AKW-Debatte weiter im vollen Gange

Gaga-Vorschlag oder ernst gemeint? Polen will unsere Atomkraftwerke pachten!

Bildnummer: 55259255  Datum: 06.04.2011  Copyright: imago/Kosecki
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Weil Deutschland trotz Krise raus aus der Kernenergie will, gibt es in Polen einen provokanten Vorschlag. Wenn Deutschland seine letzten drei Atomkraftwerke abschaltet, könnte Polen diese Meiler dann nicht pachten?
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Kernkraftwerke sind eine nationale Angelegenheit. Jedes Land wacht über seine Atompolitik. Doch weil Deutschland trotz Krise raus aus der Kernenergie will, gibt es in Polen einen provokanten Vorschlag. Wenn Deutschland seine letzten drei Atomkraftwerke abschaltet, könnte Polen diese Meiler dann nicht pachten? Mit dieser unorthodoxen Idee mischt sich die polnische Politik in die deutsche Debatte über eine Laufzeitverlängerung ein. Meinen unsere Nachbarn das ernst?

Deutsche AKWs sollten weiterlaufen „zum Wohle der Sicherheit Europas und des Klimas“

Das östliche Nachbarland befürchtet, dass die durch Russlands Krieg gegen die Ukraine verursachte Energiekrise in Europa ohne deutsche Kernenergie noch schlimmer werden könnte. Zunächst kam die Idee von der kleinen Linkspartei Lewica Razem, dann debattierte am Donnerstag auch der Europa-Ausschuss des polnischen Parlaments in Warschau darüber - obwohl dieser Vorstoß offensichtlich keine Chance hat.

„Wenn die Deutschen ihre Kernenergie nicht selbst nutzen wollen, sollten sie sie verpachten“, forderte die Razem-Abgeordnete Paulina Matysiak. Die polnische Regierung solle der Bundesregierung einen entsprechenden Vorschlag machen. Deutsche AKWs sollten weiterlaufen „zum Wohle der Sicherheit Europas und des Klimas“, schrieb Parteichef Adrian Zandberg auf Twitter.

"Natürlich gibt es nicht die kleinste Chance"

Zum Jahresende sollen die drei noch verbliebenen Kraftwerke - Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 - vom Netz gehen. Polen wiederum hat kein Atomkraftwerk. Ein erster Anlauf zur eigenen Kernenergie mit sowjetischer Technik wurde 1989 abgebrochen. Neue Pläne sehen vor, dass 2033 nördlich von Danzig ein Kraftwerk ans Netz gehen soll.

„Die Pacht ist nur ein Schlagwort“, sagte der Experte Aleksander Sniegocki der Zeitung „Gazeta Wyborcza“. „Sie soll die Aufmerksamkeit auf ein Problem lenken, denn natürlich gibt es nicht die kleinste Chance, dass Polen ein Kernkraftwerk pachten oder irgendwie nutzen könnte.“ Es sei nur schwierig, die deutsche Politik zu verstehen. Die Zeitung kommentierte, derzeit sei „jedes Megawatt Gold wert“. Doch unbeirrt hielten die Deutschen an alten Beschlüssen fest, auch wenn sich die Umstände geändert hätten.

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Laufzeitverlängerung: In der Ampel prallen Gegensätze aufeinander

Um die Laufzeitverlängerungen bahnt sich seit einiger Zeit in der Ampel Streit an:

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) weist immer wieder darauf hin, dass der hauptsächliche Mangel nicht beim Strom droht, sondern bei Gas und Wärme für die Industrie - und Atomkraftwerke dafür keine Abhilfe schaffen.

Offen für eine Laufzeit-Verlängerung ist hingegen die FDP: Der Generalsekretär der FDP, Bijan Djir-Sarai, sieht kaum andere Möglichkeiten, die Energieversorgung in Deutschland im Winter zu sichern, ohne die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern. Es gehe nicht darum, wieder in die Kerntechnologie einzusteigen, in der aktuellen Situation müsse aber jede Möglichkeit zur Stromerzeugung genutzt werden. „Ich glaube, wenn wir diesen Weg nicht gehen, werden wir große Probleme bekommen“, so Djir-Sarai im RTL/ntv „Frühstart“. Von daher sei es aus seiner Sicht „fast schon alternativlos, den Weg zu gehen“, das sei Physik. Es müsse jetzt darum gehen, die Gasspeicher zu füllen und damit auch den Druck von den Energiepreisen zu nehmen. Von dem erneuten Stresstest des Wirtschaftsministeriums erhofft Djir-Sarai sich eine Versachlichung der Debatte, die in Deutschland, „teilweise emotional aufgeladen“ sei.

Ricarda Lang (Grüne) schließt Laufzeitverlängerung aus

Die Co-Vorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, hatte erst am Vorabend im RTL-Direkt Interview eine Laufzeitverlängerung erneut ausgeschlossen. Gas werde nur zu 20 Prozent zur Stromerzeugung genutzt, zwei Drittel davon durch Kraftwärmekoppelung, und ein großer Teil für die Spitzenlast. Dafür seien AKW nicht geeignet. „Man könnte durch die Atomkraft 1 Prozent des Gases ersetzen, auf der anderen Seite stehen große Haftungsrisiken, der Verzicht auf Sicherheit bei einer Hochrisiko-Technologie.“ Das stehe in keinem Verhältnis, so Lang. (eku/dpa)

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