Pannenserie bei Panzern

Der zahnlose Puma sorgt (erneut) für mächtigen Ärger

Schützepanzer Puma auf dem Truppenübungsplatz Medientag Goodbye Marder - Welcome Puma der Panzerbrigade 21 aus Augustdorf. Schützenpanzer Puma während einer laufenden Gefechtsübung auf dem Truppenübungsplatz Bergen in der Lüneburger Heide. Im hintere
Schützepanzer Puma auf dem Truppenübungsplatz Medientag Goodbye Marder - Welcome Puma der Panzerbrigade 21 aus Augustdor
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Technische Ausfälle, Munitionsmangel und steigende Kosten reihen sich nahtlos in die Liste der Bundeswehr-Probleme ein. Als Sinnbild für die Pannenserie muss nun der Puma herhalten. Der Schützenpanzer sollte eigentlich im kommenden Jahr für die NATO-Eingreiftruppe Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) eingesetzt werden. Daraus wird wohl nun nichts mehr.

Technik, die entgeistert

Erst am 4. März 2020 lud die Bundeswehr zum Medientag unter dem Titel „Goodbye Marder – Welcome Puma“ auf dem Truppenübungsplatz Bergen ein. Ursprünglich, so war es zumindest gedacht, sollte der neue Schützenpanzer Puma seinen Vorgänger Marder ersetzen. Nun wird der Puma allerdings wieder durch den Marder ersetzt. Einen Panzer, der fast ein halbes Jahrhundert alt ist und eigentlich demnächst in die Ukraine geschickt werden sollte.

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Doch fangen wir erstmal von vorne an. In einer eineinhalbseitigen Pressemeldung der Bundeswehr vom 19. Dezember wird das Panzer-Problem eher umkurvt. Von „herausfordernden taktischen und klimatischen Übungsbedingungen“ ist die Rede. So undeutlich das Verteidigungsministerium beim Grund ist, umso deutlicher informiert die Pressestelle über das Problem, das vom neuen Puma ausgeht. So kam es bei den Übungen „zu unerwartet hohem Ausfall am neuen Waffensystem“. Weitere wichtige Informationen ließen sich in der Pressemitteilung nicht finden.

18 von 18 Panzern sind bei einer Schießübung ausgefallen

19.12.2022, Slowakei, Bratislava: Christine Lambrecht (SPD), Bundesministerin der Verteidigung, wird von Jaroslav Nad, Verteidigungsminister der Slowakei, mit militärischen Ehren empfangen. Anschließend besucht Lambrecht im Nato-Land Slowakei station
Verteidigungsministerin Lambrecht zu Besuch in der Slowakei
dpa, Kay Nietfeld

Aus Medienberichten geht nun allerdings ein viel verheerenderes Bild für den Panzer-Neuzugang hervor – übrigens nicht zum ersten Mal. Der Puma hatte schon vor dem derzeitigen Totalausfall, bei dem 18 von 18 Panzern mit technischen Problemen bei einer Schießübung ausgefallen sind, mit dem Spitznamen „Pannen-Panzer“ für Schlagzeilen gesorgt. Wegen technischer Probleme hatte sich bereits der ursprüngliche Auslieferungstermin des knapp 17 Millionen Euro teuren Schützenpanzers verzögert. Erst im vergangenen Jahr war er für gefechtstauglich erklärt worden.

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Nun wird der Puma wieder aus dem Verkehr gezogen. Sehr zur Überraschung der Bundeswehr. „Wir waren nach den vorangegangenen Übungen noch recht zuversichtlich, weil der Puma sich gut geschlagen hatte. Und nun kommt dieser ungewöhnlich hohe Ausfall“, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Laut ersten Erkenntnissen soll das Schadensbild von abgenutzten Zahnkränzen bis hin zu Problemen mit der Elektronik reichen. Offizielle Angaben dazu wurden aber nicht gemacht.

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Puma-Nachkauf ausgeschlossen

Nach der Pannenserie will Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht nun die Reißleine ziehen. Weitere Bestellungen des von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) entwickelte und produzierte Gefechtsfahrzeug wird es nicht geben. „Bevor sich das Fahrzeug nicht als stabil erweist, wird es kein 2. Los geben“, versicherte Lambrecht. „Unsere Truppe muss sich darauf verlassen können, dass Waffensysteme auch im Gefecht robust und standfest sind.“ Die Bundeswehr hat etwa 350 der Schützenpanzer des Typs Puma beschafft. Davon stehen aktuell 42 in einer speziellen Konfiguration für die VJTF zur Verfügung.

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Nach den Ausfällen von 18 Panzern beginnt nun allerdings vorerst die Fehleranalyse. Wer trägt die Schuld an der Panne? Die Bundeswehr oder die Industrie? „Dieser Ausfall ist natürlich äußerst unschön – um das mal harmlos auszudrücken.“, sagte Marie-Agnes Strack-Zimmermann in einem RTL-Interview. „Wahrscheinlich werden jetzt beide aufeinander zeigen.“ Viel Zeit bleibt dafür aber nicht. Die defekten Panzer sollen eigentlich ab Januar für die Nato im Einsatz sein. In inoffiziellen Kreisen rechnet man allerdings erst mit einem frühestmöglichen Einsatz ab April. Bis dahin plant die Bundeswehr den knapp 50 Jahre alten Panzer des Typ Marder für die NATO-Eingreiftruppe einzusetzen.

Lambrecht erneut unter Druck

Kurz vor dem Abflug zum Bündnispartner Slowakei prasselten die Hiobsbotschaften rund um den Puma auf Christine Lambrecht ein. Kurzerhand berief sie ein Krisentreffen im Verteidigungsministerium. Derweil wurde auch die Debatte um die 57-Jährige lauter. CDU-Generalsekretär Mario Czaja kritisierte Lambrecht am Montag in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv scharf: „Frau Lambrecht ist nie richtig in dem Amt angekommen (…) Sie ist gerade in dieser schwierigen Zeit bei weitem nicht die Richtige in diesem Amt.“

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Sein größter Kritikpunkt ist die vermeintliche Handlungslosigkeit Lambrechts. „Von den 100 Milliarden, die wir ihr im Frühsommer im Bundestag zur Verfügung gestellt haben , hat sie nicht einmal mehr eine Ausschreibung bislang auf den Weg gebracht“, erklärt der 47-Jährige. Daher hofft Czaja nun, dass sich Bundeskanzler Scholz der „Sache“ annehmen wird. (dpa/rdr)

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