Mental-Health-Experte klärt auf
Nach Knallhart-Kritik von Désirée Nick: Hätte man Naddel helfen können?

Eigentlich sollte Naddel nach ihrem Tod in Frieden ruhen können.
Aber auch wenn die Anteilnahme unter den Stars und Sternchen seit Tagen riesig ist, ist die spitzzüngige Désirée Nick (68) not amused: Sie hat sich nun all diejenigen vorknöpft, die Betroffenheit heucheln. Denn laut ihr sei Nadja Abd el Farrag (†60) im Stich gelassen worden, man hätte ihr nicht genug geholfen. Ist diese Kritik berechtigt? Hätte man Naddel überhaupt helfen können? Das sagt der Experte.
Désirée Nick kritisiert Umgang mit Nadja Abd el Farrags Tod
Sie waren Kolleginnen und 2004 gemeinsam im Dschungelcamp: Reality-TV-Legende und Schauspielerin Désirée Nick und Nadja Abd el Farrag. Letztere ist am 9. Mai 2025 viel zu früh im Alter von 60 Jahren in Hamburg gestorben.
Ihr Leben glich einer echten Achterbahnfahrt. So sprach die langjährige Partnerin von Dieter Bohlen (71) unter anderem 2018 erstmals öffentlich darüber, dass sie an Leberzirrhose erkrankt ist. Alkohol sei immer ein schwieriges Thema für sie gewesen, trotz ihrer Leberprobleme habe sie nicht darauf verzichten wollen. Sie habe sich oft „verloren und heimatlos” gefühlt, erklärte die Tochter einer Deutschen und eines Sudanesen einst ihren Alkoholkonsum.
Über die Jahre hinweg verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand immer weiter, die Todesursache soll Organversagen sein.
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Seit ihrem Tod melden sich etliche Wegbegleiter, Promi-Kollegen, Freunde und Bekannte, teilen (alte) Bilder und Worte. Für die „spitzeste Zunge Deutschlands”, Désirée Nick, ein No-Go: „Die Heuchelei der Branche ist hundert Prozent entlarvt. Ich finde es abstoßend, wie Nadja im Nachhinein noch für den eigenen Content missbraucht wird”, sagt sie in der Abendzeitung München.
Genau dieses Verhalten kritisiere sie nicht nur, es spiegele für sie auch Naddels traurige Lebensrealität wider: „Genau diese verlogene, verheuchelte Ausbeutung, dieser Opportunismus untalentierter Schmarotzer und Selbstdarsteller, die nichts zu bieten haben, hat Naddel zerbrechen lassen.”
Menschen, die eigentlich gar nicht für Nadja Abd el Farrag da waren, tun laut Nick nun so, als seien sie gute Freunde gewesen. „Es widert mich an, wie nun auf Naddels Grab getanzt wird, von Kollegen, die sich zu Lebzeiten nicht um sie geschert haben”, spricht die 68-Jährige Klartext.
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Hätte sie sich überhaupt helfen lassen? Experte: „Alkohol war in Naddels Fall nicht das Problem, sondern die Lösung”
Heißt: Laut ihr hätten Menschen, die eigentlich gekonnt hätten, zu wenig für Naddel getan, nicht geholfen und weggesehen. Es stellt sich jedoch die wichtige Frage, ob sich jemandem wie Nadja Abd el Farrag, mit all ihren Dämonen – allen voran den Alkoholproblemen – überhaupt hätte helfen lassen. Eine Debatte, die nun neu entfacht wurde.

Dazu sagt Jörn-Marc Vogler, Mental-Health-Experte von @4minds.official im RTL-Interview: „Alkohol war in Naddels Fall nicht das Problem – sondern die Lösung. Die entscheidende Frage ist nicht nur medizinisch, sondern menschlich: Warum konnte niemand sie halten? Wo war das soziale Netz – oder hat es nicht ausgereicht?”. Das Problem: „Die bittere Wahrheit lautet, dass das Umfeld es manchmal gar nicht erkennen will.” Gerade beim Thema Alkohol gebe es noch immer Stigma, wo gerne weggeschaut wird. Doch Betroffene brauchen Hilfe, denn für sie sei Alkohol die Lösung für ein tieferliegendes Problem. „Man betäubt die Schmerzen eines traurigen, leeren Lebens”, so Vogler.
Stress, Einsamkeit, Selbstwertkonflikte, traumatische Erfahrungen – all das könne der Ursprung dafür sein, dass jemand sich im Alkohol verliert. Kurzfristig helfe das Zellgift, es schaffe laut Vogler eine künstliche Distanz zum inneren Schmerz – doch langfristig zerstört es Körper, Geist und Beziehungen.
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Was kann ich tun, wenn jemand aus dem eigenen Umfeld zu viel trinkt?
Wichtig ist, zu wissen: „Alkoholsucht ist eine Krankheit, keine Charakterschwäche. Und gerade deshalb brauchen Betroffene Mut, Empathie aber auch Handlungsfähigkeit”, so der Experte.
Er empfiehlt folgende Dinge:
Wahrnehmen, nicht wegsehen! Wenn sich eine euch nahestehenden Person verändert, zum Beispiel was körperlichen Abbau, Rückzug oder Stimmungsschwankungen angeht, können das Anzeichen für Alkoholprobleme sein.
Ansprechen, aber ohne Vorwürfe! „Ein wertschätzendes Gespräch kann Türen öffnen. Wichtig: Ihr solltet echte Sorge zeigen.”
Begleiten statt kontrollieren! „Bietet Hilfsangebote an, sucht gemeinsam Beratungsstellen auf und versucht, für die Person da zu sein. Arbeitet jedoch nicht mit Druck.”
Eigene Grenzen wahren! „Man kann zwar helfen – aber niemanden retten, der (noch) nicht gerettet werden will.
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Damit alkoholabhängige Menschen wieder genesen können, ist ein Entzug essenziell. Doch unter anderem auch eine Psychotherapie, um unverarbeitete Emotionen zu lösen und das richtige Umfeld, „um sich gesehen und gehalten zu fühlen”, sei vonnöten. Außerdem müssen Betroffene laut des Mental-Health-Experten neue, richtige Wege erlernt werden, wie man wirklich mit Schmerz umgeht.
Was wir durch Nadja Abd el Farrags Schicksal lernen können
Nadja Abd el Farrag hat nun nicht mehr die Chance, ihr Leben umzukrempeln. Doch ihr tragisches Schicksal könnte uns daran erinnern, aufeinander Acht zu geben. Und es erinnert uns daran, „wie still, einsam und schleichend eine Sucht verlaufen kann.” Es brauche laut Jörn-Marc Vogler mehr als Therapieplätze. Bewusstsein, Begegnung, den Mut, hinzusehen – all das sei wichtig, um Betroffenen zu helfen. Sowohl bei anderen, als auch bei sich selbst.
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Der Weg aus der Alkoholsucht: Hier finden Betroffene Hilfe – die wichtigsten Adressen
Suchtberatungsstelle
Die Suchtberatungsstelle ist die erste Anlaufstelle für Menschen, die professionelle Hilfe in Anspruch nehmen möchten. In einem ersten Gespräch wird überlegt, welche Hilfe und Behandlung erforderlich und erwünscht ist. Hier könnt ihr euch außerdem über die finanziellen und rechtlichen Voraussetzungen einer Behandlung informieren.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilferganisationen und -gruppen eröffnen Alkoholkranken die Chance auf ein unabhängiges Leben. Hier lernen sie, Schwierigkeiten und Probleme zu bewältigen, offen über eigene Sorgen zu sprechen und Krisen zu meistern. Aber auch Partner, Kinder, Eltern und Freunde von Betroffenen sind in Selbsthilfegruppen willkommen. Selbsthilfegruppen sind also für Menschen da, denen es genau so geht wie den Betroffenen. Wer erkennt, dass er nicht alleine ist mit seinem Problem, erfährt damit die erste Rückenstärkung. Vielen hilft bereits der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe.
Einrichtungssuche
Der Link http://www.dhs.de/einrichtungssuche.html führt Sie zur Einrichtungsdatenbank der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. Hier finden Betroffene und deren Angehörige Informationen zu den bundesweit 1800 ambulanten Suchtberatungsstellen und 800 stationären Suchthilfeeinrichtungen. Über die Ortssuche können Sie nach Hilfeangeboten in Ihrer Region suchen.
Ansonsten findet ihr die wichtigsten Einrichtungen auch hier.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt oder Therapeuten nicht ersetzen.