Angeblich vermisster Teenager meldet sich zu Wort

Seine Geschichte ging um die Welt: DAS sagt Rudy Farias selbst

Der vermisste Junge, der nie wirklich weg war.
Rudy Farias wurde angeblich acht Jahre lang gesucht – doch dann die irre Wendung! Laut Polizei in Houston war er nie weg. Und auch für später erhobene Anschuldigungen wie sexueller Missbrauch durch die Mutter lassen sich keine Beweise finden. Erstmals spricht Rudy Farias jetzt selbst mit den Medien: Der junge Mann erzählt seine Version der Wahrheit – und wo er die letzten acht Jahre gelebt hat.

Acht Jahre in Gefangenschaft: „Ich litt am Stockholm-Syndrom“

Rudy Farias als Teenager
Der mittlerweile 25-jährige Rudy Farias zum Zeitpunkt seines Verschwindens.
CNN

Als Rudy Farias vor zwei Wochen verletzt vor einer Kirche in Houston (Texas) aufgegabelt worden war, glaubte die Welt noch an ein Wunder. Seine Mutter Janie Santana wirkte erleichtert, dass ihr „nonverbaler Sohn“ wieder zurück ist. Nonverbal scheint der 25-Jährige aber nicht zu sein, im Gegenteil. Rudy spricht und das nicht zum Vorteil seiner Mutter.

Es ist kaum zu glauben, was der vermisste Mann zu sagen hat: Rudy soll acht Jahre in Gefangenschaft gelebt haben. Seine Mutter soll ihn zu Hause festgehalten haben. Als er für zwei Tage weglief, habe sie ihm damit gedroht, dass die Polizei ihn deswegen einsperren würde.

Immer wieder habe sie ihm Gefängnis angedroht, dabei lebte er laut eigener Aussage bereits in einem. Sie hat mich manipuliert. Sie sagte, ich würde wegen Geschwindigkeitsüberschreitung verhaftet werden. Ehrlich gesagt, fühlte es sich einfach wie eine Gehirnwäsche an“, berichtet der 25-Jährige dem TV-Sender Fox26 Houston.

Außerdem sagt Rudy, dass er am Stockholm-Syndrom gelitten habe. Dem Anschein nach hätte er jederzeit gehen können, doch er fühlte sich laut eigener Aussage manipuliert und schuldig – deswegen blieb er. Menschen, die unter dem Stockholm-Syndrom leiden, entwickeln in ihrer Geiselnahme ein anderes Verhalten. Sie fangen an mit ihrem Peiniger zu sympathisieren, das kann sogar bis zur Liebe reichen.

Bei Besuch musste sich Rudy Farias im Zimmer verstecken

Rudy Farias' aunts, from left, Sylvia Sanchez Lopez, Pauline Sanchez and Michelle Sanchez speak outside Houston Police headquarters after HPD Chief Troy Finner gave an update on the Farias case, Thursday, July 6, 2023 in Houston. Farias, who was reported missing as a teenager in 2015, returned home the next day but he and his mother deceived officers by giving false names over the ensuing eight years, police said Thursday. (Brett Coomer/Houston Chronicle via AP)
Rudys Tanten, Sylvia Sanchez Lopez, Pauline Sanchez und Michelle Sanchez kamen immer mal wieder zu Besuch - ohne zu ahnen, dass ihr vermisster Neffe in seinem Zimmer sitzt.
BTC, AP, Brett Coomer

Die Nachbarn von Mutter Janie Santana sollen all die Jahre mitbekommen haben, dass Rudy bei ihr wohnte. Sie sollen nichts davon gewusst haben, dass die Mutter ihn weiterhin als vermisst gemeldet hatte. Doch seine Familie blieb im Glauben, dass der damals 17 Jahre alte Rudy immer noch wie vom Erdboden verschluckt war.

Wenn Janie Besuch empfang, musste sich Rudy in seinem Zimmer verstecken, behauptet er: „Ich saß zu Hause fest. Wenn jemand vorbeikam, sagte mir meine Mutter, dass ich in meinem Zimmer bleiben und keinen Mucks von mir geben soll“, erzählt Rudy bei Fox26.

Seine Tante – die er furchtbar vermisste – sei bei Besuchen nur wenige Meter von ihm entfernt gewesen, doch er habe sich zurückhalten müssen. „Ich wollte schreien, aber gleichzeitig konnte ich das nicht. Die einzige Person, der ich vertrauen konnte, war meine Mutter“, erzählt Faria.

Lese-Tipp: Rudys Familie sah ihn angeblich schon 2018!

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Keine Anklage gegen Janie Santana

Nach all dem, was Rudys Mutter ihrem Sohn laut eigener Aussage angetan haben soll, möchte der 25-Jährige keine Beziehung mehr zu ihr. Die Anschuldigungen, dass Janie Santana ihren Sohn sexuell missbraucht haben soll, lehnt Rudy allerdings ab. „Sie hat sich mir nicht aufgedrängt oder so etwas“, stellt er bei Fox26 klar.

Der 25-Jährige ist froh, frei zu sein, sagt er: „Es fühlt sich wie Frieden an!“ – obwohl er nach offiziellen Angaben der Polizei Houston nie ein Gefangener war. Was genau in seinem Elternhaus zwischen ihm und seiner Mutter in den vergangenen acht Jahren vorgefallen ist, wissen vermutlich nur die beiden selbst. Ob die ganze Wahrheit jemals an die Öffentlichkeit gerät? Unklar. Eine Anklageerhebung gegen die Mutter gibt es von offizieller Seite jedenfalls bislang nicht. (amp)

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