Forderung nach klarer Empfehlung
Angepasste Impfstoffe: Welcher für wen - und wann? Hausärzte beklagen Impf-Chaos

Die Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna erwarten in Kürze die Zulassung ihrer an die Omikron-Variante BA.1 angepassten Corona-Impfstoffe durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA. Innerhalb weniger Tage könnte es dann losgehen mit der neuen Boosterimpfung. Doch bereits Ende September/Anfang Oktober könnte auch ein an die Varianten BA.4 und BA.5 angepasster Impfstoff auf den Markt kommen. Sollte man vielleicht doch eher auf den warten?
Der Deutsche Hausärzteverband fordert eine klare Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko).
Deutsche Hausärzteverband kritisiert "kommunikatives Chaos"
„Dass nun angepasste Impfstoffe zur Verfügung stehen, ist eine sehr positive Nachricht“, sagte der Bundesvorsitzende des Verbandes, Ulrich Weigeldt, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Mittwoch). „Weniger schön ist das kommunikative Chaos rund um die verschiedenen angepassten Impfstoffe.“
Patientinnen und Patienten würden sich fragen, ob es sinnvoll sei, sich Anfang September mit dem an BA.1 angepassten Impfstoff impfen zu lassen, oder ob man auf den an BA.4/BA.5 angepassten Impfstoff warten sollte, sagte Weigeldt. „Hier braucht es sehr zeitnah eine klare Empfehlung der Stiko, an welcher sich auch die Hausärztinnen und Hausärzte orientieren können.“ Bisher lägen dazu keinerlei Informationen vor.
Am Montag hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Lieferungen eines an die Virusvariante BA.1 angepassten Impfstoffes für Anfang September angekündigt. Eine EU-weite Zulassung steht noch aus, wird aber erwartet.
„Der beste Impfstoff hilft nichts, wenn er liegen bleibt“
Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, nannte das in den Zeitungen der Funke Medienguppe (Mittwoch) „eine gute Nachricht“. Die klinischen Studien der Hersteller zeigten, dass das adaptierte Vakzin deutlich mehr Antikörper gegen Omikron hervorrufe und somit der Immunschutz gesteigert werden könne.
„Der beste Impfstoff hilft aber nichts, wenn er liegen bleibt“, sagte Reinhardt. Ältere Menschen und Patienten mit Immunschwäche und schweren Vorerkrankungen sollten sich zügig ein viertes Mal impfen lassen, auch wenn in einigen Wochen mit der Zulassung weiterer neuer Impfstoffe gegen die BA.4- und BA.5-Varianten zu rechnen sei, empfahl Reinhardt. Ob auch junge, gesunde Menschen ihren Immunschutz durch eine Impfung mit den neuen BA.1- beziehungsweise BA.4/BA.5-Vakzinen steigern sollten, müsse die Stiko beurteilen. (dpa/dhe)