25 Prozent der Ukrainer sind über 60 Jahre alt - desolate Lage für Ältere und Hochaltrige

"Eine bettlägerige oder demente Person evakuiert man nicht einfach mal schnell von A nach B"

von Tamara Bilic

Die Organisation „HelpAge“ setzt sich für ältere Menschen in Krisengebieten ein, denn gerade Ältere und Hochaltrige brauchen besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung im Krieg. Die Geschäftsführerin Sonja Birnbaum erklärt im Interview mit Reporterin Tamara Bilic, was in der Ukraine gerade die größte Herausforderung ist für Menschen über 60 und warum viele sich entscheiden zu bleiben und das Land nicht zu verlassen.
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"Was habe ich getan, dass ich das zwei Mal erleben muss?"

Viele alten Ukrainer und Ukrainerinnen haben schon den 2. Weltkrieg miterlebt und die Nachkriegsjahre und erleben jetzt im Ukraine-Krieg eine „Re-Traumatisierung“. HelpAge ist vor Ort in der Ukraine und spricht täglich mit vielen Älteren über ihre Ängste und Bedürfnisse: „Sie begreifen nicht, warum ihnen das geschieht und sie fragen sich: Was habe ich getan, dass ich das zwei Mal erleben muss“, so Sonja Birnbaum. Zwar dürfen alte Menschen das Land verlassen, doch 99 Prozent entscheiden sich zu bleiben – aus mehreren Gründen.

Zum einen sind die Menschen teilweise nicht mobil genug und gar nicht in der Lage mehrere Kilometer zu Fuß zu fliehen. "Eine bettlägerige oder demente Person evakuiert man nicht einfach mal schnell von A nach B.“ Da bedarf es einer aufwändigen Vorbereitung. Hinzu kommt eine emotionale Verbundenheit mit der Heimat. Sonja Birnbaum erzählt, dass viele nicht weg wollen, weil beispielsweise der Ehepartner in dem Ort begraben liegt.

Größtes Problem: Keine sicheren und verlässlichen humanitären Korridore

„Es wird von Tag zu Tag schwerer, ältere Menschen in der Ukraine zu versorgen“, schildert Sonja Birnbaum. Viele Jüngere, die sich vorher um ihre älteren Angehörigen oder Nachbarn gekümmert haben, verlassen das Land und die ältere Generation ist auf sich allein gestellt. Mangelnde Hilfskorridore führen dazu, dass die Menschen nicht in Sicherheit gebracht werden können und das Hilfsgüter nicht ins Land kommen können. Es fehlt zum Beispiel an essenziellen Medikamenten gegen Diabetes und Bluthochdruck. HelpAge sagt ganz klar: Wenn wir nicht aufpassen, wird die ältere Generation zurückgelassen und die Menschen werden sterben! Daher ist es umso wichtiger, dass Hilfskorridore verlässlich genutzt werden können und die Hilfe auch zielgerichtet ankommt.

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