Sie drohte: "Du wirst unter der Brücke landen"Circus Roncalli-Chef: Als Kind von eigener Mutter niedergemacht

„Wenn du nichts lernst, wirst du beim Zirkus enden – oder unter der Brücke!“
Dass das eine Mutter zu ihrem Sohn sagt - kaum vorstellbar. Im Falle von Roncalli-Chef Bernhard Paul aber bittere Wahrheit. Und Sie sollte auch noch Recht behalten – mit Beidem.
Zu Besuch beim Circus Roncalli
Wir treffen Bernhard Paul in Hamburg, wo „sein“ Circus Roncalli gerade gastiert. Der Österreicher gründet den Zirkus 1976. Es ist der Beginn einer internationalen Erfolgsgeschichte. Über die Jahrzehnte hinweg wird der ehemalige Zirkusclown und studierte Hoch-und-Tiefbauer selbst zur Institution. Das merken auch wir. Beim Spaziergang rund ums Zelt wird er ständig von Fans angesprochen. „Ich bin allgegenwärtig und unsterblich“, erzählt der 76-Jährige im Gespräch mit RTL: „Das habe ich mir erarbeitet, über fast 50 Jahre Zirkus.“ Und der Weg war kein leichter.
Eine schwierige Kindheit
Bernhard Paul kommt 1947 in der Nähe von Wien zur Welt. Seine Mutter bevorzugt den fünf Jahre älteren Bruder. Er selber konnte es ihr nie recht machen, erzählt uns der Roncalli-Chef. Auch seine Berufswahl gefiel der Mutter so gar nicht: Er werde beim Zirkus oder unter der Brücke landen, habe sie ihm immer prophezeit. Ein Leben als Artist war damals eine Horrorvorstellung für Eltern. Doch der Österreicher, den schon früh die Leidenschaft für das Spektakel des Zirkus packt, lässt sich nicht beirren: Bereits im Internat veranstaltet er kleine Aufführungen. Als 28-Jähriger gründet er mit einem Geschäftspartner den Circus Roncalli – und erhält trotz Welterfolg nicht die erhoffte Anerkennung von der Mutter.
Späte Aufarbeitung
1997 gründet Bernhard Paul „Roncalli´s Apollo Varieté“ unter der Rheinkniebrücke in Düsseldorf – und erfüllt damit gewissermaßen die Prophezeiung seiner Mutter, die ihm ja sagte, er werde mal unter einer Brücke landen. Heute kann der Zirkusdirektor darüber lachen: „Ich habe natürlich bewiesen, dass Mütter immer recht haben.“
Zur Aufarbeitung der schwierigen Kindheit habe er allerdings lange gebraucht. Erst durch das Schreiben seiner Autobiografie „Meine Reise zum Regenbogen“ habe er sich von seiner Vergangenheit frei machen können. Unserer Reporterin verrät er: „Das ist eine Therapie, so was zu machen.“ All die Verletzungen seiner Kindheit habe er jetzt „endlich gebeichtet, aufgeschrieben und sie sind jetzt für mich gelöscht“, reflektiert der 76-Jährige.
Damit ist für den Zirkusdirektor der Blick frei für die Zukunft: Zum 50-jährigen Bestehen des Circus Roncalli in zwei Jahren plant Bernhard Paul jetzt schon eine „Jubiläums-Show, die den Namen auch verdient hat“.
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