Opfer haben Deformationen, Schmerzen und schwere Schwellungen
Pfusch-Zahnärztin spritzt Kunststoff statt Hyaluron ins Gesicht – über 40 Frauen entstellt
Einmal Lippen aufspritzen beim Zahnarzt – was hierzulande undenkbar ist, ist in Brasilien ganz normal. In dem Land, in dem Schönheitsoperationen an der Tagesordnung sind, bieten viele Zahnärzte auch Behandlungen fürs Gesicht an. Weil eine Pfuscherin dabei statt Hyaluronsäure flüssigen Kunststoff aus der Zahnmedizin verwendet hat, sind nun die Gesichter von über 40 Frauen entstellt. Mehr dazu im Video.
Patientinnen Material für Zahnprothesen gespritzt
"Schaut Euch nur mein Lächeln an! Wenn ich lächle, zittert meine linke Backe", klagt Katarina Aguiar Bertanha. Weil sie jugendlicher wirken will, entschließt sie sich, ein paar Falten wegspritzen zu lassen. Doch Zahnärztin Gisele Gomes (34) aus Rio de Janeiro verwendet dafür nicht wie geplant Hyaluronsäure. Sondern Polymethylmethacrylat, auch Acrylglas genannt. Der Kunststoff wird in der Zahnmedizin zum Beispiel beim Anfertigen von Prothesen verwendet.
Dutzende Frauen wurden Opfer von Gisele Gomes

Das Material verbindet sich mit dem Körpergewebe, Katarinas Gesicht wird durch den Eingriff entstellt. "Wenn ich lächle, kann man nicht mal mehr meine Zähne sehen", sagt sie. Aber sie ist nicht das einzige Opfer der Pfuscherin. Als eine von Gomes' Patientinnen zur Polizei geht und ihren Fall über die sozialen Medien verbreitet, melden sich immer mehr Frauen, inzwischen über 40. Ultraschalluntersuchungen belegen, dass allen Kunststoff ins Gesicht gespritzt wurde.
Kunststoff im Gesicht hinterlässt bleibende Schäden
"Die meisten dieser Patientinnen haben Deformationen entwickelt. Ihre Gesichter wurden komplett entstellt, und sie haben Beulen, die permanent sind", erklärt Radiologin Fernanda Cavallieri. Die Zahnärztin habe den Frauen zugesichert, Hyaluron zu verwenden, das mit der Zeit verschwindet. Doch dann habe sie einfach den flüssigen Kunststoff gespritzt.
Über 40 Frauen zeigen die Ärztin an. Sie beklagten Deformationen, Schmerzen, Blutergüsse und schwere Schwellungen im Gesicht. Manche werden depressiv, verlieren ihre Arbeit, ihre Beziehung scheitert. Damit der Kunststoff wieder entfernt werden kann, müssen einige Opfer mehrfach operiert werden. Und damit rechnen, nach dem Eingriff große Narben zu behalten.
Verteidigung der Zahnärztin spricht von allergischen Reaktionen

Zahnärztin Giselle Gomes ist untergetaucht. Die Staatsanwaltschaft hat sie wegen schwerer Körperverletzung, Betrug und illegaler Ausübung eines Berufs angeklagt. Gomes' Verteidigung erklärt, die Zahnärztin habe in ihrer Karriere bereits 2.000 Schönheitsbehandlungen durchgeführt. Bei den von der Anklage genannten Fällen handele es sich um Ausnahmen, um allergische Reaktionen der Patientinnen. Giselle Gomes trage daran keine Schuld.
Der Zahnärztin aus Rio de Janeiro drohen bis zu 15 Jahre Haft. Ihren Beruf darf sie nicht mehr ausüben. (bst)