Fake-Beziehung Freundschaft plus

Warum sich Männer oft nicht auf eine Beziehung einlassen – und Frauen das mitmachen

Middle aged couple sitting at the table in the kitchen at home, not speaking.
Sie will eine Beziehung, er mag's lieber locker - kennt ihr das Problem?
Izabela Habur, iStockphoto

Man versteht sich blendend, der Sex ist toll, eigentlich passt alles – und trotzdem ist man nicht offiziell zusammen.
Kennt ihr solche Fälle aus eigener Erfahrung oder aus dem Freundeskreis? Oft will sich eine Person dann nicht binden, nicht selten ist es der Mann. Und die Frau? Die hofft meist, dass er doch noch erkennt, dass sie die Eine ist – und befördert sich damit in die Warteschleife. Warum sich Männer oft nicht auf Beziehungen einlassen und Frauen das mitmachen.

Warum lassen sich Menschen nicht auf Beziehungen ein?

Wenn doch alles passt, worauf warten? Diese Frage stellen sich wohl viele Menschen, die in einer Art Freundschaft plus festhängen, mit jemandem, der sich nicht so richtig binden möchte. Nur woran liegt’s?

„Gerade bei jüngeren Menschen zeigen aktuelle Untersuchungen, dass sich viele allein und mit sich wohler fühlen“, erklärt Paarberaterin Ruth Marquardt im RTL-Interview. Die Folge: Viele wählen lieber eine glückliche Beziehung mit sich selbst ohne Konflikte und kombinieren diese mit einer Freundschaft plus. So müssen sie sich nicht wirklich festlegen, sind aber dennoch nicht allein, sondern haben eine Verbindung zu anderen, Sex – und können dennoch jederzeit sagen: Das war’s, wir hatten ja keine wirkliche Beziehung.

„Dieses Phänomen lässt sich auch zunehmend bei Menschen beobachten, die eine Trennung nach einer langen Beziehung hinter sich haben“, weiß Marquardt. Der Grund: Viele lecken nach einer solchen Trennung noch ihre Wunden, suchen Heilung und hoffen häufig, diese in einer neuen Beziehung finden zu können. Ein Trugschluss! Denn: „Heilung ist eine Arbeit, die ich in erster Linie mit mir selbst leisten muss – damit ich nicht meine ungeklärten Baustellen in die nächste Beziehung trage.“

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Sind es wirklich eher Männer, die sich nicht binden möchten?

Keine Frage, es können sowohl Männer als auch Frauen sein, die bei einer Bindung zögern. Dennoch tun sich tendenziell eher Männer schwer, wenn es darum geht, eine Beziehung offiziell fzu machen oder sich innerhalb einer Beziehung fester zu binden, weiß die Paarberaterin.

Der Grund: „Männer haben mehr Zeit. Sie sind nicht an die Uhr gebunden.“ Sie begeistern sich zwar für Sex, fest binden wollen sie sich hingegen weniger. „Es ist häufig die FOMO (Fear of missing out)“, erklärt Marquardt.

„Vielleicht kommt ja noch eine Bessere, etwas Besseres. Gerade von Frauen, die das Modell Freundschaft plus gewählt haben, höre ich immer wieder, egal ob sie 18 oder 30 sind, dass ihr Freundschaftspartner noch andere Frauen nebenher datet oder auch immer wieder betont, er wolle nicht mehr.“

Umso erschreckender, dass das offenbar viele Frauen mitmachen! Aber warum ist das so? Und wie kriegen viele Männer das hin, dass wir das Spiel einfach mitspielen?

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Was sagen Männer, um Frauen in der Warteschleife zu halten?

Hier gibt es laut Marquardt mehrere Szenarien:

  • Sie malen Zukunftsszenarien, von denen sie wissen, dass ihre Partnerin diese gern hören: „Ich freue mich schon, wenn wir irgendwann zusammen ziehen. Das wird mega.“ Aber nichts passiert.

  • „Ich freue mich schon, wenn wir mit meinen Freunden weggehen.“ Aber man lernt seine Freunde einfach nicht kennen. Ähnlich verhält es sich mit der Familie.

  • Alternativ der Satz: „Ich bin NOCH nicht so weit. Ich habe ein wirklich schlechtes Gewissen, aber ich brauche noch Zeit.“

  • Oder sie suchen Mitgefühl: „Ich habe noch an den Wunden meiner Ex-Beziehung zu knabbern.“

Was allerdings bei vielen Männern – und natürlich auch Frauen, die sich nicht binden möchten – eigentlich dahintersteckt, ist: „Ich finde dich wirklich klasse, aber mehr als Freundschaft plus ist gerade für mich nicht drin.“

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Warum spielen viele Frauen das Spiel mit?

Hier spielt vielen etwas eigentlich Schönes so gar nicht in die Karten: die Hoffnung! „Viele Frauen denken, er überlegt es sich noch anders. Sie hoffen, warten ab, geben sich geduldig und verständnisvoll“, weiß Marquardt. Doch: „Die Hoffnung ist hier ein mieser Verräter. Innerlich fehlt etwas, aber sie kommen nicht dran.“

Dieses nicht „Drankommen“ sorgt dafür, dass in unserem Gehirn das Hormon Dopamin ausgeschüttet wird – und wir uns noch mehr anstrengen. „Viele Frauen sind dann motiviert, ihm zu zeigen, dass sie die Richtige sind. Es kommt jedoch häufig nichts zurück.“

Das Problem: Der unerreichbare Mann wird dank Dopamin-Ausschüttung noch attraktiver – und viele Frauen geben sich dann mit dem Wenigen, was er ihnen in einer Freundschaft plus gibt, zufrieden. Die Folge: Der eigene Selbstwert wird immer kleiner.

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Wie können Frauen das Spiel durchschauen?

„Aufhorchen sollte jede Frau, wenn sie merkt, seine Worte sind nicht mehr als heiße Luft“, warnt Marquardt. Zwar erzählt er viel, ist aber:

  • nicht verlässlich.

  • sagt Treffen kurzfristig ab.

  • lässt sich emotional nicht ein.

  • Ich selbst fühle mich immer wieder sitzengelassen.

  • Ich bin enttäuscht.

  • Ich wünsche mir eine Weiterentwicklung, die aber nicht stattfindet.

  • Er tut mir nicht mehr gut, ich zweifle an mir.

  • Ich bleibe, obwohl mein Kopf weiß, ich sollte gehen und meine Liebe jemandem schenken, der sie wirklich will.

  • Wenn ich merke, dass ich den Glaubenssatz entwickelt: Ich finde keinen Besseren! „Doch, aber dein Gehirn erzählt dir jetzt eine Geschichte. Du machst dich gerade abhängig und innerlich klein“, weiß die Expertin.

  • Wenn ich merke, ich fühle mich unwürdig. Meine Wünsche werden nicht berücksichtigt. Ich bin in einer Bittsteller-Position.

Trifft einer oder mehrere dieser Punkte zu, ist es an der Zeit, sich und seinen Selbstwert zu schützen. Man sollte sich klar machen, was man wirklich will – möglicherweise ist es doch eine „richtige“ Beziehung und eben keine Freundschaft plus.

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