WHO fordert neue Virusbezeichnung

Aus Angst vor Affenpocken! Affen in Brasilien mit Gift und Steinen attackiert

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Die Angriffe auf Affen aus bloßer Angst vor dem Virus haben laut Tierschutzorgansisationen zugenommen.
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Virus aus Wuhan, Schweinegrippe, Affenpocken – Namen für Viren oder Krankheiten können Menschen, Länder und auch Tiere stigmatisieren. Anfang 2020, als sich das neuartige Coronavirus aus Wuhan ausbreitete, wurden viele chinesische Menschen ausgegrenzt, während der Schweinegrippe 2009 wurden Millionen Schweine geschlachtet. Jetzt werden die ersten Affen zum Opfer: In Brasilien mehren sich aus Angst vor dem Affenpocken-Virus die Angriffe mit Steinen und Gift auf die Primaten.
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Mit Steinen beworfen und vergiftet! - Attacken auf Affen nehmen zu

So wurden laut einem Bericht der Zeitung „El Tiempo Latino“ zehn Affen in Brasilien gerettet, nachdem sie Anzeichen einer Vergiftung gezeigt hatten, sieben Affen seien an den Folgen der Attacke gestorben. Die brasilianische Umwelt-Militärpolizei geht davon aus, dass die Angriffe von Menschen ausgeführt wurden, die Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus haben. Die Behörde hat eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet, um die Schuldigen zu finden und überwacht die Wälder.

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Und der beschriebene Vorfall scheint kein Einzelfall zu sein: Dener Giovanini, Koordinator des National Network to Fight Wildlife Trafficking (Renctas), erklärte gegenüber NBC News, dass in verschiedenen Regionen Brasiliens Affen mit Steinen angegriffen, vergiftet oder erschossen worden seien. „Der für diese neue Krankheit gewählte Name ist sehr unglücklich. Viele Menschen in Brasilien glauben, dass die Affen Überträger der Krankheit sind und verfolgen diese Tiere“, so der Tierschützer.

WHO fordert neuen Namen für das Virus

ARCHIV - 26.07.2022, USA, Fort Detrick: Eine kolorierte transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme von Partikeln des Affenpockenvirus (rot) in einer infizierten Zelle (blau), die im Labor gezüchtet und in der NIAID Integrated Research Facility aufgenommen wurde. Rund drei Monate nach dem ersten Affenpocken-Nachweis in Deutschland spricht das Robert Koch-Institut (RKI) erstmals von bekannt gewordenen Ansteckungen bei Minderjährigen. (zu dpa «Affenpocken-Fälle in Europa steigen - Impfstoff teils knapp») Foto: Niaid/Niaid/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die WHO fordert eine neuen Namen und neue Bezeichnungen für die Untergruppen des Virus.
zeus sei axs, dpa, Niaid

Tatsächlich macht die WHO seit Wochen Druck, den Namen Affenpocken zu ändern. Darüber hinaus fordert Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel im Gespräch mit der Deutschen-Presse-Agentur neutrale Namen für die verschiedenen Affenpocken-Untergruppen zu finden und nicht von „Westafrika“- oder „Kongobecken“-Gruppen zu reden. Das sei stigmatisierend und diskriminierend und erwecke den falschen Eindruck, dass die jüngsten Ausbrüche des Virus etwas mit Afrika zu tun hätten. Zusätzlich kritisieren die Virologen, dass oft Fotos afrikanischer Patienten verwendet werden.

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„Das Problem mit den geografischen Bezeichnungen ist zum einen, dass sie oft nicht stimmen, zum anderen, dass sie oft dazu führen, dass die Orte, nach denen die Erreger benannt werden, Nachteile erfahren“, sagt Neher gegenüber der Deutschen-Presse-Agentur. Dadurch werde beispielsweise das Reisen in die Regionen vermieden.

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Woher kommt der Name "Affenpocken"?

Eine Namensänderung könnte den ein oder anderen Affen schützen! Doch woher kommt der Name des Virus’ überhaupt? Affenpocken wurden in den 1950er Jahren das erste Mal in Dänemark bei Affen nachgewiesen und haben daher ihren Namen erhalten. Heute sind sich Virologen einig, dass sich Affen und Menschen zwar mit dem Virus infizieren können, der natürlich Wirt jedoch Nagetiere sind. Bei der jüngsten Ausbreitung wird das Virus durch engen Körperkontakt zwischen Menschen übertragen und hat nichts mit Affen zu tun.

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Warnung vor Stigmatisierung

Auch Betroffene einer Krankheit werden immer wieder stigmatisiert und diskriminiert. Die heute unter dem Namen AIDS bekannte Krankheit wurde in den 80er Jahren das erste Mal bei homosexuellen Männern in den USA festgestellt und zunächst Grid – gay-related immune deficiency (twa: mit Schwulen in Verbindung stehende Immunschwäche) – genannt. Trotz der Namensänderung und des Wissens, dass sich die Krankheit keineswegs auf homosexuelle Männer begrenzt, rückten Menschen aus Angst vor einer Ansteckung von Homosexuellen ab. (dpa/lmi)

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