Gegen Inflation und Hoffnungslosigkeit
Gärtnern für die Tafel: Warum diese Jobcenter-Maßnahme eine Win-Win-Situation ist
Das Leben ist so viel teurer geworden, das merken auch die Tafeln. Der Andrang ist enorm, aber es gibt inzwischen öfter nicht genügend gespendete Lebensmittel. Vor allem Obst und Gemüse sind knapp. In Plauen im Vogtland in Sachsen helfen sich die Menschen mit sogenannten Tafel-Gärten. Und es ist eine absolute Win-Win-Situation: In leerstehenden Kleingarten-Parzellen bauen Hartz-IV-Empfänger und Empfängerinnen Gemüse an - für die Tafel und die bedürftigen Menschen. Das bringt der Tafel frische Lebensmittel und den Tafel-Gärtnern eine Perspektive und eine Aufgabe.
„In ein Arbeitsleben werden wir wohl nicht mehr kommen"
Lange hat sich keiner für die Kleingärten in Plauen interessiert, aber jetzt wächst hier wieder Obst und Gemüse. Die Tafel kann das gerade dringend gebrauchen. Silvia Englert und Cordula Böttger bewirtschaften den Kleingarten. Sie leben von Hartz IV, haben schon viele Jobcenter-Maßnahmen mitgemacht. Doch diese hier gefällt der 58-jährigen Cordula Böttger am besten. Es gibt ihr eine Aufgabe, eine Perspektive, denn Cordula macht sich wenig Illusionen auf einen Job im sogenannten ersten Arbeitsmarkt: „In ein Arbeitsleben werden wir wohl nicht mehr kommen, mit dem Alter sowieso nicht. Wenn man keinen Führerschein hat, geht das sowieso nicht. Das hier würde ich auch gerne bis zur Rente machen.“
Und auch Silvia Englert gibt die Aufgabe Hoffnung: „Das macht Spaß! Da ich vom Land komme, bin ich gern draußen und nicht in einem Büro. Was willst du sonst machen? Habe auch schon Umschulungen gemacht. Und dann bekommst du am Computer einen Klaps, wenn du dich nicht auskennst.“
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Die Tafel freut sich über richtig frische Lebensmittel, die lange halten

Insgesamt nehmen acht Menschen an der Maßnahme teil. 20 Stunden pro Woche wird gegärtnert, von Mai bis Oktober. Die Mitarbeiter der Tafel Plauen finden das Projekt toll: „Es ist ein soziales Projekt. Ich finde das sehr positiv, weil sich Menschen engagieren, um uns Ware zu bringen. Obst und Gemüse wird auch viel gebraucht und es ist eben Frischgemüse. Das hält sich dann auch ein Stück. Nicht wie Ware die wir bekommen, die ist dann am anderen Tag nicht so wie wir es wollen“, so Waltraud Klarner.
Allein an diesem Tag wurden sechs Kisten mit Salat, Radieschen, Zwiebeln und Gurken aus dem Kleingarten verkauft. Wenn es Ende Oktober nichts mehr zu ernten gibt, endet auch die Maßnahme des Jobcenters. Im Frühjahr geht es aber weiter. Dann wollen auch Silvia Englert und Cordula Böttger wieder dabei sein.
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