kabine im hinteren Teil des Schiffsrumpfes zur Ruderanlage. Auf See dient die Kabine als Lager für Ausrüstung, die der 59-Jährige beginnt, auszuräumen. Sekunden später dreht er sich um, blickt in den Hauptraum unter Deck, dann folgt der Schock: Wassereinbruch!
„Ich wusste: Jetzt geht es nur noch darum, mein Leben zu retten“

„Ich sah, dass das Wasser dort über den Bodenbrettern stand. Dann habe ich eine meiner automatischen Pumpen eingeschaltet und war dabei, eine zweite herauszuholen. Als ich sie einschalten wollte, sah ich, dass das Wasser schon 20 Zentimeter höher steht. Da wusste ich: Jetzt geht es nur noch darum, mein Leben zu retten“, beschreibt er den dramatischen Moment. Doch der erfahrene Daldrup handelt schnell und geordnet – und leistet so gute Vorarbeit für seine eigene Rettung.
Lese-Tipp: Geretteter Segler nach 20 Stunden im Atlantik wieder fit
Sofort greift er eine sich selbst mit Luft aufblasende Insel, eine Art Rettungsboot. „Ich habe das Wichtigste herüberretten können: Mein Handy, meine iPads, zwei mobile Akkus, die zum Glück vollgeladen waren und Nahrung.“ So habe er zwei Fünf-Liter-Kanister mit Wasser, Nudeln und Joghurt mitnehmen können, so Daldrup. Das Wichtigste aber seien sein Handy und die iPads gewesen. Denn über mobiles Highspeed-Internet informiert er so seine Lebensgefährtin Anke und einen Freund. Sie verständigen die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen, gleichzeitig kommt dort auch ein Notsignal über Satellit von Daldrup an. Von Bremen aus koordinieren die Einsatzkräfte Daldrups Rettung, leiten ein Frachtschiff zu seiner Position. Doch: Es ist etwa 22 Stunden auf See entfernt! Dem Haltener bleibt nichts anderes übrig, als auszuharren.
Nach 20 Stunden sind die Retter endlich da
Dabei ergeben sich neue Probleme: Durch den Wellengang dringt immer wieder Wasser ins Innere der Rettungsinsel ein – etwa 1.000 Seemeilen östlich von Brasilien. „Bei dem ganzen Wasser war es schwierig, meine technischen Geräte zur Kommunikation trocken zu halten. Da bekam ich kurz Panik.“, schildert Daldrup weiter. Über seine eigene Website informiert er zunächst stündlich, danach in kürzeren Abständen über seine exakte Position auf dem offenen Meer.
Lese-Tipp: Polizei bestätigt: Gefundene Leichen vor Mallorca sind vermisste deutsche Segler
Dann, nach 20 Stunden, folgt endlich die Erlösung! Zwei Stunden eher als geplant trifft das Frachtschiff bei dem Haltener ein und nimmt ihn an Bord. Daldrup hat es geschafft. Seine Segel-Leidenschaft habe der Schiffbruch trotz allem nicht gebrochen, sagt er. „Für mich steht fest: Ja, ich möchte wieder segeln. Aber ich werde mir noch viel Zeit geben müssen, um meine Gedanken zu ordnen.“ Denn: „Sich durch das Segeln fortzubewegen, ist etwas ganz Besonderes. Auf See ist man abgeschirmt, hochgradig konzentriert und den Elementen Wind und Wasser so nahe, wie nirgendwo sonst. Das ist eine besondere Atmosphäre.“ Verarbeiten möchte der Segler seine dramatische Erfahrung auf dem Atlantik unter anderem in einem Buch. Auch erste Anfragen für Vorträge gebe es bereits. Für Martin Daldrup steht fest: „Das Thema wird mich noch lange nicht loslassen.“
Noch immer befindet sich Daldrup an Bord des Frachtschiffes, das passenderweise ebenfalls nach Südafrika unterwegs ist. Bisher habe er viel geschlafen, denn er sei doch erschöpfter gewesen als gedacht. Am 15. Oktober soll das Schiff dort ankommen, dann wird ihn Lebensgefährtin Anke in Empfang nehmen – und zweifellos glücklich in die Arme schließen.