Gans, Karpfen oder Kartoffelsalat mit Bockwurst

So viel teurer wird das Weihnachtsessen in diesem Jahr

In einer Gaststätte im brandenburgischen Mixdorf (Oder-Spree) steht ein Teller mit Klößen, Rotkohl und Gänsekeule, aufgenommen am 12.11.2011. Die Weihnachtsgans ist nach wie vor des Deutschen liebstes Weihnachtsessen. Foto: Patrick Pleul (zu dpa: «We
Festessen Weihnachtsgans.
picture alliance / dpa, Patrick Pleul

von Arne Draheim

Was ist das Weihnachtsfest ohne Gans, Semmelknödel und Rotkohl? Vor dieser Frage werden in diesem Jahr vermutlich etliche Familien stehen. Angesichts gestiegener Energiepreise und inflationsbedingter Preissteigerungen könnte der kulinarische Weihnachtsklassiker dieses Jahr zum Luxusgut werden. RTL wagt den Kassensturz.

Weihnachten 2022: Qualität geht vor Sparsamkeit?

Weihnachten ist normalerweise das Fest der Völlerei – ob das in diesem Jahr auch so sein wird, ist bei den aktuellen Preissteigerungen zumindest fraglich. Denn besonders zu Weihnachten gilt häufig: Qualität geht vor Sparsamkeit. In diesem Jahr könnte das Fest allerdings durch die steigende Inflationsrate einen herben Beigeschmack bekommen.

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Zwar sinkt die Inflation im Vergleich zum Vormonat leicht von 10,4 auf 10 Prozent – ein großer Effekt für Verbraucher ist derzeit aber noch nicht spürbar. Zudem liegen die Lebensmittelpreise noch immer deutlich über der Gesamtinflation. Das Weihnachtsessen wird also deutlich teurer als noch im vergangenen Jahr.

Beispielrechnung: Teures Hauptgericht, noch teurere Beilagen

Nehmen wir das klassische Gericht, das wohl auch in diesem Jahr wieder millionenfach in deutschen Küchen zubereitet wird – Gans mit Rotkohl und Semmelknödeln. Eine Beispielrechnung:

  • Allein der Gänsebraten steigt je nach Erzeuger, Größe und Kaufzustand (gefroren oder vorgegart) um mindestens 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

  • Die Gemüsepreise sind ebenfalls gestiegen, das macht sich bei Rotkohl oder Grünkohl deutlich bemerkbar. Vor allem Ersterer ist im Vergleich zum Vorjahr laut Preisvergleichsapp Smhaggle sogar um 29 Prozent als Produk im Glas gestiegen.

  • Noch deutlicher wird die Preissteigerung des Hauptganges aber bei Semmelknödeln. Hier steigen die Preise in diesem Jahr durchschnittlich um 43,5 Prozent. Butter, Eier und Milch sind die Hauptpreistreiber bei der Herstellung.

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Dass die Preise für Geflügel so enorm gestiegen sind, hat zwar auch mit gestiegenen Preisen für Futtermittel zu tun, allerdings ist das nicht der alleinige Faktor. Die Vogelgrippe wütete in diesem Jahr besonders stark auf dem europäischen Kontinent, sodass zahlreiche Geflügelbetriebe massive Verluste einfuhren. Laut EU-Gesundheitsbehörde ECDC mussten allein in der Vogelgrippe-Saison 2021/22 rund 48 Millionen Tiere in Haltung gekeult werden. Viele davon waren Gänse.

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Je nach Region variieren die Festtags-Gerichte

Nun werden je nach Region verschiedene Gerichte zum Weihnachtsfest aufgetischt, von Preissteigerungen sind sie aber alle betroffen. Das zeigen verschiedene Berechnungen.

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Karpfen "blau": teurer, aber fast noch ein Preis-Tipp

Karpfen in der Sortierwanne
Karpfen in der Sortierwanne. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild
deutsche presse agentur

Je nach Region wird Karpfen „blau“ entweder zu Weihnachten oder Silvester serviert. Da sich bis dahin wenig an den Preisen ändern wird, lohnt sich schon jetzt ein Blick auf die Kosten des Gerichts.

  • Laut Angaben des statistischen Bundesamtes kostet ein frischer Karpfen nun knapp 14 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. im Vergleich zu anderen Fischarten halten sich die Preissprünge noch in Grenzen. Zum Vergleich: Bei Kabeljau und Lachs lag die Teuerungsrate im Oktober bei fast 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

  • Allein die Preise für Kartoffeln haben sich nach Angaben des statistischen Bundesamtes für Oktober im Vergleich zum Vormonat um knapp 22 Prozent erhöht.

  • Während Lauchgemüse in den Vormonaten eher geringen Teuerungsquoten von knapp drei Prozent unterlag, stiegen die Preise im Oktober laut Angaben des statistischen Bundesamtes sogar um fast 17 Prozent. Dabei ist der Verarbeitungsprozess, bei dem Energie benötigt wird, noch gar nicht einberechnet.

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Große Unterschiede bei den Getränken

Beim Bier ist trotz vieler Ankündigungen der Preis-Schock bislang weitestgehend ausgeblieben. Für alkoholfreie Getränke gilt das aber nicht. So sind Apfelsäfte noch halbwegs unberührt von der Inflation (Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahr Oktober: 3,6 Prozent). Limonaden und Mineralwasser erlebten im Oktober laut dem Bundesamt für Statistik einen Preisanstieg von durchschnittlich elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schlechte Nachrichten auch für Schaumwein-Liebhaber: Erst kürzlich verkündete Sektproduzent Rotkäppchen-Mumm, seine Flaschenpreise um 50 Cent anzuheben.

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Kartoffelsalat (norddeutscher Art) - es geht um die Wurst

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Kartoffelsalat "norddeutscher Art" - Hauptpreistreiber ist die Mayonnaise
sil007 - Fotolia

Selbst bei der Zubereitung bodenständiger Weihnachtsgerichte müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher auf höhere Preise beim Einkauf einstellen. Das zeigt die Aufschlüsselung am Beispiel des norddeutschen Kartoffelsalates. Energiepreise sind nicht einberechnet.

  • Ohne Kartoffeln geht es nicht. Doch wie schon beim vorherigen Gericht dargestellt, unterliegt die Hauptzutat Preissteigerungen von knapp 22 Prozent.

  • Der wohl größte Preisanstieg lässt sich allerdings bei Mayonnaise feststellen. Da laut statistischem Bundesamt allein Eier im Vormonat Oktober Teuerungen von knapp 29 Prozent unterlagen, wundert es kaum, dass Kunden bis zu 32 Prozent mehr für Mayonnaise zahlen müssen als noch vor einem Jahr.

  • Gewürzgurken schlagen mit knapp 15 Prozent mehr zu Buche, Gewürze erfuhren durchschnittlich ein Preiszuschlag von knapp 10 Prozent. Laut einem Bericht des Magazins Business Insider liegt der Anstieg bei Gewürzgurken Mitte November sogar bei 50,5 Prozent

Lese-Tipp: Geflügelhalter rechnen mit weiter steigenden Eierpreisen

Selten kommt ein Kartoffelsalat ohne Fleischbeilage aus. Eine Bockwurst kostet nach Angaben des Business Insiders derzeit durchschnittlich 43,2 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Dennoch lohnt sich ein Vergleich zwischen Markenprodukten und den Eigenmarken der Anbieter.

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