Ob in der Schule oder im Netz
Das können Kinder und Eltern gegen Mobbing tun
30 weitere Videos
Expertin gibt Tipps
Es ist die Horrorvorstellung aller Eltern: Dass das eigene Kind in der Schule oder im Netz Opfer von Mobbing wird und man hilflos mit ansehen muss, wie es emotional zerstört wird. Der australische Schüler Quaden weint nach einer Mobbing-Attacke in der Schule bitterlich. Seine Mutter teilt ein Video davon und appelliert an andere Eltern und Schüler. Doch auch wenn man denkt, man sei machtlos, gibt es viel, dass man machen kann, um dem Kind zu helfen. Dazu haben wir mit Diplom-Psychologin Haik Schönherr gesprochen.
Auch Jeremy und Jason waren Mobbingopfer und am Boden. Heute zeigen sie ihren Mobbern von einst, wer die Stärkeren sind und haben gute Chancen beim Jugendfilmpreis mit ihrem Film abzusahnen. Sehen Sie ihre Geschichte im Video!
Wie kommt es zu Mobbing?
In der Grundschule geht es für Kinder vor allem darum, sich ohne Eltern in einer Gruppe zu bewegen und ihren Platz zu finden, meint die Psychologin. Es komme vor allem darauf an, wie Kinder mit ihrer Frustration umgehen, wenn sie in Situationen geraten, wo etwas mal nicht so läuft, wie sie sich das vorgestellt haben.
Es gebe Kinder, "die nicht gut gelernt haben, mit Frustration umzugehen, die sich dann ärgern und diesen Ärger einfach weitergeben", erklärt Schönherr. Je nach Gruppenzusammensetzung können sich da gefährliche Dynamiken entwickeln, wenn diese Kinder sich auf ein bestimmtes Opfer eingeschossen haben.
"Es geht also darum, die Frustrierten dahin zu bringen, dass sie wertgeschätzt werden, dass Gewalt keine Lösung ist, und dass es wichtig ist über Konflikte zu sprechen", meint die Psychologin. Lehrer müssten sich dafür einsetzen, dass die Kinder begreifen, "dass Kooperation viel besser ist als Feindschaft".
Eltern und Lehrer sind gefragt
Aus Sicht der Psychologin eigenen sich dafür vor allem Freizeit-Aktivitäten, wie Ausflüge oder Klassenfahrten. Dort außerhalb des eingefahrenen Schulalltags, wo es vor allem um Leistung geht, hätten Kinder die Chance, sich noch mal von einer anderen Seite zu zeigen. Generell sollten Lehrer darauf achten, dass es nicht immer nur um Leistung geht, sondern dass gerade Kinder in der Grundschule die Möglichkeit bekommen, ihre Persönlichkeit voll zu entfalten, rät Schönherr. Es könne auch helfen, sich Unterstützung von außen zu holen.
Auch als Eltern kann man viel unternehmen, um dem betroffenen Kind zu helfen. Wichtig sei aber, dass die Schule auch mitzieht, so die Expertin. Denn wenn es um Mobbing geht, muss die ganze Gruppe verstehen, dass da gerade etwas schiefläuft und etwas daran ändern. Die Psychologin rät Eltern, außerschulische Aktivitäten zu organisieren und dem Kind zu helfen, Unterstützer in der Klasse zu finden, um ihm so den Rücken zu stärken. Wenn gar nichts unternommen wird, muss das Kind im schlimmsten Fall aus der Gruppe herausgeholt werden und die Schule wechseln.
Empfehlungen unserer Partner
Wie erkennt man, ob ein Kind gemobbt wird?
Es ist nicht immer leicht zu erkennen, dass ein Kind gemobbt wird, denn oft schämen sich die Opfer und suchen die Schuld bei sich. "Da müssen Eltern, Lehrer und Kinder wachsam sein, um sowas zu verhindern", meint die Psychologin. Warnsignale können aber sein, wenn das Kind plötzlich keine Lust mehr hat, in die Schule zu gehen.
Auch wenn Kinder im Unterricht nicht mehr mitmachen, sondern stören, sollte man den Gründen dafür auf den Grund gehen. Auch eine Essstörung oder exzessives Lernen bis spät in die Nacht können Anzeichen sein, dass das Kind nicht zufrieden mit sich ist und gemobbt wird. "Je mehr schlechte Erfahrungen ich mache, desto zögerlicher bin ich, desto ängstlicher bin ich", erklärt Schönherr.
Erste Hilfe bei Cybermobbing
Ein fieser Post oder ein peinliches Foto - schnell verbreiten sie sich im Netz. Doch wer betroffen ist, kämpft lange mit den Demütigungen und Verletzungen. Die EU-Initiative „Klick Safe“ hat eine App entwickelt, die betroffenen Kindern und Jugendlichen helfen soll. „Cyber-Mobbing Erste-Hilfe“ heißt sie und sie richtet sich an die vielen Jugendlichen, denen der Mut fehlt, sich zu wehren.
Auch Eltern sind beim Thema Cybermobbing gefragt
Wie man sich am besten gegen Cybermobbing wehrt, dazu geben in der 'Cyber Mobbing Erste-Hilfe'-App wahlweise Tom oder Emilia Tipps: wie man den Mobber sperren oder Beweise per Screenshot sichern kann.
Aber auch die Eltern sind beim Thema Cybermobbing gefragt. Sicher können Eltern nicht jeden Schritt ihrer Kinder verfolgen, aber es gibt doch Anzeichen, bei denen Eltern aufmerksam werden sollten. So sollten sie auf Veränderungen bei ihrem Kind achten. Zieht es sich zurück? Wirkt es bedrückt oder traurig? Dann sollten Eltern vorsichtig vorfühlen und erst einmal allgemein das Thema Cybermobbing zur Sprache bringen: dass es so etwas gibt, und wie man damit umgehen kann.
Ob nun per App oder durch die Hilfe der Eltern - wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche Unterstützung bekommen und den Mut fassen, aus ihrer Opferrolle herauszukommen. Die „Cyber Mobbing Erste-Hilfe“-App kann ein guter Weg sein.
Hier gibt es Hilfe für Kinder und Jugendliche in schwierigen Situationen
Kreisen deine Gedanken darum, sich das Leben zu nehmen? Versuche, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über deine Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich. Hier findest du eine Übersicht über Hilfsangebote zu Cybermobbing:
- "Nummer gegen Kummer": 0800-1110550 oder Kinder- und Jugendtelefon 0800-1110111
- Polizei-Beratung
- Cybermobbing-Hilfe
- Klicksafe
- Weißer Ring e. V.
- Juuuport
- Jugendschutz