Entführtes Mädchen erstickte in einer vergrabenen Holzkiste

Fall Ursula Herrmann (†10): Verurteilter nach 15 Jahren freigelassen

Herrmann
Werner M. (links), der verurteilte Täter im Fall Ursula Herrmann, kommt frei

Werner M. wurde für eines der spektakulärsten Verbrechen in der Geschichte Deutschlands verurteilt: den Tod der zehnjährigen Ursula Herrmann. Nun kommt der Mann frei, der sie entführt haben soll und deswegen 15 Jahre im Gefängnis saß. Bis heute gibt es Zweifel an seiner Täterschaft.

Werner M. behauptet, nicht schuldig zu sein

Prozessfoto
Werner M. (2.v.l.) beim Prozess im Landgericht Augsburg Archivfoto, 25.03.2010)

Ursula Herrmann war 1981 am Ammersee in Bayern verschleppt und in einer Kiste vergraben worden. Sie erstickte darin. Im Mai 2008 wurde Werner M. in Schleswig-Holstein festgenommen und kam in U-Haft. Im März 2010 verurteilte ihn das Landgericht Augsburg. Die Haft verbüßte er wegen seines Umzugs nach Norddeutschland in Lübeck. Der Mann beteuert bis heute seine Unschuld.

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Eine lebenslange Freiheitsstrafe kann laut Strafgesetzbuch nach 15 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden, wenn sich der Täter während der Haftzeit nichts zu Schulden kommen ließ. In den 15 Jahren Haft ist die U-Haft mitberechnet.

Chef-Ermittler spricht von „Spurenvernichtungskommando"

ARCHIV - Die in einem Waldstück bei Eching am Ammersee (Landkreis Landsberg am Lech) vergrabene Holzkiste, in der die elfjährige Ursula Herrmann am 04.10.1981 tot aufgefunden worden war (Archivfoto vom 05.10.1981). Nach 27 Jahren steht der spektakulä
Die in einem Waldstück bei Eching am Ammersee (Landkreis Landsberg am Lech) vergrabene Holzkiste, in der Ursula Herrmann am 04.10.1981 tot aufgefunden worden war (Archivfoto vom 05.10.1981).
dpa, A9999 Polizei

Die zehnjährige Ursula Herrmann war am 15. September 1981 durch einen Wald in der Nähe ihres Heimatorts Eching am Ammersee geradelt, als ein Täter sie vom Rad riss. Er sperrte das Mädchen in eine Kiste, die er vergrub. Darin starb das Kind nach kurzer Zeit, weil nasses Laub die Belüftungsrohre verstopfte.

Von den Eltern wurden zwei Millionen D-Mark Lösegeld verlangt, obwohl Ursula längst tot war. Wochen später wurde die vergrabene Kiste mit der Leiche entdeckt. Doch schon die Spurensicherung am Tatort wurde zum Fiasko, der ermittelnde Oberstaatsanwalt sprach später von einem „Spurenvernichtungskommando“. Es dauerte letztlich fast 27 Jahre, bis das Gewaltverbrechen als aufgeklärt galt.

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Video (Archiv, März 2010): Werner M. im Fall Ursula Herrmann verurteilt

Werner M. im Fall Ursula Herrmann verurteilt RTL-Nachtjournal vom 25. März 2010
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RTL-Nachtjournal vom 25. März 2010
Werner M. im Fall Ursula Herrmann verurteilt

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Ursula Herrmanns Bruder: "Vieles spricht dafür, dass ein Unschuldiger im Gefängnis sitzt"

Michael Herrmann (r), Bruder des Entführungsopfers Ursula Herrmann, sitzt am 16.06.2016 im Landgericht Augsburg (Bayern) neben seinem Anwalt Joachim Feller (l). Michael Herrmann klagt gegen den Täter auf 20 000 Euro Schmerzensgeld. Im Herbst 1981 sch
Michael Herrmann (r.), Bruder des getöteten Mädchens (Archivfoto, 2016)
picture alliance / dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Das 40 Jahre alte Verbrechen liefert immer wieder Stoff für Spekulationen. Selbst Ursulas Bruder Michael Herrmann äußerte öffentlich Zweifel daran, dass Werner M. für den Tod des Mädchens verantwortlich ist. "Vieles spricht dafür, dass ein Unschuldiger seit zehn Jahren im Gefängnis sitzt", schrieb er 2018 in einem offenen Brief.

Bis heute werden die Spuren in dem Fall immer wieder überprüft. Zuletzt war bei der Universität Zürich ein Gutachten zu dem Tonbandgerät, das beim Verurteilten sichergestellt wurde und für die Erpresseranrufe genutzt worden sein soll, erstellt worden. Der Expertise zufolge soll das Audiogerät eher nicht als Tatwerkzeug in Frage kommen. (dpa/uvo)