Und wie Verbraucher dadurch sparen

Warum es bald kein Mindesthaltbarkeitsdatum mehr geben könnte

ARCHIV - ILLUSTRATION - Lebensmittel liegen am 13.03.2012 in einer Mülltonne in Frankfurt (Oder). Fast eine Milliarde Menschen leiden an Hunger und Unterernährung. Zugleich wandern in den Industrieländern Berge von Nahrungsmitteln in den Müll. Foto: Patrick Pleul/dpa (zu dpa "«Unhaltbarer Ressourcen-Verbrauch» - Klare Worte vor Weltumwelttag" vom 04.06.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Jeder EU-Bürger wirft jährlich rund 173 Kilogramm Lebensmittel in den Müll.

Europa hat ein Problem: Unmengen von Lebensmittel werden hier pro Jahr weggeworfen. Um die 88 Millionen Tonnen Lebensmittel sollen jedes Jahr in der Europäischen Union (EU) weggeworfen werden. Und die Europäische Kommission schätzt, dass zehn Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel mit der Datumsangabe auf den Produkten zusammenhängen. Das soll sich nun ändern. Und Kunden könnten dadurch sogar an der Kasse sparen.

Noch essen oder wegwerfen?

Beim Blick in den Kühlschrank fällt auf, der Joghurt steht schon ziemlich lange da. Kann man den noch essen oder muss er weg? Nicht wenige Menschen scheinen diese Frage stark von dem aufgedruckten Datum abhängig zu machen. Doch ein Lebensmittel wegzuschmeißen, nur weil der aufgedruckte Tag verstrichen ist, kann schnell zu unnötig weggeworfenem Essen führen.

Was bedeutet welches Datum?

Laut dem Eurobarometer wissen über die Hälfte der Verbraucher nicht, wofür die verschiedenen Daten auf den Lebensmitteln stehen. In der EU finden sich zwei verschiedene Daten auf den Produkten: Das Mindesthaltbarkeitsdatum und das Verbrauchsdatum.

Mindesthaltbarkeitsdatum

„Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist kein Wegwerfdatum“, hält das deutsche Ernährungsministerium deutlich auf seiner Webseite fest. Es gibt lediglich an, bis wann ein Produkt unter angemessen Aufbewahrungsbedingungen seine Eigenschaften wie Geschmack und Konsistenz behält. Wenn das Datum abgelaufen ist, heißt das nicht, dass man das Produkt nicht mehr essen kann.

Verbrauchsdatum

Das Verbrauchsdatum findet sich auf leicht verderblichen Lebensmitteln. Man erkennt es an der Aufschrift „verbrauchen bis…“. Lebensmittel, wie zum Beispiel Hackfleisch, deren Verbrauchsdatum abgelaufen ist, können gesundheitsschädlich sein. Sie sollten tatsächlich nicht mehr konsumiert werden.

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Was soll sich nun ändern?

ARCHIV -  Spirelli, aufgenommen am 09.11.2005. Mehrere EU-Staaten wollen laut einem Zeitungsbericht im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung das Mindesthaltbarkeitsdatum für Nudeln, Reis, Kaffee und andere lange haltbare Nahrungsmittel abschaffen. Foto: Martin Schutt dpa (zu dpa "«Bild»: EU-Staaten wollen Haltbarkeitsdatum für Nudeln abschaffen" vom 18.05.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Nudeln könnten bald kein Mindesthaltbarkeitsdatum mehr haben.

Da viele dieses Datum immer noch falsch interpretieren, werden viele Lebensmittel unnötigerweise weggeworfen. Die EU hat deswegen verschiedene Vorschläge gemacht, um die Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen.

Ein Plan sieht vor, dass sehr langlebige Lebensmittel kein Datum auf ihrer Verpackung tragen müssen. Dazu zählen zum Beispiel Nudeln, Reis, Kaffee oder Tee.

Ein andere Idee ist es, dass Mindesthaltbarkeitsdatum komplett abzuschaffen. Dann würde es nur noch das Verbrauchsdatum geben, das eine wirkliche Aussage darüber trifft, ab wann ein Produkt gesundheitsschädlich sein kann.

Dadurch könnte es für Verbraucher auch günstiger werden. Denn Supermärkte sehen sich gezwungen, Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum wegzuwerfen. Die dadurch entstehenden Kosten tragen die Verbraucher indirekt über die Preise mit. Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum weg fällt, könnte sich also über weniger Essen im Müll also auch der Geldbeutel freuen.

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Ein dritter Vorschlag versucht, die beiden Konzepte verständlicher zu machen. Neue Formulierung sollen die Unterschiede deutlicher machen: Statt „Mindesthaltbarkeitsdatum“ könnte dann auf unserem Essen etwa „Oft gut auch nach…“ stehen.

Außerdem ist geplant, am Layout oder der Farbe zu schrauben. Möglich wären ein grünes Mindesthaltbarkeitsdatum und ein rotes Verbrauchsdatum. Auch ein STOP-Schild wäre eine Idee, um die Aussage des Verbrauchsdatums unterstützen.

Was man jetzt schon tun kann

Bis diese Vorschläge beschlossen und dann von den EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt wurden, kann noch etwas Zeit verstreichen. Wer bis dahin schon Lebensmittel-Müll vermeiden will, sollte folgende Tipps der Verbraucherzentrale beachten.

Bei abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum – vertrauen Sie Ihren Sinnen: Wie riecht, schmeckt oder sieht das Essen aus? „Ist Schimmel zu erkennen, riecht es unangenehm, schmeckt es säuerlich, oder prickelt auf der Zunge? Dann Finger weg!“, so die Verbraucherzentrale. Ansonsten können Lebensmittel mit den folgenden Tipps vor der Tonne bewahrt werden:

  • Mahlzeiten gut planen und passend einkaufen.

  • Lebensmittel richtig lagern. Hinweise dazu finden sich auch häufig auf den Packungen.

  • Kreativ mit Resten kochen