Inflation und Energie-Krise

"Die verscheißern uns im Moment!" - Essener Tafel-Boss spricht Klartext!

Essener Tafel-Boss spricht Klartext Inflation und Energie-Krise
02:16 min
Inflation und Energie-Krise
Essener Tafel-Boss spricht Klartext

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Auch wenn sich die Inflation zuletzt ganz leicht abgeschwächt hat – alles wird teurer, auch Lebensmittel. Und die Lage in deutschen Hilfseinrichtungen spitzt sich zu. Die Tafeln im Land werden regelrecht überrannt. Einige mussten sogar einen Aufnahmestopp verhängen. Auch in Essen (NRW). Der zuständige Tafel-Chef macht im RTL-Interview seinem Ärger Luft – und sieht die Politik in der Verantwortung.

Jörg Sartor, Vorsitzender der Essener Tafel
Jörg Sartor, Vorsitzender der Essener Tafel
RTL

Essener Tafel-Vorsitzender Jörg Sartor: Lebensmittel-Industrie und Energie-Industrie verscheißern den Bürger

Überall macht die Inflation und Energie-Krise den Menschen zu schaffen. Darüber hinaus haben die krisengebeutelten Deutschen auch noch die Corona-Krise mit dem gravierenden Fehlmanagement der vorigen Bundesregierung in den Knochen. Viele sind mit ihren Nerven, aber eben auch finanziell am Ende – auch Maria Saba aus Essen: „Es wird ja immer gesagt, mit Hartz-IV kann man gut leben. Finde ich mal so gar nicht. Ich habe ganze 130 Euro im Monat zum Leben“, sagt sie ins RTL-Mikro. Die Hartz-IV-Empfänger musste ihren Job als Tagesmutter aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Die Unterstützung der Tafel hilft ihr daher sehr.

Doch die Tafeln kommen hierzulande mehr und mehr an ihre Grenzen. Der Grund: Neben dem Stammpublikum kommen mittlerweile immer mehr Gering- oder Alleinverdiener, die es schwer hätten, über die Runden zu kommen. Für den Vorsitzenden der Essener Tafel, Jörg Sartor, keine Überraschung. Dass wir uns in Deutschland mittlerweile mit solch abstrusen Verhältnissen auseinandersetzen müssen, hat für Sartor mit der Nahrungsmittel- und Energiebranche zu tun. Die würden viel zu viel auf die Preise draufschlagen.

Jörg Sartor: „Ich war zwar 35 Jahre unter Tage, aber deswegen bin ich nicht doof, nur weil ich im Dunkeln gearbeitet habe. Ein bisschen Rechnen kann ich auch. Die verscheißern uns im Moment! Die Lebensmittelindustrie und die Energie-Industrie verscheißern den Bürger. Auf Kosten, auf Lasten und auf Schultern derjenigen, die gering verdienen."

Maria Saba lebt seit 2018 vom Staat
Maria Saba ist seit 2018 auf die Unterstützung der Tafel angewiesen
RTL

Um Andrang abfedern zu können Essener-Tafelchef wünscht sich mehr Räumlichkeiten

Sozialhilfeempfänger, Geflüchtete und Geringverdiener: Viele Standorte seien damit überlastet, so Jörg Sartor. In Essen will jetzt die nordrhein-westfälische Landesregierung helfen – mit 1,2 Millionen Euro. Das freut Jörg Sartor, auch wenn er nicht an eine dauerhafte Unterstützung glaubt: „Damit gestehen sie ja ein, dass sie nicht in der Lage sind, die Bevölkerung vernünftig zu ernähren oder vernünftig zu unterhalten. Dann wären sie ja mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie das machen würden."

Damit Hilfsbedürftige künftig nicht mehr in viel zu langen Schlangen auf Nahrung warten müssen, wünscht sich Jörg Sartor zudem bessere Räumlichkeiten. Dann könnte die Essener Tafel etwa ein Drittel mehr Bedürftigen bedienen – und das OHNE mehr Mitarbeiter und Geld als bisher.

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ARCHIV - 27.10.2022, Hamburg: Mitarbeiter der Hamburger Tafel sortieren im Einkaufszentrum Europa Passage gespendete Lebensmittel. Die Spendenaktion für die Hamburger Tafel in drei Einkaufszentren findet wieder am 24. November statt. Zwei Aktionen im
Mitarbeiter der Hamburger Tafel sortieren im Einkaufszentrum Europa Passage gespendete Lebensmittel. Ohne das Ehrenamt wäre die Lage noch viel dramatischer.
ahe geo let geo, dpa, Axel Heimken
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Kein Geld für die Ärmsten der Armen

Das von der Landesregierung geschnürte Hilfspaket für die Tafeln kommt der Tafel und den 172 lokalen Tafeln in NRW zugute. Die Gelder sollen steigende Energie- und Lebensmittelpreise abfedern. Die Tafeln und Lebensmittelverteiler können den Angaben zufolge für die Monate Oktober 2022 bis Februar 2023 jeweils bis zu 1500 Euro zur Finanzierung gestiegener Ausgaben für Kraftstoffe, Energie und Heizung sowie zur Finanzierung laufender Betriebsausgaben wie etwa Mieten oder Geschirr beantragen. Insgesamt stünden pro Einrichtung bis zu 7.500 Euro für diesen Zeitraum zur Verfügung. Eine Verstetigung der Förderung sowie eine konkrete Umsetzung der Pläne stehe jedoch noch nicht fest und werde derzeit noch geprüft.

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