Teenager auf Gartenparty erstochenEltern aus Wurzen begegnen ständig dem mutmaßlichen Killer ihres Sohnes
Ständig dem Mann begegnen, der ihr Kind umgebracht haben soll – diesen Alptraum erleben Manja und Frank Webersinke aus Wurzen in Sachsen viel zu oft. Im Mai vergangenen Jahres stirbt ihr Sohn Cedric. Der 17-Jährige wird auf einer Gartenparty erstochen. Tatverdächtig ist ein 22-Jähriger aus der Nachbarschaft. Er soll Cedric ein Messer in die Brust gerammt haben, der Junge erliegt im Krankenhaus seinen Verletzungen. Dass der mutmaßliche Messerstecher auf freiem Fuß ist, können Cedrics Eltern nicht verstehen, wie sie in unserem Video erzählen.
"Die tingeln hier durch die Welt, genießen ihr Leben"
Als Manja und Frank Webersinke mit unserem Reporter vom Friedhof des 17.000-Einwohner-Städtchens in der Nähe von Leipzig kommen, bleiben sie plötzlich stehen. Die Betroffenheit ist greifbar, als Manja Webersinke sagt: "Grausam, einfach nur grausam. Die tingeln hier durch die Welt, genießen ihr Leben." Die – das ist eine Familie mit Kindern. Einer von ihnen soll Cedric umgebracht haben. Sie gehen scheinbar unbeschwert auf der anderen Straßenseite spazieren.
Warum ist der Familienvater noch auf freiem Fuß? "Die Kammer hat zwar einen hinreichenden Tatverdacht angenommen, der zur Eröffnung des Hauptverfahrens geführt hat. Der für einen Haftbefehl erforderliche dringende Tatverdacht wurde jedoch nicht angenommen und der Haftbefehl aufgehoben", teilt das Landgericht Leipzig auf Anfrage mit. Damit seien keine weiteren Auflagen verbunden, der Verdächtige bleibt vorerst ein freier Mann.
Eltern hoffen auf angemessene Strafe für den Täter
Dabei sollte im vergangenen Dezember der Prozess beginnen, der klären sollte, wer Cedric umgebracht hat. Doch wegen Corona-Verdachtsfällen unter den Verfahrensbeteiligten wird die Verhandlung auf den 23. Februar verschoben. Auch dieser Termin platzt, weil eine Verteidigerin sich plötzlich krankmeldet.
Zur Verzweiflung der Eltern soll es nun erst im April weitergehen. "Wir können gar nicht anfangen zu trauern, aufzuarbeiten. Weil wir immer noch stark sein müssen, um die Sache durchzustehen für unseren Jungen", sagt Manja Webersinke traurig.

Sie und ihr Mann wünschen sich dringend, dass der Prozess endlich stattfindet, dass geklärt wird, wer Schuld an Cedrics Tod hat. "Das bringt uns alles unser Kind nicht wieder, aber es würde zur Verarbeitung helfen", sagen sie. Sie wollen einfach nur Gewissheit. "Und dass der Täter eine angemessene Strafe bekommt. Das ist uns wichtig.“