Rätsel um 25-Jährigen geht weiter

Wurde Rudy gar nicht acht Jahre vermisst? Nachbar: Er hat die ganze Zeit bei seiner Mutter gelebt

War Rudy Farias in Wirklichkeit nie weg? Das Rätsel um den 25-Jährigen, der nach acht Jahren wieder aufgetaucht sein soll, wird immer größer. Jetzt behaupten Nachbarn im US-Sender ABC13, sie hätten in den letzten Jahren regelmäßig Kontakt zu Rudy gehabt.

Nachbarn überrascht, dass Rudy Farias vermisst wurde

Rudy Farias als Teenager
Der mittlerweile 25-jährige Rudy Farias zum Zeitpunkt seines Verschwindens.
CNN

"Dieser Junge ist nie vermisst worden", sagt Kisha Ross dem Sender. "Er hat immer in meiner Garage mit meinem Cousin, meinem Sohn und meiner Tochter abgehangen." Für seine Familie und ihn sei es ein Schock gewesen, zu erfahren, dass Rudy Farias wieder aufgetaucht sein soll. Schließlich sei ihnen gar nicht bekannt gewesen, dass er überhaupt verschwunden war.

Ein weiterer Nachbar aus Houston (US-Bundesstaat Texas) bestätigt, Rudy habe jahrelang im Haus seiner Mutter gelebt. "Ich war schockiert, dass angeblich jemand vermisst wurde, den wir immer wieder gesehen haben", sagt er.

Passant fand Rudy Farias vor Kirche in Houston

Laut Polizei entdeckte ein Passant den 25-Jährigen am Donnerstag schlafend vor einer Kirche in Houston. Seine Familie erklärte, Rudolph "Rudy" Farias sei verletzt und offenbar entführt und schwer misshandelt worden. Auf Bildern sind große Wunden an seinen Füßen zu erkennen. Rudy spreche so gut wie gar nicht, berichtete seine Mutter Janie Santana.

Rudys Tante Bella Ninos schreibt auf Facebook, er habe neben den körperlichen auch zahlreiche seelische Wunden davongetragen. Ihr Neffe kenne nicht einmal seinen Namen und glaube, 14 Jahre alt zu sein. "Er erinnert sich kaum an etwas." Der 25-Jährige sei schreckhaft und müsse erst wieder Vertrauen fassen. "Jede Kleinigkeit löst in ihm etwas aus, wir müssen in seiner Nähe vorsichtig sein", berichtet Ninos. Aber seine Mama sei für Rudy da und werde "nicht von seiner Weite weichen".

Santana hatte ihren Sohn am 6. März 2015 als vermisst gemeldet, nachdem er vom Gassigehen mit seinen zwei Hunden nicht zurückgekehrt war. Der damals 17-Jährige litt unter Depressionen und hatte schon versucht, sich das Leben zu nehmen. Eine intensive Suche begann, seine Familie sah ihn angeblich einmal im Jahr 2018. Aber Rudy galt weiterhin als vermisst.

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Rudy Farias' Mutter widerspricht Nachbarn

A missing poster for Rudolph "Rudy" Farias IV is shown during the Missing Person Day event at City Hall Sunday, Jan. 31, 2016, in Houston. Farias, who went missing as a teenager in 2015 after last being seen walking his dogs in Houston has been found alive, his family and police said Monday, July 3, 2023. (TexasEquuSearch/Courtesy of Houston Chronicle via AP)
Mit diesem Plakat wurde Rudy Farias gesucht.
AP

Aber wie passt das alles mit den Aussagen der Nachbarn zusammen? Kisha Ross' Cousin bestätigt, dass er in den letzten Jahren immer wieder Zeit mit Rudy verbracht hat. "Wir haben viel gelacht", sagt er zu ABC13. "Manchmal ist er auch alleine in den Park gegangen." Der 25-Jährige sei oft bei ihnen zuhause gewesen. Nur in den letzten Wochen hätten sie "Dolph", wie sie ihn in Abkürzung seines Vornamens Rudolph nennen, nicht gesehen.

Rudys Mutter hat dafür eine einfache Erklärung: Es handele sich um ihren Neffen und nicht um Rudy, erzählt sie ABC13-Reporterin Brooke Taylor und gibt ihr ein Bild des Neffen. Als Taylor den Nachbarn das Bild zeigt, sind die sich sicher: Das ist nicht der Junge, mit dem wir immer wieder Kontakt hatten.

Houston: Junge erzählte Nachbarn vom Unfalltod des Bruders

Wie Rudys Mutter auf ihre Version der Geschichte kommt, ist Kisha Ross ein Rätsel. "Ich weiß es nicht und habe den ganzen Tag lang versucht, das herauszufinden", sagt er. "Zurzeit bin ich verwirrt und frage mich: Was ist los?"

Ein Indiz dafür, dass es die Nachbarn tatsächlich mit Rudys Farias und nicht mit seinem Cousin zu tun hatten: Nach Rudys Verschwinden erzählte dessen Mutter der Polizei, ihr Sohn leide nach dem Unfalltod seines Bruders 2011 an Depressionen. Genau darüber habe der Nachbarsjunge auch gesprochen, erzählt Kisha Ross: "Er sagte, er habe einen Bruder bei einem Motorradunfall verloren. Und immer, wenn er an seinen Bruder dachte, kam er nicht zu uns. Sondern zog sich ganz allein in den Wald zurück." (bst)