Gabriel C. wollte Trennung angeblich nicht akzeptieren

Aus Rache! Ex tätowierte seinen Namen in Tayanes Gesicht

von Christina Warnat

Als Tayane Caldas ihren gewalttätigen Freund verließ, ging der Albtraum für die 18-Jährige weiter: Im RTL-Interview erzählt die Frau, wie Gabriel C. sie aus Rache entführt, misshandelt und ihr seinen Namen ins Gesicht tätowiert haben soll. Das brutale Ende einer toxischen Beziehung, die von Missbrauch und Eifersucht geprägt war.

Tayane Caldas: Nach einer kurzen Trennung eskalierte die Gewalt erneut

Tayane Caldas nevor ihr Ex-Freund ihr Gesicht mit einem Tattoo entstellt hat.
Tayane Caldas bevor ihr Ex-Freund ihr Gesicht mit einem Tattoo entstellt hat.
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Drei Jahre waren Tayane und Gabriel aus dem südbrasilianischen Bundesstaat São Paulo ein Liebespaar. Die beiden kamen zusammen, als sie gerade fünfzehn Jahre alt war. Die ersten zwei Monate seien harmonisch verlaufen, doch dann habe er angefangen, sie zu schlagen, erzählt sie im Gespräch mit RTL. Schließlich habe sie sich getrennt, eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt, die Gabriel untersagte, sich ihr zu nähern. Nach acht Monaten Beziehungspause soll er um eine zweite Chance gebeten haben. Er habe sich entschuldigt und versprochen, sich zu ändern. Tayane glaubte ihm, die beiden kamen heimlich erneut zusammen – ein fataler Fehler, wie die 18-Jährige heute weiß.

Zuletzt wohnte das Paar in einer gemeinsamen Wohnung, Schläge seien an der Tagesordnung gewesen. Er habe kontrollieren wollen, welche Kleidung sie anzog, mit wem sie Zeit verbrachte, sogar die Passwörter für ihre Instagram- und Facebook-Accounts verlangt, dort Fotos und Kontakte gelöscht. „Selbst mit meiner Familie sollte ich nichts mehr zu tun haben. Er wollte immer dabei sein, wenn er nicht dabei sein konnte, hat er Treffen verboten. Von da an wurde es immer schlimmer“, sagt Tayane. „Als es mit der Gewalt losging, glaubte ich noch, dass er sich ändern könnte. Aber als es sich dann verschlimmerte, akzeptierte ich es, denn er sagte, wenn er das mit mir nicht machen kann, tut er meiner Familie etwas an. Meinen Brüdern, meinen Freunden. Mir war es lieber, dass er mich verletzt, statt die Menschen, die ich liebe.“

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Ex terrorisierte Tayane mit Morddrohungen

Ihre Mutter war zunehmend verzweifelt. „Ich habe jedes Kapitel dieser furchtbaren Beziehung mit ihr durchlebt. Und ich habe immer gesagt: ‘Pass auf Tayane, beim nächsten Mal wird er Dich umbringen’“, sagt Débora Vellosa. „Für ihn war Tayane sein Eigentum.“ Immer wieder habe Débora das Gespräch mit Gabriels Eltern gesucht, jedoch ohne Erfolg.

Erneut erwirkte sie eine einstweilige Verfügung, wieder machte Tayane Schluss, dieses Mal endgültig. Doch mit der Trennung sei der Terror eskaliert. Gabriel habe sie bedroht, ihr nachgestellt. Sie habe sich kaum noch alleine vor die Tür gewagt, sich bei sämtlichen Sozialen Medien abgemeldet, hatte nicht einmal mehr ein Handy, um sich seinen Übergriffen zu entziehen. „Seine verbalen Aggressionen wurden immer schlimmer, er schrieb ihr furchtbare Nachrichten, dass er sie umbringen wolle, und dass er uns als Familie etwas antun würde“, erzählt ihre Mutter.

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Ex tätowierte seinen Namen: "Er hat mein Gesicht zerstört"

Gabriel C. und Tayane Caldas waren drei Jahre ein Paar. In dieser Zeit sei psychische und physische Gewalt an der Tagesordnung gewesen, erzählt die 18-Jährige im RTL-Interview.
Gabriel C. und Tayane Caldas waren drei Jahre ein Paar. In dieser Zeit sei psychische und physische Gewalt an der Tagesordnung gewesen, erzählt die 18-Jährige im RTL-Interview.
Instagram/gabrielcoelho_tattoo und Instagrame/tayane004, Instagram/gabrielcoelho_tattoo und Instagrame/tayane004, Instagram/gabrielcoelho_tattoo und Instagrame/tayane004

Am 20. Mai war Tayane auf dem Weg zu einer Fortbildung, als Gabriel C. sie abgefangen und genötigt haben soll, in sein Auto zu steigen. Er habe die 18-Jährige zu seinem Haus in Taubaté, einer Stadt im Vale do Paraíba, gefahren. „Er schlug auf meinen Kopf ein, würgte mich, er versuchte mich umzubringen.“ Der 20-Jährige habe ihre Arme mit Schnürsenkeln gefesselt und sie aufs Sofa geworfen, gesagt: „Ich werde Dir meinen Namen ins Gesicht tätowieren", erinnert sie sich. „Da fing ich bitterlich zu weinen an und flehte, das um Himmels Willen nicht zu machen. Ich sagte ihm, dass ich doch arbeiten muss und dass das mein Leben zerstören würde. Er sagte: ‘Das interessiert mich nicht.’“ Gegen ihren Willen habe er seinen vollen Vor- und Zunamen vom rechten Ohr bis zum Kinn tätowiert. Nicht das erste Zwangs-Tattoo. Während ihrer Beziehung habe er sich bereits mit Gewalt auf ihrer Brust und im Intimbereich verewigt, behauptet Tayane. „Er hat mich von innen zerstört“, sagt sie. “Als ich mich im Spiegel anschaute, war ich nicht mehr ich selbst. Er hat mein Gesicht zerstört, weil er mir zeigen wollte, dass ich ihm gehöre.“

Aus Angst, dass er sie weiter schlägt, habe Tayane so getan, als wäre alles in Ordnung. „Um Mitternacht fing Gabriel dann an zu weinen, schaute in mein Gesicht an und sagte: ‘Siehst Du, was ich mit Dir gemacht habe? Um Gottes Willen, Du darfst nicht mit mir zusammen bleiben.’ Im selben Moment änderte er seine Meinung wieder und sagte: ‘Bitte, ich bin nichts ohne dich, verzeih mir, ich möchte gerne eine andere Person sein, aber ich brauche eine Chance.’ So ging das die ganze Nacht.“

Erst nach öffentlichem Druck wurde Gabriel C. festgenommen

Unterdessen machte sich ihre Mutter große Sorgen, gab sogar eine Vermisstenanzeige auf, ehe Gabriel und dessen Vater Tayane am Samstagmorgen heim brachten. Als Débora das Tattoo sah „brach ich zusammen, ich fiel auf den Boden und schrie und schrie. Mein Schmerz war unendlich“. Gabriel habe ihre Tochter gebrandmarkt „als wäre sie ein Tier“.

Tayane habe das Tattoo mit Make-up überdeckt, wollte zur Arbeit gehen. Doch ihre Mutter konnte sie überzeugen, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Dort behauptete Gabriel, seine Ex habe das Tattoo gewollt. Zum Beweis legte er eine Sprachnachricht vor, in der sie genau das sagt. Tayanes Einwand, die Audio sei unter Zwang entstanden, sei ignoriert worden. Der Kommissar habe geglaubt, „dass ich einfach eine Mutter bin, der das nicht passte, aber dass Tayane das eben gewollt hätte“, sagt Débora. „Und weil sie zu diesem Zeitpunkt schon 18 Jahre alt war, konnte ich nicht viel für sie tun“.

In ihrer Verzweiflung habe sie sich an die Medien gewandt, das Interesse sei riesig gewesen und der Druck auf die Polizei irgendwann so enorm, dass Gabriel in Untersuchungshaft kam. Weil er gegen die einstweilige Verfügung verstoßen hat und von ihm nach wie vor eine Gefahr ausgeht, muss er dort bis zum Beginn seines Prozesses bleiben. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen schwerer Körperverletzung erhoben. Schon jetzt fürchten Tayane und ihre Familie den Tag, an dem er wieder in Freiheit ist.

Tayane Caldas: "Er wäre zu etwas Schlimmerem fähig gewesen"

Heute lebt sie wieder bei ihrer Mutter, den beiden Brüdern und ihrer kleinen Schwester. Die 18-Jährige hat die Schule beendet, jobbt in einem Supermarkt und absolviert eine Ausbildung im Bereich Personalwesen. Eine Klinik in Taubaté hat von ihrer Geschichte erfahren und ihr eine teure Laserbehandlung geschenkt. Zwei Termine hat sie bereits hinter sich, doch es wird noch etwa ein bis zwei Jahre und zehn Sitzungen lang dauern, bis die Signatur ihres Ex-Freundes endlich aus ihrem Gesicht verschwunden ist. Und damit die Erinnerung an eine Zeit der Gewalt, die ihr jeden Morgen im Spiegel begegnet.

Um all das verarbeiten zu können, macht Tayane eine Therapie. Ihr Ex, tue ihr inzwischen nur noch leid, Gefühle habe sie keine mehr für ihn. „Es ist traurig zu sehen, zu welcher Person er geworden ist“, sagt sie im RTL-Interview. „Er war dazu in der Lage, das mit mir zu machen und ich glaube, er wäre auch noch zu etwas Schlimmerem fähig gewesen.“