Pipeline wurde wegen des Ukraine-Kriegs nicht in Betrieb genommen
FDP-Vize Kubicki fordert: "Wir sollten Nord Stream 2 jetzt schleunigst öffnen"

Damit wir über den Winter nicht frieren, müssen die Gasspeicher gefüllt werden. Diese sind zwar zu etwa 78 Prozent voll, allerdings liefert Russland über die Gaspipeline Nord Stream 1 nur etwa 20 Prozent der möglichen Menge. Für FDP-Vize Wolfgang Kubicki gibt es eine einfache Lösung: die Ostseepipeline Nord Stream 2 öffnen. Es gebe „keinen vernünftigen Grund, Nord Stream 2 nicht zu öffnen“, so Kubicki dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
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Nord Stream 2-Öffnung damit "Menschen im Winter nicht frieren müssen"
Die Inbetriebnahme der fertigen Pipeline Nord Stream 2 wurde von der Bundesregierung auf Eis gelegt. Über Nord Stream 1 kommt weniger Gas als zuvor. Der russische Gaskonzern Gazprom macht technische Gründe dafür verantwortlich, die Bundesregierung hält dies für vorgeschoben.
Fest steht allerdings: Je voller die Gasspeicher, desto besser. „Wir sollten Nord Stream 2 jetzt schleunigst öffnen, um unsere Gasspeicher für den Winter zu füllen“, so Kubicki. Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin dann doch nicht mehr Gas liefere, habe Deutschland nichts verloren.
„Kommt auf diesem Weg mehr Gas bei uns an, vielleicht sogar die komplette vertraglich zugesicherte Menge, wird das helfen, dass Menschen im Winter nicht frieren müssen und unsere Industrie nicht schweren Schaden nimmt“, betonte Kubicki. Dafür zu sorgen, sei oberste Pflicht der Bundesregierung. Genau aus diesem Grund seien andere Pipelines aus Russland ja nicht gekappt worden. „Wenn die Gasspeicher gefüllt sind, können wir Nord Stream 2 ja wieder schließen – und die anderen Pipelines auch, wenn wir unabhängig geworden sind. Aber das sind wir nun mal noch nicht“, betonte Kubicki.
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Unabhängiger von Gas: Kubicki wirbt für Fracking
Das Problem: Putin würde die Öffnung von Nord Stream 2 als großen Erfolg buchen. Doch der Bundestagsvizepräsident betonte, alles, was dafür sorge, dass mehr Gas hier ankomme, nütze Deutschland mehr als Putin. „Der größte propagandistische Erfolg für Putin wäre es im Übrigen, wenn uns das Gas ausgeht, während er noch gut an uns verdient hat. Das gilt es zu verhindern.“
Kubicki warb außerdem dafür, die Möglichkeiten des Frackings in Deutschlands auszuloten, um unabhängiger von Erdgaslieferungen zu werden. „Fracking kann über Jahrzehnte einen erheblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland leisten“, sagte der FDP-Politiker. Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt. Kritiker sehen hier Umweltgefahren. Die Methode ist in Deutschland verboten, nur Probebohrungen sind erlaubt.
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Kritik aus FDP: Öffnung von Nord Stream 2 "wäre falsches Signal"
Doch für den Vorschlag, Nord Stream 2 zu öffnen, erntet Kubicki direkt Kritik. FDP-Fraktionschef Christian Dürr hat die Forderung zurückgewiesen. „Wir beraten in diesen Wochen intensiv darüber, wie man die drohende Energiekrise im Winter abwenden kann. Als FDP-Bundestagsfraktion haben wir dazu eine Reihe von Vorschlägen gemacht. Die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 gehört nicht dazu“, sagte Dürr am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Die Öffnung der von Russland nach Vorpommern führenden Pipeline „wäre ein falsches Signal an unsere europäischen Partner“.
Auch die FDP-Jugendorganisation Junge Liberale (Julis) reagiert mit scharfer Ablehnung. „Es ist mir völlig unbegreiflich, wie man auf so eine skurrile Forderung kommen kann“, sagte die Bundesvorsitzende der Julis, Franziska Brandmann, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. (jaw/dpa)
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