Missbrauchskomplex in Nordrhein-Westfalen
Anwalt von Wermelskirchen-Täter: Marcus R.s Vernehmung dauerte vier Tage

Der Hauptbeschuldigte im Missbrauchsfall Wermelskirchen hat seinem Anwalt zufolge all seine Taten gestanden. Rechtsanwalt Christian Lange teilte mit, dass sein Mandant in einer „ganzen Reihe von schwerwiegenden Fällen“ kleine Kinder missbraucht habe und im Besitz einer erheblichen Menge an kinderpornografischem Material gewesen sei. „Dafür verantwortet er sich und er weiß, dass ihn zu Recht eine lange Freiheitsstrafe erwartet“, so der Verteidiger.
Marcus R. erschlich sich als Babysitter Zugang zu Kindern
Dem 44-Jährigen aus Wermelskirchen (Nordrhein-Westfalen) wird bisher der Missbrauch von zwölf kleinen Kindern vorgeworfen. Marcus R. soll im Internet seine Dienste als Babysitter angeboten haben und so Kontakt zu seinen Opfern aufgenommen haben – darunter wohl auch Kleinkinder und Babys, das jüngste war laut Polizei erst einen Monat alt.
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Laut dem Anwalt soll der Wermelskirchener die Taten „sehr schnell“ nach seiner Verhaftung gestanden haben. Zudem habe er weitere Taten eingeräumt, die ihm offenbar im ersten Haftbefehl noch gar nicht vorgeworfen wurden. Lange erklärte, sein Mandant habe vier Tage lang bei der Polizei ausgesagt. Dabei sei geklärt worden, welche Taten sein Mandant selbst begangen habe und welche nicht. Der 44-Jährige soll laut seinem Anwalt der Polizei außerdem bei der Aufklärung weiterer Fälle geholfen haben, für die er nicht verantwortlich gewesen sei.
Laut Anwalt soll Hauptverdächtiger sich übers Internet mit Gleichgesinnten ausgetauscht haben
Die Polizei hatte auf einer Pressekonferenz erklärt, dass bisher 74 Verdächtige und 33 Opfer identifiziert worden seien. Der Hauptbeschuldigte Marcus R. habe mit anderen Männern kinderpornografisches Material von „unvorstellbarer Brutalität“ getauscht. Selbst erfahrene Ermittler waren schockiert über den Inhalt der sichergestellten Videos und Fotos.
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Der Verteidiger des Hauptverdächtigen erklärte, dass sein Mandant über das Internet Kontakt zu anderen Usern mit „pädophilen Interessen“ aufgenommen habe. „Hierzu werden Chats und Plattformen bzw. Foren genutzt, die in aller Regel nicht so einfach frei zugänglich sind“, so der Anwalt. Dort habe ein „umfangreicher Austausch“ stattgefunden. Sein Mandant habe dort kinderpornografisches Material bezogen und gesammelt und sich auch Informationen über die anderen Chatteilnehmer notiert.
In der Vernehmung habe der 44-Jährige dann der Polizei erklärt, welche Aufnahmen er selbst angefertigt hatte und woher die anderen Videos und Fotos aus seiner Kinderporno-Sammlung stammten.
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Laut Ermittlern ist Marcus R. "im Kern geständig"
Die Ermittler hatten zuvor erklärt, dass der Mann aus Wermelskirchen „im Kern geständig“ sei. Sie schlossen aber auch nicht aus, dass noch weitere Opfer identifiziert werden. Bisher seien erst zehn Prozent der sichergestellten Dateien ausgewertet. Die Live-Sicherung der Daten von 232 Datenträgern hatte 17 Tage gedauert. Auf einer Festplatte hatten die Ermittler 3,5 Millionen Bilddateien und 1,5 Millionen Videos entdeckt.
Wermelskirchen ist neben Münster, Lügde und Bergisch Gladbach einer von vier großen Missbrauchsfällen der vergangenen Jahre in Nordrhein-Westfalen. (jgr, mit dpa)