Trauer um Politiker-Legende
Wolfgang Schäuble ist tot
Ein Leben für die Politik!
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist tot. Der CDU-Politiker ist im Kreise seiner Familie zu Hause am Dienstagabend gegen 20 Uhr friedlich eingeschlafen, teilte die Familie der Deutschen Presse-Agentur mit. Nach Informationen der Bild aus dem Umfeld der Familie soll der 81-Jährige seit Jahren gegen Krebs gekämpft haben, nur sein engstes Umfeld soll Bescheid gewusst haben.
RTL.de ist jetzt auch bei WhatsApp – HIER direkt ausprobieren!
Schäuble prägte jahrzehntelang die Politik
Niemand gehörte dem Parlament länger an als Wolfgang Schäuble: Er war in seiner langen politischen Laufbahn Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages.
„Ohne Wolfgang Schäuble wäre es für Deutschland in vielen wirklich historischen Momenten ganz anders gelaufen – und in den allermeisten davon schlechter. Er hat der deutschen Politik etliche Male und oft auch bleibend den Stempel aufgedrückt. Dass er nie Bundeskanzler wurde, macht ihn zu einem politisch Unvollendeten, den das aber nicht verbittert hat“, so RTL-Politik-Chef Nikolaus Blome über den Tod des Politikers, der noch bis zu seinem Tod Abgeordneter des Bundestages war.
RTL-Reporter interviewte Schäuble schon als junger Reporter in Bonn - so erinnert er sich
Schäuble handelte maßgeblich den Einigungsvertrag aus

Schäuble wurde am 18. September 1942 in Freiburg geboren. Er studierte Jura, es zog ihn aber früh in die Politik. 1965 trat er in die CDU ein. 1972 errang er erstmals ein Mandat für den Bundestag, dem er ohne Unterbrechung bis zu seinem Tod angehörte.
Mit dem Namen Schäuble sind Jahrzehnte deutscher Politik verbunden:
Unter Kanzler Helmut Kohl (CDU) war er zunächst Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben, von 1989 bis 1991 Bundesinnenminister.
Schäuble handelte nach dem Mauerfall mit der DDR den Einigungsvertrag maßgeblich aus.
Seit dem Attentat eines geistig verwirrten Mannes auf ihn im Oktober 1990 saß Schäuble im Rollstuhl, seine politische Karriere ging aber weiter. Von 1991 bis 2000 führte er die CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Nach dem Machtverlust der Union 1998 wurde Schäuble im Zuge der Neuaufstellung der CDU Parteichef. Angela Merkel wurde Generalsekretärin.
Im Zuge der CDU-Spendenaffäre trat Schäuble als Partei-Chef zurück
In den Turbulenzen der CDU-Spendenaffäre und nach Aussagen zu einer 100.000-Mark-Barspende trat Schäuble im Februar 2000 als CDU-Chef zurück. Merkel wurde Parteichefin, 2005 machte sie als Kanzlerin Schäuble zum Innenminister, vier Jahre darauf zum Finanzminister. Das Amt hatte Schäuble zwei Wahlperioden inne, er schaffte die „schwarze Null“, also einen Bundeshaushalt ohne neue Schulden.
Nach der Bundestagswahl 2017 wurde Schäuble als Nachfolger von Norbert Lammert zum Bundestagspräsidenten gewählt, das zweithöchste Amt im Staat. Das höchste Amt im Staat, das des Bundespräsidenten, blieb Schäuble verwehrt.
Nach der von der Union verlorenen Bundestagswahl 2021 zog sich Schäuble aus den Führungsgremien zurück. Im Bundestag wurde die SPD-Politikerin Bärbel Bas Präsidentin, Schäuble war nun einfacher Abgeordneter. In seiner Rede als Alterspräsident - der Abgeordnete mit den meisten Dienstjahren - warb er für offenen Diskurs und selbstbewusste Abgeordnete.
Schäuble zählte zu den konservativen Politikern
In seiner Partei zählte Schäuble eher zu den konservativen Politikern, hinter den Kulissen hatte sein Wort stets Gewicht. Auf der anderen Seite hatte er früher als andere die CDU zur Offenheit für Bündnisse mit den Grünen aufgerufen. Schon 2007 sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: „Schwarz-Grün ist nicht unser Wunsch, aber eine Option für die Union.“ Im Ringen um die Kanzlerkandidatur 2021 schlug sich Schäuble auf die Seite des damaligen CDU-Chefs Armin Laschet und stellte sich gegen CSU-Chef Markus Söder.
Schäuble hinterlässt vier Kinder und seine Ehefrau Ingeborg

Auch im Privaten spielte bei Schäuble oft die Politik eine wichtige Rolle. Schon Vater Karl Schäuble war CDU-Politiker und gehörte dem Badischen Landtag an. Schäubles jüngerer Bruder Thomas war ebenfalls Politiker, 13 Jahre lang war er Landesminister in Baden-Württemberg. 2013 starb er an den Folgen eines Herzinfarkts. Der CDU-Spitzenpolitiker Thomas Strobl war Schwiegersohn von Wolfgang Schäuble, Tochter Christine, die ARD-Programmdirektorin, Strobls Ehefrau. Schäuble hinterlässt insgesamt vier Kinder und Ehefrau Ingeborg, mit der er seit 1969 verheiratet war. (dpa/eku)