Inflation löst Armutswelle aus

Berliner Tafel: „Die Zahl der Menschen, die kommen, hat sich in letzter Zeit teilweise verdoppelt“

 Berlin Corona-Krise Berliner Tafel Auswirkungen der Corona-Krise. Die Corona-Situation hat auch fuer die Hilfsorganisation Berliner Tafel weitreichende Konsequenzen. 42 LAIB und SEELE-Ausgabestellen mussten schliessen, nur drei der Ausgabestellen haben noch geoeffnet. Rund 50.000 beduerftige Menschen kommen ueblicherweise jeden Monat an den Ausgabestellen. Damit die Menschen weiterhin gespendete Lebensmittel erhalten koennen, beliefert die Berliner Tafel nun die Menschen zu Hause. In einer Halle auf dem Berliner Grossmarkt packen freiwillige Helferinnen und Helfer Tueten mit Lebensmitteln im Bild, die verteilt werden. In einigen Bezirken uebernehmen Radfahrerinnen und Radfahrer der Rebel Riders mit Lastenraedern die Vor-Ort-Verteilung von Tuer zu Tuer. LAIB und SEELE ist eine Aktion der Berliner Tafel e.V., der Kirchen u
Der Andrang bei der Berliner Tafel wird immer größer. „Unsere Mitarbeitenden müssen den Kunden dann sagen: Heute leider keine vier Äpfel, sondern nur zwei“, so die Vorsitzende der Berliner Tafel.
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von Philip Scupin

Die drastisch gestiegenen Preise bringen die Tafeln in Deutschland an ihre Kapazitätsgrenzen. Aufnahmestopps seien an einigen Ausgabestellen in der Stadt nur noch dadurch zu vermeiden, dass sie das Angebot reduzieren, sagt jetzt die Vorsitzende der Berliner Tafel, Sabine Werth, im Interview mit RTL/ntv.

Supermärkte spenden weniger Lebensmittel

An den betroffenen Ausgabestellen könnten sich die Kundinnen und Kunden nur noch alle 14 Tage Lebensmittel abholen statt einmal die Woche, so Werth. „Die Zahl der Menschen, die kommen, hat sich in letzter Zeit teilweise verdoppelt.“ Sie berichtet davon, dass die Tafel wegen des großen Andrangs weniger Lebensmittel pro Person ausgeben könne. „Unsere Mitarbeitenden müssen den Kunden dann sagen: Heute leider keine vier Äpfel, sondern nur zwei.“

Hintergrund sei auch, dass aus den Supermärkten zuletzt bei Obst und Gemüse weniger Spenden gekommen seien. Weil die meisten Menschen gerade wegen der hohen Preise weniger einkaufen, ordern die Supermärkte weniger Lebensmittel im Großhandel – und somit bleibt auch weniger übrig. Ein Teil davon geht derzeit zudem in die kriegsgebeutelte Ukraine.

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Deutschland droht "gesellschaftliches Leck"

Die Chefin der Berliner Tafel berichtet im Interview davon, dass sich die zusammengeballten Krisen Corona, Krieg und Inflation deutlich bemerkbar machten. „In den letzten Wochen kommen immer mehr Menschen zu uns, die sagen: Ich hatte nie vor, zur Tafel zu gehen, aber jetzt kann ich nicht mehr anders.“ Die Corona-Zeit habe dazu geführt, dass viele Menschen ihre Reserven aufgebraucht hätten.

Unter den Kundinnen und Kunden seien inzwischen auch viele Solo-Selbstständige oder Menschen aus der Veranstaltungsbranche. „In unseren Köpfen ist das eigentlich die Mittelschicht.“ Werth befürchtet ein „gewaltiges gesellschaftliches Leck“ in Deutschland.

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