Wie ihr trotzdem schlemmen könnt
Krank statt happy! Warum Cheat Days unser Immunsystem schachmatt setzen

Am Wochenende darf man sich auch mal was gönnen!
Klar ist: Wer sich überwiegend gesund ernährt, beugt Übergewicht und Folgeerkrankungen vor. Aber wir wissen auch alle: Manchmal müssen es einfach Burger, Pommes oder Schoki sein! Sogenannte Cheat Days sollen den Genuss ohne Reue möglich machen. Doch eine Studie hat ergeben, dass solche Schummeltage alles andere als gut für uns sind.
Maximale Gönnung! Aber was sind überhaupt Cheat Days?
Viel frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und wenig Süßes: Viele Menschen versuchen, sich im Alltag ausgewogen zu ernähren. Aber hin und wieder möchte man eben doch in den Burger beißen, sich das ein oder andere Bierchen gönnen oder ohne schlechtes Gewissen den Eisbecher auslöffeln. Am Cheat Day (Deutsch: Schummeltag) ist genau das möglich. Am Ausnahme-Tag ist dementsprechend all das erlaubt, was wir uns in der Woche verbieten.
Was toll klingt, hat jedoch Folgen: Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben herausgefunden, dass schon kurzfristige Abweichungen von einer regelmäßigen und ausgewogenen Ernährung erhebliche Konsequenzen für unser Immunsystem haben können. Ihre Ergebnisse haben die Forscher 2023 im medizinischen Fachjournal „Nature Immunology“ veröffentlicht.
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Jetzt ist eure Meinung gefragt!
Forscher: Ernährung mit viel Fett und wenigen Ballaststoffen schwächt Immunabwehr
Im Rahmen der Studie führte das Team um Professor Dr. Nicola Gagliani, Forschungsgruppenleiter in der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, verschiedene Laborexperimente durch.
Zunächst untersuchten die Forscher, wie sich Stoffwechsel und Darmflora von Mäusen durch einen Wechsel der Ernährung verändern. Zunächst erhielten die Tiere ihre gewohnte, gesunde Nahrung. Anschließend wurden sie drei Tage lang einer ungesunden Diät mit viel tierischem Fett und wenigen Ballaststoffen ausgesetzt. Danach erhielten sie wieder ihr normales Futter. Das Ganze wiederholten die Forscher über mehrere Zyklen.
Das Ergebnis: Die ungesunde Ernährung beeinträchtigte die Darmflora der Tiere. So war die Funktion der sogenannten CD4+T-Zellen, die eine zentrale Rolle bei der Immunabwehr spielen, gedrosselt.
Folglich konnten die Tiere Salmonellen- und Listerien-Infektionen deutlich schlechter abwehren als jene Mäuse, die gesund ernährt wurden.
Immerhin: Die Rückkehr zu der für sie normalen Ernährung konnte die Immunität der Tiere wieder herstellen.
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Aber woran liegt es, dass sich Cheat Days negativ auf unser Immunsystem auswirken?
In einer nachfolgenden Studie untersuchten die Forscher, ob sich die erzielten Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen lassen.
Dafür erhielten die Teilnehmer abwechselnd fünf Tage lang eine Diät mit vielen Ballaststoffen, an fünf darauffolgenden Tagen ernährten sie sich fettreich und ballaststoffarm. Dabei zeigte sich: Auch die Darmflora der Probanden veränderte sich. Durch das gehemmte Immunsystem waren die Teilnehmer anfälliger für Infektionen.
Die Erklärung: Aus Ballaststoffen stellen unsere Darmbakterien kurzkettige Fettsäuren her. Und diese wiederum unterstützen die Funktion der Immunabwehrzellen, zu denen auch die CD4+T-Zellen zählen. Das erklärt, warum Cheat Days mit vielen fetten, süßen und verarbeiteten Lebensmitteln unsere Abwehr schwächen.
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Gesunde Ernährung lohnt sich! Und zwar aus diesen Gründen
„In unserer Studie konnten wir zeigen, wie synchronisiert unser Ernährungsverhalten und unsere Immunreaktionen sind und wie selbst eine kurzfristige Umstellung auf Schlemmereien zu einer raschen Beeinträchtigung des Immunsystems führt“, fasst Prof. Gagliani zusammen.
Und ergänzt: „Unsere Daten machen deutlich, wie schnell und tiefgreifend sich unsere täglichen Essensentscheidungen auf unsere Gesundheit auswirken können.“
Doch die Ergebnisse machen auch deutlich, dass sich eine gesunde Ernährung lohnt: „Positiv ausgedrückt heißt dies, dass mithilfe einer regelmäßigen ausgewogenen Ernährung etwa die Wirksamkeit von Impfstoffen und Immuntherapien maximiert werden könnte“, ergänzt Erstautor Dr. Francesco Siracusa, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie des UKE.
Gute Gründe also, die eigene Ernährung im Blick zu halten. Doch dabei müssen sich Naschen und gesundes Essen nicht ausschließen.
Denn wie bei so vielem gilt auch in Sachen Ernährung: Die Dosis macht das Gift. Wenn wir uns ansonsten ausgewogen ernähren, sind eine Portion Pommes, ein Eis oder ein bis zwei Hände voll Gummibärchen am Tag absolut in Ordnung. Und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen.
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