Von Zufall geht hier niemand ausImmer wieder brennt es in Hendrik Gerdes' Wohnsiedlung: "Wir müssen echt Angst haben"

Für die Feuerwehr ist es inzwischen zur Routine geworden: Sie müssen Kellerbrände löschen und Bewohner evakuieren, wie hier in der Nacht zum 29. August.
Für die Feuerwehr ist es inzwischen zur Routine geworden: Sie müssen Kellerbrände löschen und Bewohner evakuieren, wie hier in der Nacht zum 29. August.
Freiwillige Feuerwehr Norden / Thomas Weege
von Nicklas Just

Kann man im Warfenweg noch sicher wohnen?
Allein in diesem Jahr haben drei Keller in der Straße in Norden (Niedersachsen) gebrannt. Auch Hendrik Gerdes hat schon Kokelspuren im Keller gefunden. Seine Familie lebt in dauernder Angst vor dem Feuer.

Die Feuerwehrsirenen reißen die Familie aus dem Schlaf

Es ist mitten in der Nacht, gegen halb zwei, als die Tochter von Hendrik Gerdes aufwacht und zu weinen beginnt. Sirenen heulen im Warfenweg. Die Feuerwehr ist wieder da. Es ist das dritte Mal in diesem Jahr, dass sie zu einem Kellerbrand in der Straße ausrücken muss. „Angst haben wir schon“, erzählt Anwohner Hendrik Gerdes im Gespräch mit RTL. „Zumal wir drei kleine Kinder im Haus haben.“ Zum Glück ist es diesmal nicht ihr Haus, in dem es brennt.

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Gemeinsam mit den anderen Hausbewohnern achtet die fünfköpfige Familie darauf, die Haustür immer verschlossen zu halten. „Zumal ich schon einmal gesehen habe, dass im Keller jemand versucht hat zu zündeln, mit Streichhölzern und Zeitungspapier. Das hat aber nicht geklappt“, berichtet der 25-Jährige. Von einer mehr oder weniger natürlichen Brandursache geht im Warfenweg niemand mehr aus, erzählt er.

Im Video: Auch in diesem Wohnhaus brennt es immer wieder

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Seit 2022 brennt es immer wieder im Warfenweg

Über die Drehleitern retten die Einsatzkräfte 10 Menschen aus dem Haus. Weitere 29 können das Haus über das Treppenhaus verlassen, das die Feuerwehr zuvor von Rauch befreit.
Über die Drehleitern retten die Einsatzkräfte 10 Menschen aus dem Haus. Weitere 29 können das Haus über das Treppenhaus verlassen, das die Feuerwehr zuvor von Rauch befreit.
Freiwillige Feuerwehr Norden / Thomas Weege

Der letzte Brand, am 29. August, sitzt den Anwohnern immer noch in den Knochen. Er war gut 100 Meter von Hendrik Gerdes’ Wohnung entfernt. Um 1.27 Uhr bekommt die Feuerwehr Norden den Notruf: Kellerbrand im Warfenweg. Kurz nachdem die Einsatzkräfte vor Ort ankommen, schlagen erste Flammen aus dem Kellerfenster. „Unsere Priorität ist bei so einem Einsatz die Menschenrettung“, sagt der Einsatzleiter der Feuerwehr Thomas Kettler im Gespräch mit RTL. Mit seinem Team holt er 39 Personen aus dem brennenden Haus – davon 15 Kinder.

„Durch die Fenster haben wir den Keller dann mit Schaum geflutet“, berichtet der Stadtbrandmeister weiter. Das Haus ist vorerst unbewohnbar. Eine heiße Spur zur Brandursache scheint der Polizei derzeit noch zu fehlen. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt Polizeisprecherin Wiebke Baden auf RTL-Anfrage. Erste Brände gab es im Warfenweg laut Anwohner Hendrik Gerdes 2022. Zuerst gehen Autos und Müllcontainer in Flammen auf, dann brennt es immer wieder in Kellern.

Die Angst vor dem Feuer ist ein ständiger Begleiter

„Für mich ist das unverständlich“, sagt Hendrik Gerdes. „Zumal auch viele Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden.“ Sorgen macht er sich aber nicht nur um seine eigene Wohnung, sondern auch um seine Mutter, die direkt gegenüber wohnt. Bei jedem Feuerwehreinsatz schießt ihm durch den Kopf: „Hoffentlich ist es nicht bei ihr.“

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Die Familie des 25-Jährigen will einfach nur weg aus dem Warfenweg. Weil die Wohnung mit drei Kindern zu klein geworden ist, aber auch, um endlich nicht mehr mit der dauernden Angst vor dem nächsten Feuer leben zu müssen.